Wohngenossenschaften:Mit allen Risiken dabei

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Genossenschaften sind wegen der günstigen Mieten begehrt. Vergessen wird dabei oft, dass die Mieter Mitglied der Genossenschaft werden und Anteile zeichnen müssen. Die können mehrere Zehntausend Euro pro Wohnung erreichen. Xaver Kroner, Chef des Verbands der Wohnungsunternehmen Bayern, erläutert die Risiken.

Bernd Kastner

SZ: Wie sicher kann man sein, seine Anteile an einer Genossenschaft nach Auszug oder Austritt zurückzubekommen?

Kroner: Es handelt sich dabei um eine Unternehmensbeteiligung, und die ist verbunden mit allen Risiken, bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

SZ: Welche Kontrollmöglichkeiten haben Sie als Prüfverband?

Kroner: Bei Gründung einer Genossenschaft untersuchen wir das Geschäftsmodell auf Plausibilität, lassen uns einen Finanzplan für vier, fünf Jahre vorlegen. Wenn wir den Eindruck bekommen, dass das Geschäftsmodell der Genossenschaft mit unkalkulierbaren Risiken behaftet ist, würden wir die Zustimmung zur Gründung verweigern. Außerdem schauen wir uns die handelnden Personen und ihre Qualifikationen an. Wenn die Gründer ihre Genossenschaft etwa selbst verwalten wollen, von Verwaltung aber keine Ahnung haben, vermitteln wir entsprechend professionelle Kontakte.

SZ: Wie schätzen Sie selbst das Risiko bei den Münchner Wohnungsgenossenschaften ein?

Kroner: Bei den älteren Genossenschaften, die häufig 50 Jahre oder länger bestehen, sind die zu zeichnenden Anteile meist sehr gering. Bei diesen etablierten Genossenschaften ist das Risiko einer Pleite minimal, solange sich die Verhältnisse auf dem Münchner Wohnungsmarkt nicht grundlegend ändern.

SZ: Heißt das, dass bei den jungen, fünf oder zehn Jahren alten Genossenschaft Vorsicht geboten ist?

Kroner: Das hängt von den Rahmenbedingungen ab. Welches Konzept steckt dahinter? Wie sind die Vermietungschancen, vor allem dann, wenn in einem neuen Viertel gebaut wird? Droht Leerstand? Kritisch wird es, wenn Wohnungen leer stehen, so dass für die Verbliebenen die Kosten steigen, und diese Genossen austreten und ihr Kapital zurückverlangen. In München mit seinem Vermieter-Markt ist diese Gefahr aber überschaubar.

SZ: Würden Sie selbst bei einer jungen Genossenschaft 40 000 Euro einlegen?

Kroner: Wenn ich dafür meine Wunschwohnung kriege - ja.

© SZ vom 16.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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