Wohnen um München:Garmisch-Partenkirchen

Lesezeit: 1 min

Ein heimeliges Kuhdorf ist Garmisch-Partenkirchen schon lange nicht mehr: Touristen, Zweit-Wohnsitz-Besitzer und Skispringer beleben die Gemeinde am Fuß der Zugspitze.

Von Georg Etscheit

Die Autobahn von München nach Garmisch-Partenkirchen ist wohl eine der schamlosesten Rennstrecken der Republik. Wer sich hier mit Richtgeschwindigkeit auf die Überholspur wagt, sieht bald im Rückspiegel einen Porsche-Geländewagen heranrasen, deren Insassen vom Shopping aus München kommen.

Um Geld zu sparen, zieht niemand hinaus in die berühmte Bindestrichkommune. Ein Häuschen mit Bergblick in Garmisch-Partenkirchen, zumindest eine Zweitwohnung, gilt in besserverdienenden Kreisen immer noch als Statussymbol, weshalb sich um die alten Ortsteile von Garmisch und Partenkirchen gesichtlose Neubauviertel ausgebreitet haben. Hier stehen sie in Reih' und Glied, die Wohnburgen mit ihren schweren Holzbalkonen, die bei Zahnärzten als alpenländisch gelten.

Garmisch-Partenkirchen am Fuße der Zugspitze sieht sich als "Weltkurort" gerne in einer Reihe mit ihren Partnerstädten, den Nobelskiorten Aspen in Colorado und Chamonix in Frankreich. Doch so richtig mondän geht es nicht zu. Auch der Spielbank in ihrem jodlermäßigen Einheitskasten geht jeglicher Glamour ab. Keine Spur mehr vom einstigen "Sündenbabel".

So hatten Münchner Zeitungen in den zwanziger Jahren Garmisch tituliert, als dort "hosentragende Weiber" gesichtet worden waren. Richtig malerisch anzusehen im Garmischer Ortsbild sind eigentlich nur die wenigen alten Bauernhäuser. In einem besonders schönen Exemplar ist die Gemeindebücherei untergebracht.

Den dörflichen Charakter etwas besser bewahrt hat der Ortsteil Partenkirchen. Was sich im Niemandsland dazwischen an architektonischen und verkehrstechnischen Sünden zusammenballt, soll unkommentiert bleiben. Irgendwie ist Garmisch-Partenkirchen mit seinen knapp 30.000 Bewohnern weder Fisch noch Fleisch.

Ein heimeliges Kuhdorf ist die "Marktgemeinde" schon lange nicht mehr. Aber eine Stadt möchte man, Gott behüte, auch nicht sein, obwohl die Infrastruktur alles bietet, was eine mittlere Stadt haben muss. Sogar ein durchaus ambitioniertes kulturelles Angebot.

Die Immobilienpreise in Garmisch-Partenkirchen, das vor noch nicht allzu langer Zeit als eines der teuersten Pflaster der Republik galt, haben sich nach Aussage von Maklern der allgemeinen Wirtschaftslage angepasst. Nur das Luxussegment blieb von der Entspannung weitgehend unberührt. Nicht zuletzt dank reicher Engländer und Russen, die zugreifen, wenn ein reizvolles Objekt zum Verkauf steht. Auch Angehörige des einstigen russischen Präsidenten Boris Jelzin sollen sich hier schon ein Schlösschen zugelegt haben.

Wer es auf eine der voluminösen Alpenfestungen im Neubaugebiet abgesehen hat, muss mindestens 800.000 Euro locker machen. Das sagt der alteingesessene Makler Bernd Hilleprandt. Ähnlich kostspielig sind luxuriöse Eigentumswohnungen in guter Lage - und das heißt Sonne, Ruhe, Bergblick.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: