Arbeitsmarkt:Fachkräftemangel kostet jährlich 18 Milliarden Euro

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Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften kommt die deutsche Wirtschaft teuer zu stehen. Die IT-Branche sieht bereits ihr Wachstum in Gefahr.

Der Fachkräftemangel lastet milliardenschwer auf der deutschen Wirtschaft und gefährdet das Wachstum bestimmter Branchen. Er kostet die deutsche Volkswirtschaft jährlich rund 18,5 Milliarden Euro, wie aus einer am Montag veröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (iw) hervorgeht.

Zwar gibt es demnach keinen generellen Mangel an Hochqualifizierten, doch es fehlten Akademiker aus Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften sowie Techniker.

So sieht etwa die Informations- und Kommunikationsbranche ihr Wachstum wegen des Fachkräftemangels nach Angaben des Branchenverbandes BITKOM gefährdet. "Wir haben hier Vollbeschäftigung und suchen dringend neue Arbeitskräfte", sagte Verbandspräsident August-Wilhelm Scheer auf der Computermesse Systems in München.

Zuzug ausländischer Fachleute erleichtern

Etwa 57 Prozent aller Unternehmen der Informations- und Kommunikationswirtschaft wollten ihr Personal aufstocken, doch 62 Prozent gäben an, unter dem Fachkräftemangel zu leiden.

Derzeit gebe es in der Branche 30.000 bis 40.000 offene Stellen. Die Zahl der arbeitslosen Datenverarbeitungsfachleute habe sich dagegen seit 2005 auf 32.000 halbiert, erklärte Scheer. Nur bei 12 Prozent der Unternehmen sei ein Stellenabbau geplant, und 75 Prozent aller Unternehmen der Informations- und Kommunikationswirtschaft rechneten für 2007 mit steigenden Umsätzen.

Scheer forderte die Universitäten auf, mehr Fachkräfte auszubilden und die Studenten individuell zu fördern. Die Politik rief der Verbandspräsident auf, den Zuzug ausländischer Fachleute zu erleichtern. "Wir brauchen die hochintelligenten Ausländer, damit sie uns das Wachstum sichern", sagte er. Wenn die Unternehmen in Deutschland nicht genügend Fachkräfte fänden, bestehe die Gefahr, dass sie ins Ausland abwanderten, warnte Scheer.

Alternde Bevölkerung verschärft das Problem

Das Bundeswirtschaftsministerium, das die iw-Studie in Auftrag gegeben hatte, erklärte, die Engpässe konzentrieren sich auf Branchen, die für die technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands wichtig sind - nämlich unternehmensnahe Dienstleistungen, Maschinenbau, Metall- und Elektroindustrie sowie Fahrzeugbau.

"Die Zahl der definitiv nicht besetzbaren Stellen von über 165.000 sowie jene der nur verzögert besetzbaren Stellen von knapp 65.000 unterstreicht, dass eine kurzfristige Schließung dieser Kräftelücke aus dem bestehenden Potenzial nicht realistisch ist", schrieb das Ministerium. Staatssekretär Walther Otremba betonte, nötig sei ein gleichgerichtetes Handeln von Bund, Ländern und Wirtschaft. Kurzfristig wirken könne etwa die bessere Ausschöpfung des hiesigen Potenzials an Erwerbspersonen.

Wegen der alternden Bevölkerung dürften die Schwierigkeiten der Unternehmen bei der Stellenbesetzung wachsen: Schon heute stehen 970.000 Schulabgängern nur rund 800.000 Erstklässler gegenüber.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Martin Wansleben, erklärte, es gelte erstens, die Beschäftigungsquoten von Älteren und qualifizierten Eltern weiter anzuheben. "Zweitens müssen wir unsere Kraftanstrengungen im Aus- und Weiterbildungsbereich intensivieren - der Ausbildungspakt ist hier ein erfolgreicher Einstieg. Drittens ist es unerlässlich, den Arbeitsmarkt für qualifizierte Ausländer stärker als bisher zu öffnen."

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