Bayerns Uni-Rektoren:Zum Sparen bereit

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Im Gegenzug bietet Wissenschaftsminister Goppel Planungssicherheit bis 2008.

Von Christine Burtscheidt

München - Im Tauziehen zwischen den bayerischen Universitäten und dem Wissenschaftsministerium um notwendige Einsparungen zeichnet sich ein Kompromiss ab. Die Hochschulen sind bereit, Kürzungen von fünf Prozent im kommenden Haushaltsjahr hinzunehmen. Im Gegenzug versprach ihnen Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) Planungssicherheit bis 2008, um "diese Delle" langfristig wieder auszugleichen. Außerdem sollen bereits im Januar Arbeitsgespräche über eine Reform aufgenommen werden, die den Hochschulen künftig noch mehr Kompetenzen einräumt wie beispielsweise die Dienstherren-Eigenschaft.

Ein ganzes Wochenende tagten die elf bayerischen Universitätsrektoren in München. Zu Beginn drohten sie dem Wissenschaftsministerium, unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht einen Euro abzugeben. Am Ende eines langen Machtpokers sicherte Goppel ihnen dann jedoch Zielvereinbarungen bis zum Ende der Legislaturperiode sowie mehr Eigenverantwortung durch eine weitere Gesetzesnovelle zu. Dafür müssen die Uni-Chefs nun die fünfprozentigen Haushaltskürzungen 2004 schlucken. "Der Umbau beginnt mit einer Betriebsstörung", kommentierte den Umstand der Vorsitzende der bayerischen Rektoren, TU-Präsident Wolfgang Herrmann. Die "Notmaßnahmen" 2004 seien nur zu verkraften, wenn parallel dazu langfristige Planungssicherheit bei den Finanzen gegeben werde. Auch Goppel räumte ein, dass die Einsparungen 2004 einer Katastrophe gleich kämen, würden sie nicht durch mittelfristige Vereinbarungen aufgefangen. So versprach er den Rektoren, nachdem weitere Kürzungen von fünf beziehungsweise zehn Prozent im Raum stehen, in den kommenden Jahren neu mit der Regierung zu verhandeln. "Wenn der Schülerberg in die Hochschulen reinwächst, ist das nicht möglich."

"Störungen im Betrieb"

Vorerst aber stehen den Universitäten bittere Zeiten ins Haus. Sie verlieren fünf Prozent ihres Budgets bei steigenden Studentenzahlen und großen Löchern in ihrem Haushalt. Goppel bestätigte erneut, hier nach dem Verfahren "Köpfe statt Beton" vorzugehen. Es bleibt also bei dem Plan, mindestens die Hälfte der Summe durch eine vorläufige Verschiebung bereits beschlossener Bau- und Sanierungsarbeiten einzubringen. "Ein Haus ist ersetzbar, nicht aber Wissenschaftler, die dann längst abgewandert sind", sagte Goppel. Doch das reicht nicht aus. Auch beim Personal wird es einen Abbau von bis zu 2,5 Prozent geben. Der Minister schloss deshalb "Störungen im Betrieb" für 2004 nicht aus.

Zahlen wurden jedoch nicht genannt. Aus wohl informierten Kreisen hieß es jedoch, dass allein die neun bayerischen Landes-Universitäten 374 Stellen 2004 abgeben müssten. Das ist jede dritte bis vierte, die im kommenden Jahr frei wird. Die beiden Münchner Universitäten verlieren jeweils rund 100 Stellen, Erlangen rund 60, Würzburg und Regensburg etwa 40, Augsburg und Bayreuth rund 20 sowie Passau und Bamberg rund zehn. Das entspricht einer Summe von 150 Millionen Euro. Ebenso viel errechnete das Ministerium durch den Aufschub bei Sanierungen, so dass die gesamte Einsparsumme allein an den neun Landes-Universitäten bei 300 Millionen Euro liegt. Damit verschlechtert sich den Rektoren zufolge die Ausstattung erheblich, was nicht nur Folgen für die Lehre, sondern auch für die Wissenschaft haben wird. So achtet die Deutsche Forschungsgemeinschaft bei der Vergabe ihrer Zuschüsse genau darauf, wie gut es um die Ausstattung der Hochschule steht.

Goppel will nun diesen Sparvorschlag und die Forderung der Unis auf Zielvereinbarungen am Mittwoch Finanzminister Kurt Faltlhauser unterbreiten. Es könnte durchaus sein, dass dieser nicht einwilligt. Dann aber dürften der Regierung harte Zeiten mit den Universitäten bevorstehen.

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