Auktionator:"Wer bietet mehr?"

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Ein Auktionator braucht kaufmännisches Gespür und Fachwissen in einem Spezialgebiet. Eine klassische Ausbildung für diesen Beruf existiert jedoch nicht.

Hamburg Ein leichter Schlag des Holzhammers besiegelt das Geschäft. Die Jugendstilfigur geht für 25.300 Euro an den Käufer, einen Sammler, der anonym bleiben möchte. Der Auktionator lächelt zufrieden über das gute Geschäft. Von 600 Euro Ausrufpreis hatte er den Betrag bis zum Zuschlag schrittweise hochgesteigert.

Ein Auktionator bei einer Versteigerung (Foto: N/A)

Auf den Zuschlagpreis muss der Käufer dann noch 20 Prozent so genanntes Aufgeld, die Verkaufsprovision, zahlen.

"Auktionen sind faszinierend", meint Lars Koch, Geschäftsführender Gesellschafter des Auktionshauses Schopmann GmbH in Hamburg, des ältesten derartigen Unternehmens in Deutschland. "Aber den Beruf des Auktionators gibt es im klassischen Sinne der Ausbildung nicht", fügt er hinzu. Koch selbst ist Bankkaufmann und diplomierter Betriebswirt.

Bei Auktionen werden Waren jeder Art versteigert: Briefmarken, alte Waffen, Orden, Oldtimer-Autos, Zigarren, Weine und Schmuck gehören ebenso dazu wie Immobilien, Rinder, Blumen und alter Hausrat.

Größeres Interesse in der Öffentlichkeit finden vor allem Kunstauktionen. Die renommierten Auktionshäuser Sotheby's und Christie's machen mit ihren Versteigerungen gelegentlich sogar Schlagzeilen.

Virtuelle Auktionen immer beliebter

Man unterscheidet zwischen der realen Versteigerung, dem Treffen von Käufern und Verkäufern, und der zunehmend attraktiver werdenden virtuellen Auktion im Internet: "Dabei tritt ein Auktionator nicht in Erscheinung", sagt Matthias Schmidt-Pfitzner, der Chef des deutschen Ablegers der in 13 Ländern Europas tätigen QXL ricardo-Gruppe, einer der führenden Firmen im Online-Handel. "Bei der klassischen Auktion erfolgt der Zuschlag erst nach dem vorliegenden Höchstgebot. Im Internet ist die Versteigerung zeitlich begrenzt, die beste Offerte zum festgelegten Ende entscheidet."

Der Zuschlag mit dem Hämmerchen - von Fachleuten "Gavel" genannt - und die flotten Sprüche, mit denen der Auktionator interessierte Bieter bei Kauflaune hält, sind nur die äußeren Zeichen einer Tätigkeit, die viel kaufmännisches Gespür erfordert.

"Ein kaufmännischer Beruf ist eine gute Voraussetzung", sagt Lars Koch. "Sehr wichtig ist außerdem die Spezialisierung auf ein Fachgebiet. Generalisten, die heute Blumen und morgen Kunstwerke versteigern, gibt es nicht."

Kein anerkannter Ausbildungsberuf

"Auktionator ist kein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf, er ist als Erstausbildung auch schwer vorstellbar. Es gibt auch keine Anzeichen dafür, dass sich dies in absehbarer Zeit ändert", erklärt Hella Lüth vom Fachbereich Bildungspolitik des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) in Berlin.

Eine kaufmännische Grundlage hält aber auch sie für eine sehr gute Voraussetzung.

"Wer erfolgreich sein will, der muss verkaufen können. Er soll durch seine Persönlichkeit die Menschen inspirieren und zum Mitmachen beim Bieten anregen." Es gelte auch, die Gebote unter Kontrolle zu haben und den besten Preis zu erzielen, berichtet Koch aus dem Berufsalltag.

Die zu versteigernden Waren müssen geprüft und taxiert werden. Der Einlieferer erwartet auch Beratung, besonders was den zu erwartenden Mindestpreis angeht, zu dem das gute Stück ausgerufen werden soll. "Dazu sind qualifizierte Mitarbeiter notwendig", sagt Koch.

Die Vorbereitungen für eine Auktion sind nicht selten sehr umfangreich. Sollen Kunstwerke und andere hochwertige Objekte unter den Hammer kommen, wird ein aussagekräftiger Katalog im Farbdruck produziert, in dem auch die Mindestpreise genannt sind.

Nur mit Genehmigung vom Ordnungsamt

Für die Auktionen gibt es gesetzliche Vorschriften, die strikt einzuhalten sind. Mindestens zwei Wochen im Voraus muss die Versteigerung bei der zuständigen Behörde und bei der Handelskammer angemeldet werden. Für den Auktionator ist der Besitz einer Genehmigung des Ordnungsamtes nach Paragraph 34 b der Gewerbeordnung Pflicht.

Diese wird nur erteilt, wenn der Antragsteller bestimmte Voraussetzungen erfüllt und diese nachweist. Bei Vorstrafen und ungeordneten finanziellen Verhältnissen bemüht man sich vergebens.

Die berufliche Steigerung für einen Auktionator ist die öffentliche Bestellung zum Versteigerer durch die zuständige Behörde. "Diese erfolgt für solche Arten der Versteigerung, für die ein besonderer Bedarf besteht, und ist mit einer Vereidigung auf gewissenhafte und unparteiische Ausübung der Tätigkeit verknüpft", erläutert Helga Thomas von der Handelskammer Lüneburg. Dafür sind mindestens fünf Jahre Berufspraxis notwendig sowie der Nachweis besonderer Sachkunde.

Die Bezahlung für Angestellte in den Auktionshäusern richtet sich nach der Qualifikation. Für einfache Verkaufstätigkeiten und das Zuarbeiten liegt das Gehalt bei etwa 1500 Euro monatlich und kann dann bis auf 6000 Euro steigen. Auktionatoren der Spitzengruppe werden nicht selten Geschäftsführer oder gar Firmeninhaber.

(sueddeutsche.de/dpa)

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