Arbeitsplatz:Frühaufsteher wider Willen

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Härtetest im Hotel: Während die Freunde noch abfeiern, muss Michael schon Kaffeetassen und Eierbecher eindecken.

Jutta Göricke

(SZ vom 14.02.2001) Schon als Zehnjähriger musste ich meinen Eltern im Restaurant helfen. Das hab ich gehasst. Draußen auf der Straße hörte ich die anderen Kinder spielen, und ich durfte Teller tragen. Mir war immer klar: Nie gehst du in die Gastronomie. Heute bin ich im dritten Lehrjahr als Hotelfachmann. Und es macht mir Spaß.

Hotelfachleute lernen alle Bereiche eines Hotels kennen (Foto: N/A)

Wenn ich Frühdienst habe, fange ich schon um sieben Uhr morgens an. Dann fahre ich alle Rechner hoch und bereite das Frühstücksbüfett vor. Oder ich bin an der Rezeption, beschäftige mich mit Abrechnungen und empfange neue Gäste. Zwischendurch mache ich eine halbe Stunde Pause; bis zwölf Uhr muss allerdings schon das Mittagessen fertig sein. Da arbeiten wir auch in der Küche, Salat putzen und so. Danach ist erst mal zwei Stunden Spülmaschinendienst angesagt. Und um vier ist Schicht.

Kuscheln kommt zu kurz

Der Spätdienst ist meistens unberechenbarer. Da wirds schnell mal ein, zwei Uhr. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich vom Nachtdienst direkt in den Frühstücksservice geschlittert bin. Aber ich bin ein Nachtmensch, und der Spätdienst macht mir nichts aus. Morgens so früh aufzustehen, ist schon schlimmer. Zimmer sauber machen musste ich nur im ersten Lehrjahr. Das war okay, aber es gibt viele Azubis, die da abspringen.

Ich glaube, mein großer Vorteil war gerade, dass ich genau wusste, was auf mich zukam. Schwieriger ist das schon mit Beziehungen. Es ist eben nicht einfach, Freundschaften zusammenzuhalten, wenn man nur ein Wochenende im Monat frei hat. Und mit der Freundin abends Sofakuscheln ist auch nicht. So ein Beruf ist nun mal keine Geschichte, die ein paar Wochen dauert, sondern lebenslang.

Verantwortung zu tragen und diszipliniert zu arbeiten, habe ich schon im Zivildienst gelernt. Hart ist es nur zu Silvester oder Weihnachten. Da wird man eine Woche vorher mürrisch: Alle planen ihre Party, und du planst, wann die Gäste ihr Dessert bekommen.

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