Wohnen um München:Ottobrunn

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Ein bisschen Otto ist überall: Die traurige Geschichte Ottos I. gehört zum Wissensstandard für jeden, der nach Ottobrunn ziehen will.

Von Nicole Graner

Schmuck sieht er auf dem Porträtbild aus, der junge König Otto I. von Griechenland. Schade, dass der 16-Jährige, von seinem berühmten Vater Ludwig I. von Bayern aus politischem Kalkül nach Griechenland geschickt, nicht in seiner hellenischen Nationaltracht auf der Ottosäule zu sehen ist. Nur die Büste des erfolglosen Königs ziert das Wahrzeichen Ottobrunns an der Rosenheimer Landstraße - und ein paar Elogen.

"Heil Hellas! Heil erkor'ner König Dir! Bist Du auch fern von Deinem Vaterland, in Lieb und Treu denken Deiner wir." Die traurige Geschichte Ottos I., der zwischen Träumen und Herrscherpflichten, zwischen eigenem Unvermögen und dem politischen Schachspiel der Großmächte zerrieben wurde, ist auch unweigerlich mit der Geschichte des Ortes verwoben. Und das gehört zum Wissensstandard für jeden, der nach Ottobrunn ziehen will. Ehrensache sozusagen.

Es gibt sogar ein König-Otto-Museum, das sich intensiv mit der Geschichte des Namenspatrons der Gemeinde beschäftigt. Einfach ist es nicht für den, der in Ottobrunn eine Bleibe sucht. Denn die Gemeinde könne, so erklärt Stefan Buck, Leiter der Bauverwaltung, keine neuen Baugebiete mehr ausweisen. Nach der Gebietsreform in den siebziger Jahren wurde Ottobrunn mit sehr wenig Grund bedacht. "Wir haben wirklich alles bis an die Gemeindegrenzen ausgeschöpft", sagt Buck. Erst wenn Grund oder alte Häuser verkauft würden, könne man neue Wohnräume erschließen.

Das hat man getan. An der Lenbachallee zum Beispiel. Ende des Jahres sollen an der Rosenheimer Landstraße im Norden zwanzig neue Eigentumswohnungen bezugsfertig sein, die direkt am Landschaftsschutzgebiet liegen.

Des einen Freud, des anderen Leid. Herbert Speckner, der seit mehr als dreißig Jahren in Ottobrunn lebt, fände es schade, wenn jedes Grün verbaut würde, wenn das Städtchen den Charme von einst völlig verlieren würde. Nach dem Krieg nämlich sei Ottobrunn, so erzählt Speckner, eine kleine, hübsche Wochenendhaus-Siedlung gewesen. Doch mit dem Bauboom veränderte sich das Ortsbild schlagartig: Moderne Geschossbauten entstanden und bestimmen heute die Optik.

Trotzdem: Speckner ist leidenschaftlicher Ottobrunner. "Man lebt gut hier vor den Toren des Bayerischen Oberlandes. Die soziologische Struktur passt, es gibt gute Einkaufsmöglichkeiten und viel Kultur."

Tatsächlich bietet das Wolf-Ferrari-Haus Kulturgängern ein abwechslungsreiches Programm. Kinder und Jugendliche können sich in der Musik- und Ballettschule des Kulturkreises Ottobrunn selbst künstlerisch betätigen. Beide Einrichtungen haben über die Gemeindegrenzen hinaus einen sehr guten Ruf. Und wer geistige und körperliche Wellness miteinander verbinden will: Auch der ist in Ottobrunn richtig. Denn im Phönix-Bad kann man es sich das ganz Jahr über gut gehen lassen und im Winter im Eisstadion seine Runden drehen.

Und da ist noch etwas, das Herbert Speckner besonders liebt: das König-Otto-Museum. Der ehemalige Textchef der Illustrierten Quick schreibt mit großer Freude über Bayerns Exportgut nach Griechenland noch immer viele Artikel. König Otto I. ist sein absolutes Spezialgebiet. Wie gesagt: keine Ottobrunner ohne ein bisschen Otto.

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