Diabetesmedikament:Milliardenstrafe für verschwiegene Krebsrisiken

Lesezeit: 1 min

Das umstrittene Medikament Actos in einer Apotheke in den USA - in Deutschland ist es nur noch eingeschränkt zugelassen. (Foto: Bloomberg)

Dass ihr Diabetesmedikament Krebs auslösen kann, soll den Pharmakonzernen Takeda und Eli Lilly bekannt gewesen sein. Dafür verhängte ein US-Gericht jetzt eine Strafe von neun Milliarden Dollar gegen die Unternehmen. Diese reagierten erstaunt.

Die Pharmafirmen Eli Lilly und Takeda sollen Krebsrisiken bei ihrem Diabetes-Medikament Actos verschwiegen haben und deshalb neun Milliarden US-Dollar Strafe zahlen. Das entschied ein Gericht in Lafayette, im US-Bundesstaat Louisiana.

Das Medikament war vom größten japanischen Pharmakonzern Takeda entwickelt und von Eli Lilly in den USA vermarktet worden. Takeda soll nun sechs Milliarden US-Dollar zahlen, Eli Lilly drei Milliarden. Actos bringt beiden Firmen hohe Umsätze. Es steht aber seit längerem im Verdacht, bei einigen Patienten Blasenkrebs auszulösen.

In Deutschland hatte die Arzneimittelbehörde BfArM deswegen 2011 zunächst empfohlen, keine neuen Patienten mehr mit Actos zu behandeln. Die Zulassung wurde danach auf bestimmte Patientengruppen eingeschränkt.

Pharmaindustrie
:Milliardengeschäft Diabetes

Die Stoffwechselstörung Diabetes gilt als Volkskrankheit: Weltweit sollen 366 Millionen Menschen betroffen sein. Für Mediziner ist das eine beklemmende Nachricht - für die Pharmakonzerne bedeutet dieser Trend ein großes Geschäft.

Helga Einecke, Frankfurt

Das Urteil sei mit "erstauntem Schweigen" aufgenommen worden, sagte der Kläger-Anwalt Mark Lanier am Dienstag. Sein Mandant war nach Einnahme des Präparats an Krebs erkrankt. Die Jury verfügte zudem eine Schadensersatz-Zahlung von rund 1,5 Millionen Dollar. Lanier zufolge befanden die Geschworenen, dass die Konzerne in allen 14 Punkten haftbar zu machen sind.

Auch Exxon Mobile musste nur 500 Millionen Dollar zahlen

Beide Firmen erklärten, das Urteil anfechten zu wollen. Es gebe keine Beweise für den Vorwurf, dass Actos im vorliegenden Fall Krebs ausgelöst habe. Nach Angaben von Takeda wurde bislang in allen drei vorangegangenen Verfahren zu Gunsten des Unternehmens entschieden. Klägeranwalt Lanier zufolge ist nicht sicher, ob die nun verhängten Milliardengeldbußen im weiteren Verfahrensverlauf Bestand haben werden. Das Urteil habe ein konservatives Gericht gefällt, er habe da keine großen Illusionen.

Auch die Strafe gegen Exxon Mobil wegen der Havarie des Tankers Exxon Valdez wurde schließlich 2008 vom Obersten Gerichtshof als zu exzessiv kassiert. Wegen der Ölkatastrophe musste der Konzern schließlich 500 Millionen Dollar zahlen.

Die Nachricht über die Milliardenstrafe löste bei der Takeda-Aktie einen Kursrutsch aus. In Tokio verloren die Papiere des größten japanischen Arzneimittelherstellers bis zu neun Prozent - der größte Tagesverlust seit fünf Jahren. Eli-Lilly-Aktien gaben knapp ein Prozent nach.

© dpa/Reuters/joba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: