Vorsorgen am Aktienmarkt:Sicherheit kostet Rendite

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Die Rente IndexSelect der Allianz ist die bisher einzige Rentenversicherung mit Beteiligung an einem Aktienindex. Die Garantie fällt jedoch teuer aus.

Uwe Schmidt-Kasparek

Eine attraktive Rendite und volle Sicherheit - das verspricht die Allianz mit einem neuen Produkt zur Altersvorsorge, das bislang am deutschen Markt einzigartig sein dürfte: Seit Juli 2007 bietet der Finanzkonzern die "Rente IndexSelect" an, eine Rentenversicherung mit einer Beteiligung an einem Aktienindex.

Dabei entwickelt sich das Guthaben, das der Kunde später in eine lebenslange Rente umwandeln lassen kann, analog der jährlichen Rendite des Euro Stoxx 50. Das ist ein Kursbarometer, in dem 50 wichtige Werte der Eurozone zusammengefasst sind.

Doch Vorsicht: Es gibt einige Haken. So werden die Kunden nur bis zu einer monatlichen Rendite von vier Prozent an der Wertsteigerung des Index beteiligt. Dann greift ein sogenannter Cap - eine Rendite-Obergrenze. Mit dem Cap wird die Kapitalgarantie zum Teil finanziert.

Weist der Aktienindex also - wie in den Jahren 2001 und 2002 - Verluste auf, wird die Rendite auf null gestellt. Ein Verlustrisiko ist somit bei dem Produkt ausgeschlossen, wobei eine Rendite von null natürlich bedeuten würde: Kunden müssten einen Inflationsverlust in Kauf nehmen.

Im Test mit Zahlen aus der Vergangenheit erzielt das Produkt nach Angaben der Allianz eine jährliche Rendite bezogen auf den Beitrag von bis zu 8,5 Prozent. In schlechteren Zeiten lag der Testwert allerdings gerade einmal bei 4,5 Prozent, also noch unter der aktuellen Gesamtverzinsung der klassischen Allianz-Rentenpolice.

Betrachtet wurden jeweils 12-Jahres-Zeiträume. In guten Jahren lag die Rendite sogar schon mal bei knapp 21 Prozent - während die direkte Beteiligung am Euro Stoxx 50 etwa 26 Prozent erbracht hätte. Dafür bewahrt die Kapitalgarantie in schlechten Zeiten vor horrenden Verlusten: Statt minus 33 Prozent gibt es dann eben null Prozent.

Wenig transparente Verfahren

Nicht nur Besserverdiener könnte das Produkt reizen. Fondspolicen bieten von 2009 an, wenn die Abgeltungsteuer in Höhe von 25 Prozent kommt, im Vergleich zu reinen Fondssparplänen steuerliche Vorteile. Kursgewinne und Dividenden bleiben in der Ansparphase steuerfrei. Der Kunde kann deshalb - ohne Steuerabschläge - sein Geld arbeiten lassen und voll vom Zinseszinseffekt profitieren.

Leider lässt sich der Zusammenhang von Risiko und Ertrag aber auch bei der Allianz-Police nicht aufheben. Garantien kosten Rendite. So kassiert das Unternehmen für die Absicherung jährlich 0,5 Prozent der gesparten Kapitalanlage. Umgerechnet sind das schätzungsweise zehn Cent von jedem Euro Beitrag, so eine Studie des Ulmer Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften. Der zusätzliche Aufwand für Abschluss, Verwaltung und Todesfallabsicherung dürfte die Beitragsabzüge auf schätzungsweise deutlich über 15 Prozent treiben.

Wenig transparent ist zudem das Verfahren, mit dem die Allianz jedes Jahr die monatliche Deckelung der Index-Rendite neu bestimmt. Entscheidend beim jährlichen neuen Festlegen der Kappungsgrenze seien die Gesamtverzinsung, die die Allianz allgemein für Rentenpolicen bietet, die Kurse und das Zinsniveau an den Kapitalmärkten sowie die Höhe der Dividendenrenditen des Euro Stoxx 50.

"Die Zusage auf die Indexpartizipation sichern wir durch einjährige Optionsgeschäfte ab", erläutert das Unternehmen. Wer mit der so ermittelten Kappungsgrenze nicht einverstanden ist oder einer positiven Entwicklung des Index misstraut, darf sich aber jährlich - im Voraus - für die klassische Verzinsung der Allianz Leben entscheiden.

Fazit: Das Produkt ist innovativ und bietet die Chance, höhere Renditen als mit einer klassischen Lebensversicherung zu erzielen. Die Kosten sind allerdings ziemlich hoch.

Um das Produkt wirklich verstehen zu können, braucht der Kunde außerdem einiges Wissen über die Kapitalmärkte. Gerade solche Anleger könnten sich aber eine ähnliche Absicherung selbst stricken, indem sie regelmäßig in einen Indexfonds oder ein Indexzertifikat und mit festverzinslichen Wertpapieren sparen - und das geht zu deutlich geringeren Kosten.

© SZ vom 8.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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