Beliebte Arbeitgeber:Da wollen alle hin

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Es sind immer dieselben, die die Liste der beliebtesten Arbeitgeber anführen. Aber wer begehrt ist, muss nicht gleich der beste sein. Berufseinsteiger sollten sich an ihren Bedürfnissen orientieren.

Georg Etscheit

Wer als Neuling in ein Unternehmen kommt, fühlt sich erst einmal wie auf einem anderen Stern. Überall fremde Gesichter, Türen, hinter denen Unbekanntes wartet. "Am Anfang kennt ein Mitarbeiter doch noch nicht einmal den Weg zur Toilette", sagt Georg Schneider, Chef der bekannten Weißbierbrauerei Schneider Weisse in Kelheim an der Donau. Der Familienbetrieb wurde 2007 im Mittelstandswettbewerb "Top Job" zum "Arbeitgeber des Jahres" gekürt. Ehre verpflichtet. Und dazu gehört eben auch, jedem Neuankömmling einen erfahrenen Mitarbeiter, einen "Paten", an die Seite zu stellen, der die ersten Schritte im Unternehmen begleitet und beim Eingewöhnen hilft.

Image-Rankings verraten, wo Hochschulabsolvierende am liebsten Arbeiten würden. Autobauer belegen traditionell die Spitzenplätze. (Foto: Foto: dpa)

Seitdem die Wirtschaft wieder floriert und der "War for talents" voll entbrannt ist, bemühen sich viele Unternehmen, in Arbeitgeber-Rankings und einschlägigen Wettbewerben möglichst gut dazustehen. Neben den harten Faktoren wie Gehalt oder Aufstiegschancen versuchen sie vor allem mit einer fortschrittlichen Unternehmenskultur zu punkten, etwa einer besonderen Fürsorge für die Mitarbeiter, Weiterbildungsangeboten oder flexiblen Arbeitszeiten. Ranglisten der angeblich besten Brötchengeber Deutschlands oder Europas gibt es reichlich. Wer sich bei der Wahl seines Arbeitsplatzes danach richtet, sollte sich darüber im Klaren sein, was sie aussagen und was nicht.

Autobauer oder hippe Konsumgüterhersteller

Am bekanntesten sind wohl die sogenannten Image-Rankings, in denen vorzugsweise Studierende kurz vor oder nach ihrem Abschluss nach ihren Lieblingsunternehmen befragt werden. Etwa der Universum Graduate Survey des schwedischen Beratungsunternehmens Universum Communications, das Ranking der TOP-100-Arbeitgeber des Berliner Beratungsinstituts Trendence oder das European Student Barometer, ebenfalls ein Trendence-Produkt. Bei diesen Ranglisten belegen traditionell Autobauer wie BMW, Porsche und Daimler oder hippe Konsumgüterhersteller wie Adidas die Spitzenplätze.

Oft spiegle das Unternehmensimage freilich nur die Beliebtheit eines Produktes wider, gibt Jochen Pett von der Deutschen Employer Branding Akademie (DEBA) in Berlin zu bedenken. Die Akademie hilft Unternehmen dabei, sich auch auf dem Arbeitsmarkt als gute Marke ("brand") zu präsentieren. "BMW baut eben tolle Autos." Gute Produkte bürgten aber nicht automatisch für eine gute Arbeitgeberqualität. Die Aussagekraft von Image-Rankings sei nun mal begrenzt. "Sie helfen einem Unternehmen oft nur, sich selbst ins beste Licht zu rücken."

BMW-Sprecher Michael Rebstock freut natürlich, dass seine Firma die Ranglisten der Top-Arbeitgeber seit Jahren anführt. "Erfolg generiert Erfolg. Und als erfolgreicher Automobilhersteller hat man auch bessere Chancen, gute Leute zu finden." Das betrifft in der Regel aber nur die fünf Prozent der Jahrgangsbesten, die heiß umworbenen High Potentials. Nur die können sich überhaupt Chancen ausrechnen, im globalen Wettbewerb bei einem Weltkonzern unterzukommen.

Beteiligung der Mitarbeiter am Firmengewinn

Die große Masse der Bewerber zieht freilich Mittelständler vor, die in den mit großem Medientamtam publizierten Image-Rankings selten auftauchten. Bessere Orientierung bieten hier jährliche Wettbewerbe wie der Mittelstandswettbewerb "Top Job" der compamedia GmbH aus Überlingen am Bodensee, der Wettbewerb "Deutschlands Beste Arbeitgeber" des Berliner Great Place to Work-Instituts oder der Best Pers Award der Universität Saarbrücken. Die Daten dieser Wettbewerbe basieren zum Teil auf anonymen Befragungen von Mitarbeitern der jeweiligen Unternehmen. "Da gibt es viele Hidden Champions, von denen viele noch nie etwas gehört haben", sagt Alexander Böhne von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Zu ihnen gehört das IT-Serviceunternehmen ConSol Software in München, das im Februar zu "Deutschlands bestem Arbeitgeber 2008" gekürt wurde. Die Firma überzeugte vor allem durch ein überzeugendes Modell der Beteiligung der Mitarbeiter am Firmengewinn. "Wir haben danach eine Vielzahl von Bewerbungen erhalten", sagt Firmensprecherin Isabel Baum. Allerdings hätten viele Bewerber offenbar nicht richtig recherchiert und nur die Liste der Wettbewerbsbesten.

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