Wohnungssuche im Internet:Ein hartes Geschäft für Online-Portale

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Die virtuelle Wohnungssuche liegt im Trend. Trotzdem ist die Stimmung in der Branche gedämpft: Von 200 Anbietern sind lediglich ein Dutzend übrig geblieben.

(SZ vom 21.10.2003) Die virtuelle Wohnungssuche liegt offenbar im Trend. Wer sich im Internet Fotos und Grundrisse anschaut, spart sich unter Umständen zeitraubende Besichtigungstermine. So verbuchten die größten Immobilienbörsen in den vergangenen zwei Jahren bei den monatlichen Zugriffen auf ihren Seiten ein Plus von 30 Prozent, lautet das Ergebnis einer Studie der Leipziger Beratungsfirma Immo Media Consult. Die Zahl der abgerufenen Exposés stieg sogar um mehr als 90 Prozent. Wie viele Menschen ihre Wohnung oder ihr Haus tatsächlich im Internet entdeckt haben, ist schwer zu schätzen. "15 bis 20 Prozent", vermutet Robert Elze, Marketingleiter der Immobilienbörse Immonet.

Ein aufgeteilter Markt

Doch obwohl immer mehr Menschen ihre vier Wände im Internet suchen, sind die Anbieter solcher Seiten unzufrieden. Da die großen Plattformen Immobilien aus ganz Deutschland anbieten, müssen sie auch bundesweit bekannt sein. Die Kosten für Werbung und Kooperationspartner belasten das Budget der Immobilien-Börsen beträchtlich. Durch Pleiten und Zwangskooperationen hat sich die Zahl der Anbieter inzwischen erheblich dezimiert: Existierten Ende der 90er Jahre ungefähr 200 Anbieter, sind es derzeit etwa zwölf. So landete die Ascado AG - eine auf gewerblich genutzte Immobilien spezialisierte Börse - zum Beispiel bei Immowelt. Der Axel Springer Verlag übernahm das Portal PropertyGate und fusionierte es anschließend mit dem Ring Deutscher Makler zum Immonet.

Der Markt sei verteilt, sagt Heidi Haas, Vertriebsleiterin von Immopool. "Wer jetzt noch mit einer Plattform startet, wird es schwer haben." Lediglich regionale und lokale Börsen hätten noch Chancen, ergänzt Haas.

Zum ersten Mal im Plus

Immerhin erreichte Immobilienscout24 - die größte Immobilienbörse in Deutschland - im vergangenen Jahr erstmals die Gewinnzone. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres verdiente das Berliner Portal eine Million Euro vor Steuern. "Da sind in den vergangenen Jahren aber auch Millionen investiert worden", gibt Oliver Obermann, Geschäftsführer von Immo Media Consult, zu bedenken. Drei Viertel des Umsatzes von Immobilienscout24 stammt aus dem Anzeigengeschäft. Rund 8000 gewerbliche Kunden - vor allem Immobiliengesellschaften und Makler - schalten Anzeigen. "Die zahlen in der Regel Jahresbeiträge", erklärt der Sprecher der Börse. Zudem inserieren monatlich 17.000 private Kunden. Den Rest des Umsatzes bringt die gezielte Einbindung von Werbepartnern in Rubriken wie Finanzierung und Versicherung.

Software für Makler

Während es sich bei Immobilienscout24 um eine reine Internetplattform handelt, verfügen einige Konkurrenten über weitere Geschäftsfelder. So startete Immopool vor etwa 20 Jahren als Software-Firma, spezialisiert auf den Immobilien-Vertrieb. Hauptsächlich rüstet das Unternehmen auch jetzt noch Banken, Sparkassen und Immobilienfirmen mit Computer-Programmen aus. Das Portal wird quasi nebenher betrieben. "Wollen unsere Kunden ihre Immobilie ins Netz stellen, müssen sie nur ein Häkchen in ihrer Datenbank machen", erklärt Vetriebsleiterin Haas die Prozedur. Für Werbung gibt das Unternehmen kaum Geld aus. "Dafür sind unsere Anzeigenpreise günstiger", so Haas. "Wenn Immopool als Portal konkurrenzfähig bleiben will, kommt es an Werbung nicht vorbei", sagt Internetexperte Obermann. Schließlich müssten die Portale den potenziellen Nutzern auch bekannt sein, ergänzt er.

Eigentliches Ziel: Finanzieren

Eine andere Strategie verfolgt PlanetHome: Das Unternehmen gehört zur HypoVereinsbank und zählt mit ungefähr 50 Büros bundesweit zu den größten Wohnimmobilienmaklern in Deutschland. PlanetHome verdient außerdem an der Vermittlung von Finanzierungen.

Ergänzung von Print und Internet

Immonet hingegen kooperiert mit zahlreichen Tageszeitungen und Städten. "Von mehr als 700 Seiten kommt man auf unser Portal", erklärt Elze die Strategie der Börse. "Der Markt wird zunehmend regionaler." D

ie optimale Immobilienvermittlung im Netz stellt er sich so vor: "Der Anbieter inseriert in einer Printausgabe und im Internet, der Nutzer liest das Inserat in der Zeitung und recherchiert vertiefend in der Internetausgabe seines Blattes." Michael Wagner, Anzeigenleiter für den Immobilienmarkt der Süddeutschen Zeitung und für das immocenter von sueddeutsche.de zuständig, bestätigt den Trend: "Wir bieten unseren Lesern und Kunden beide Informationsplattformen an, um so möglichst die größten Reichweiten zu erzielen."

Ähnliche Suchfunktionen

Während sich die Geschäftsmodelle der Anbieter unterscheiden, funktionieren die Portale im Internet im Prinzip auf dieselbe Weise: Der Nutzer entscheidet, ob er eine Immobilie zum Kaufen oder Mieten sucht. Dann gibt er den Ort, die Größe und den Preis an. Es erscheint eine Angebotsliste, per Mausklick lassen sich die Objekte abrufen. Auf den Seiten von Immobilienscout24 und PlanetHome kann der Nutzer gezielt nach Wohnungen und Häusern Ausschau halten, die rollstuhlgerecht sind. Weitere Kriterien sind zum Beispiel der gewünschte Gartenanteil, eine Dachterasse oder ein Balkon. In der Regel tauchen mehrere Objekte in einer Angebotsliste auf, die Auswahl ist groß. (Tabelle). Zu den einzelnen Objekten gibt es in der Regel Fotos, Grundrisszeichnungen und Exposés. "Angebote ohne Bilder haben im Netz keine Chance", sagt Elze von Immonet.

Informationen ergänzen die Suche

Um die Kunden auf den eigenen Seiten zu halten, bieten die Börsen oftmals Zusatzinformationen an. So erhält der Nutzer bei Immopool und Immobilienscout24 genaue Angaben über Freizeitmöglichkeiten und Geschäfte in der Nähe. PlanetHome bietet zu diesem Zweck sogar interaktive Stadtpläne an. So kann der Nutzer eine sinnvolle Vorauswahl treffen, bevor er zu einem Besichtungstermin vor Ort geht. Immopool hat die Rubrik Schnäppchen eingerichtet. Dort sind besonders billige Immobilien aus dem ganzen Bundesgebiet aufgelistet. Die Internetplattform Immowelt besticht vor allem durch zahlreiche eigene Artikel, die sich mit Themen wie Wohnen, Renovieren, Bauen und Finanzieren beschäftigen. Andere Anbieter scheinen solche Informationen zunächst auch anzubieten. Oftmals wird man aber direkt auf die Seite einer Bausparkasse, Versicherung oder eines Küchenherstellers gelotst. Was den Nutzer vielleicht ärgert, den Börsen aber wieder Geld bringen kann.

© Von Simone Gröneweg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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