Wohnen um München:Miesbach

Lesezeit: 1 min

Oberbayerische Häuser, Maibaum, Gässchen und Brunnen - wer einmal über den Marktplatz geschlendert ist, ahnt, dass hier Gemütlichkeit nicht nur ein Wort ist, sondern gelebter Alltag.

Nicole Graner

München. Miesbach. Immer wieder erhitzten sich im Laufe der Geschichte die Gemüter der Bürger beider Städte: Welche Tracht ist die schönere? Welche ist die echt bayrische? Die Münchner Lederne? Das Miesbacher Dirndl? Genau lässt sich das nicht sagen.

Überliefert ist aber, dass die Miesbacher von den Münchnern das Mieder und die Münchner von den Miesbachern den Hut abgekupfert haben. Streit hin oder her: Leibl, Schmisel, schwarzes Mieder, Miesbacher Hut, Scheibling und die mit Stickereien verzierte Lederhose - die Miesbacher Tracht gilt bis heute als die eleganteste.

Oberbayerische Häuser, Maibaum, verwinkelte Gässchen, Märchenbrunnen und das Gasthaus Himmisepp - wer einmal über den wunderschönen Marktplatz geschlendert ist, ahnt, dass an diesem beschaulichen Ort bayerische Gemütlichkeit nicht nur ein Wort ist, sondern gelebter Alltag.

"Der Marktplatz ist unsere gute Stube", sagt der waschechte Miesbacher German Hofäcker. Da sei Miesbach noch Miesbach. Denn am Stadtrand habe sich alles verändert. "Da kennt man Miesbach ja nimmer."

Besonders gern marschiert Hofäcker auf den 929 Meter hohen Stadlberg und schaut seinen Marktplatz von oben an, der nur einen Schönheitsfehler hat: den scheußlichen Dreiecksbau des ehemaligen Kaufhauses Sundheimer aus dem Jahr 1972. "Diese Bausünde kann nicht mal abgerissen werden", schimpft der Einheimische.

Die Lage zwischen Tegernsee und Schliersee bietet den 12.000 Einwohnern des Städtchens einen enorm hohen Freizeitwert. Auch die Verbindung zur Landeshauptstadt durch die Bayerische Oberlandbahn ist gut. Dann ist Miesbach Schulstadt. Hauswirtschafts-, Berufs- und Realschule, Gymnasium - das Angebot ist groß.

Wer nach Miesbach ziehen möchte, muss sein Glück auf dem freien Markt suchen. Denn städtische Mietwohnungen gibt es kaum. Miesbach hat fast alles. Nur eines fehlt: gute Einkaufsmöglichkeiten. Wenn Lutz Breitwieser einen Wunsch frei hätte, dann würde er sich dringend eine Belebung des Altstadtkerns wünschen. Schon jetzt kauften gerade junge Familien aus Kostengründen lieber in Rosenheim ein. Zum Jahresende mache auch noch der Plus in der Innenstadt zu. Ein anderes Lebensmittelgeschäft gebe es dann nicht mehr. "Das ist für die älteren Menschen eine Katastrophe", sagt Breitwieser. Gibt es Hoffnung? "Wir sind dabei, Alternativen anzuzetteln."

Auf der anderen Seite: Miesbach ist deswegen so schön, weil es seinen altbayerischen Charakter erhalten hat - ganz ohne Einkaufscenter.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: