Wohnen um München:Garching

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Von Garching weggehen? Niemals. Trotz des Atom-Eis und des umstrittenen Forschungsreaktors. Denn es gibt viele gute Gründe zu bleiben.

Nicole Graner

Dicke, wässrige Schneeflocken. Und ein eisiger Wind. Nein, an diesem grauen Novembertag möchte man nicht einmal seinen Hund vor die Türe jagen, lieber auf der Wohnzimmercouch ein gutes Buch lesen. Selbst das mit Moos bewachsene Mühlrad im Garchinger Mühlenpark steht still. So, als wolle es die Ruhe des Platzes mit seinem Geplätscher nicht stören. Tische und Bänke verschwinden fast unter der dicken Laubschicht.

Im Sommer ist der Mühlenpark der Garchinger Anziehungspunkt: für Erholungssuchende, Jugendliche und Schüler des nahe gelegenen Werner-Heisenberg-Gymnasiums, die ihre Freistunde lieber hier verbringen als in der Schule. "Gell", sagt eine Spaziergängerin, die ihren Hund bei diesem Wetter förmlich zu seinem Gassi zwingen muss, "schön ist es hier. Schön einsam."

Einsam ist es auch, wenn man die Isarauen in Richtung Freising entlang marschiert. Dort trifft man an solchen Tagen höchstens hart gesottene Jogger.

Seit 30 Jahren sei sie in Garching, erzählt eine andere Dame, und sehr gerne in der 16.000-Einwohner-Stadt. Von München sei sie rausgezogen. Wegen der Kinder. "Hier bekam man überall gleich Anschluss." Aber jetzt, da die Kinder groß seien, genieße sie besonders die Natur - und natürlich die langen Spaziergänge mit dem Hund.

Natur, die hat die Universitätsstadt reichlich, architektonische Highlights im Stadtkern weniger - wenn man von den modernen Glaspalästen der Technischen Universität München im Norden der Stadt absieht. Da ist der Bürgerplatz mit seinen Geschäften und dem Bürgerhaus, siebziger Jahre. Da ist das Rathaus und der obligatorische Maibaum.

Die Garchinger lieben die Geselligkeit. Ob bei einem Theaterabend im Bürgerhaus, einer Vernissage in der Stadtbücherei oder bei einem Vereinstreffen im Gasthof "Neuwirt". "Sich zu treffen, miteinander zu ratschen, voneinander zu wissen, das macht Garching aus", sagen die Einwohner. Von Garching weggehen? Daran denken die meisten nicht. Trotz des Atom-Eis und des umstrittenen Forschungsreaktors. "Garching ist Stadt und Land zugleich. Hier kann man Kultur genießen, die Natur und, ganz wichtig, Mitmenschlichkeit", hört, wer nach dem Grund fragt. Bei so viel Heimatliebe scheint, selbst an kalten Novembertagen, die Sonne.

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