Ausbildung:Bewerbungstipps für Schüler

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Für sich werben, Probeleser anheuern, die Form wahren.

Wenn Helga Krausser-Raether Siebtklässlern der Hermann-Herzog-Schule in Frankfurt die Kunst der Eigenwerbung erläutert, dürfen alle ihr Mobiltelefon aus der Tasche ziehen.

"Warum habt ihr euch eigentlich das Handy gekauft, mit dem Ihr jetzt eure SMS schreibt?", will die Karriereberaterin wissen. Die Antworten laufen alle auf einen Punkt hinaus: "Weil das Marketing für das Produkt gut ist", fasst Krausser-Raether zusammen. Genau darauf komme es auch bei Bewerbungsschreiben an. "Man muss für sich werben und das Interesse eines Personalentscheiders wecken".

Konventionen einhalten

In Zeiten der Ausbildungsplatzmisere haben es junge Leute auf dem Arbeitsmarkt nicht leicht. "Gerade darum ist es so wichtig, dass sie mit ihrer Bewerbung punkten", sagt Bewerbungstrainer Michael Wolke aus Münster. Zwar dürfen die jüngeren Bewerber ein wenig moderner ans Werk gehen, dennoch müssen inhaltliche und formelle Konventionen eingehalten werden: "Man kann sich abnabeln, aber eine gewisse Form muss gewahrt bleiben", sagt auch Jürgen Hesse vom Büro für Berufsstrategie in Berlin.

Wichtigster Punkt: eine vollständige Mappe. "Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse oder Bescheinigungen gehören hinein - eventuell auch Arbeitsproben", sagt Uwe Schnierda, Geschäftsführer der Karriereakademie in Bredenbek bei Hannover. Mit besonderer Sorgfalt sollten Schüler darauf achten, Rechtschreib- oder Tippfehler zu vermeiden. "Da gilt das Vier-Augen-Prinzip", so Karriereberaterin Krausser-Raether. Schüler sollten einem Lehrer oder einer anderen Vertrauensperson die Seiten zum Gegenlesen geben, damit Flüchtigkeitsfehler ausgebügelt werden.

"Papier und Schriftart sollten einheitlich sein", betont Hesse. Außerdem wird der Brief nicht allgemein an die "Damen und Herren" geschrieben, sondern an die jeweils zuständige Person adressiert. Und wer im Stapel der schwarzen Schnellhefter auffallen will, geht mit farbigen Papier ans Werk oder einer Mappe, die nicht jeder hat. "Wenn bei 50 Bewerbungen 48 gleich aussehen, wird jeder Entscheider sich erstmal die zwei ansehen, die anders sind", beschreibt Bewerbungstrainer Wolke den Prozess aus Arbeitgebersicht.

Allerdings kann auch zurückhaltendes Auftreten vorteilhaft sein: "In kaufmännischen Branchen sollte man deutlich machen, dass man sich an die Gepflogenheiten der Geschäftswelt anpassen kann - da fährt man mit einer klassischen Mappe besser", sagt Karriereberater Schnierda.

Internet und Bücher zu Rate ziehen

Ideen für das Verfassen eines Anschreibens oder das Layout des Lebenslaufes finden sich im Internet. Auch Bücher zum Thema gibt es mittlerweile in Hülle und Fülle. Zudem bieten Handelskammern, das Arbeitsamt oder Karriereberater Workshops an.

Da die meisten Schüler noch nicht viele berufliche Erfahrungen vorzuweisen haben, sollen in der Bewerbung auch Neigungen, Fähigkeiten und Motivation dargestellt werden - so sie mit dem angestrebten Beruf zu tun haben. "Die Schüler haben oft mehr zu bieten als sie ahnen", sagt Schnierda. Das sollen sie in kurzen klaren Sätzen darstellen. "Wer Florist werden will, kann durchaus schreiben, dass er sich zu Hause um die Pflanzen kümmert und für seinen grünen Daumen bekannt ist", sagt Hesse.

Auch mit Hinweisen auf Ehrenämter, Freizeitaktivitäten, Interessen und Lieblingsfächer kann der Bewerber Pluspunkte sammeln. "Wer in einem Verein Gruppenleiter ist, trägt Verantwortung, genießt das Vertrauen anderer und hat soziale Kompetenz", so Bewerbungstrainer Wolke. Das seien Eigenschaften, auf die es auch für einen Arbeitgeber ankommt.

Wichtig sind laut Uwe Schnierda praktische Erfahrungen im Wunschberuf: "Wer ein bis zwei freiwillige Kurzpraktika absolviert, wird keine Probleme haben, einen Ausbildungsplatz zu finden."

Viele Firmen beklagen nach Schnierdas Erfahrung, dass sich Bewerber nicht genügend mit Beruf und Firma auseinander setzen: "Wer es besser machen will, sollte begründen, welche drei Eigenschaften wichtig sind, und dass er sie mitbringt." Eine passgenaue Bewerbung kostet Zeit. Aber die Mühe lohnt sich nach übereinstimmender Meinung der Experten. Nichts sei schlimmer als ein liebloser Serienbrief - in diesem Punkt müsse eine Schülerbewerbung genauso perfekt sein wie die der Großen.

Literatur: Christian Püttjer, Uwe Schnierda: So schaffen Sie den Einstieg. Bewerbungstraining für Schulabgänger, Campus Verlag (ISBN 3-593-36689-4), 15,90 Euro

Jürgen Hesse, Hans Christian Schrader: Die perfekte Bewerbungsmappe, Eichborn Verlag (ISBN 3-8218-3864-7), 14,90 Euro

Christoph Kühnhanss: Bewerben ist Werben, Navigas AG (ISBN 3-9522479-0-1), 29 Euro.

© Quelle: sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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