Weltweiter Kursrutsch an den Börsen:Bankentitel stürzen ab

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Kursverluste auf breiter Front: Sorgen vor einer dramatischen Ausweitung der Finanzmarktkrise sowie einer US-Rezession haben die Aktienmärkte weltweit auf Talfahrt geschickt. In Deutschland sackten vor allem Bankentitel massiv ab.

Die zweite Leitzinssenkung in den USA binnen einer guten Woche hat die Anleger in Europa nicht zu Käufen ermutigt. Der Dax gab bis zum Nachmittag um mehr als zwei Prozent ab, die Kurse in Paris notierten 1,1 Prozent und in London 0,7 Prozent schwächer.

Als Grund sahen Analysten vor allem die Furcht vor weiteren Folgen der US-Immobilienkrise bei den Banken und die hohe Inflation im Euro-Raum. Der Euro stieg angesichts der niedrigen US-Zinsen wieder in die Nähe von 1,50 Dollar. Die US-Notenbank hatte die Zinsen am Mittwoch auf 3,0 Prozent gesenkt.

Finanzwerte litten Börsianern zufolge besonders unter der nervösen Marktstimmung. Belastend wirkte auch, dass die Rating-Agentur Standard & Poor's ihre Einschätzung für den europäischen Bankensektor überarbeitet und den Ausblick für die Credit Suisse Group und die UBS gesenkt hat. So verloren die Aktien der Hypo Real Estate 4,51 Prozent auf 20,10 Euro, und die Titel der Deutschen Bank sanken um 4,37 Prozent auf 73,38 Euro. "Es gibt Gerüchte über eine Gewinnwarnung", sagten Händler. Die Deutsche Bank kommentierte die Spekulationen nicht. Postbank-Aktien fielen um 3,2 Prozent, Allianz gaben um 3,0 Prozent nach. Die Anteile der Commerzbank büßten knapp drei Prozent ein.

Titel von IVG Immobilien verbilligten sich im MDax um 2,56 Prozent auf 21,69 Euro. Der Immobilienkonzern will den geplanten Börsengang eines 3,5 Milliarden Euro schweren, börsengehandelten Immobilienfonds (REIT) angesichts der anhaltenden Aktienkrise vorerst auf Eis legen.

Im TecDax profitierten die Papiere des deutsch-amerikanischen Laserspezialisten Rofin-Sinar von der Vorlage von Quartalszahlen. Das Unternehmen hatte im abgelaufenen ersten Geschäftsquartal Umsatz und Gewinn gesteigert und die Markterwartungen übertroffen.

Sorgen machte den Anlegern an den Börsen zudem die hohe Inflation in Europa. In Deutschland stiegen die Preise im Januar den vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zufolge gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,7 Prozent. 2007 hatte die durchschnittliche Jahresinflation in Deutschland ein 13-Jahres-Hoch erreicht und bei 2,2 Prozent gelegen. Im Euro-Raum betrug die Teuerungsrate im Januar voraussichtlich 3,2 Prozent und war damit so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Die US-Notenbank (Fed) hatte die Zinsen am Mittwoch zum zweiten Mal innerhalb von einer guten Woche drastisch gesenkt. Fed-Chef Ben Bernanke verkündete eine Senkung des Zinssatzes um 0,5 Punkte, um damit die US-Wirtschaft vor einer befürchteten Rezession zu bewahren. Zuvor hatte die Regierung bekannt gegeben, dass die Volkswirtschaft der Vereinigten Staaten im letzten Vierteljahr 2007 um nur noch 0,6 Prozent gewachsen war - nach 4,9 Prozent dritten Quartal. Vor gut einer Woche hatte die Fed die Zinsen bereits überraschend um 0,75 Prozentpunkte gesenkt, um der beginnenden Rezession zu begegnen.

Damit sank der Zinssatz in den USA innerhalb weniger Tage von 4,25 Prozent auf 3,0 Prozent. Die Europäische Zentralbank hatte zuletzt einen Leitzins von 4,0 Prozent festgelegt. Anleger kauften daher nach der erneuten Senkung in den USA die europäische Gemeinschaftswährung, so dass der Euro zwischenzeitlich auf 1,4914 Dollar kletterte und damit fast den Höchststand von 1,4967 Dollar von Ende November erreichte.

© AFP/dpa/mah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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