Arbeitsmarkt:IT-Branche verfehlt Stellenziel

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Die Großen bauen ab, der Mittelstand stellt ein.

Die IT- und Telekommunikationsbranche hat ihre eigene Vorgabe verfehlt, 10.000 neue Arbeitsplätze im Jahr 2005 zu schaffen. Nach Schätzung des Branchenverbandes Bitkom stieg die Zahl der Stellen in diesem Jahr um 4000 auf 749.000. Bitkom-Präsident Willi Berchtold macht für den gebremsten Zuwachs zuvorderst die Entlassungswelle in Großbetrieben des Technologiesektors verantwortlich. Zugleich fehlen der Branche spezialisierte Arbeitskräfte. Ab 2008 fürchtet der Bitkom einen Mangel an Nachwuchs. "Dann können die Hochschulen den Bedarf der Unternehmen nicht mehr decken", sagte Berchtold.

Noch im Frühjahr hatte der Branchenverband sein Ziel bekräftigt, in diesem Jahr 10.000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Hoffnung begründete der Bitkom damals durch ein positives Geschäftsklima im Technologiesektor sowie den erhofften Durchbruch von neuen Technologien, wie etwa des schnellen Mobilfunkstandards UMTS. Entlassungen großen Stils bei den Konzernen der Branche wie Hewlett-Packard, IBM, Siemens oder der Deutschen Telekom verhageln nun die Prognose.

Dass die Bilanz nicht komplett ins Negative gerutscht ist, verdankt der Sektor den kleinen und mittelständischen Betrieben. "Vor allem die mittelständischen Software-Häuser und IT-Dienstleister stellen ein", erklärte Berchtold. "Nach unseren Berechnungen hat es der Mittelstand in diesem Jahr geschafft, die Arbeitsplatzverluste der Großen zu kompensieren."

28 Prozent der Mitglieder klagen laut Bitkom-Umfrage über zu wenige Spezialisten für bestimmte Nischen wie beispielsweise für die Absicherung von IT-Systemen. Ab 2008 rechnet der Verband mit einem Mangel an qualifizierten Nachwuchskräften, da es dann bei Informatikern zu wenige Absolventen gibt.

Insgesamt schaut der Sektor pessimistisch in das kommende Jahr. Der Stimmungsindex des Bitkom fiel auf 33,2 - nach einem Wert von 56,0 noch vor drei Monaten. Das Klima in der IT- und Telekommunikationsbranche ist damit so schlecht, wie seit Sommer 2003 nicht mehr.

© SZ vom 7.12.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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