Vermarktung der Bundesligaklubs:Klassenkampf im Fußball

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Trotz vergleichsweise solider Finanzen können die Bundesligaklubs beim Poker um die Weltstars kaum mithalten. In internationalen Wettbewerben sind sie deshalb nur Außenseiter.

Harald Schwarz

Die Fans fiebern dem Wochenende entgegen. Mit dem Spiel von Bayern München gegen den Hamburger SV startet am Freitagabend die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. Trainer, Manager und Präsidenten der 36 Vereine und Kapitalgesellschaften der ersten und zweiten Liga wollen sportliche Erfolge erringen. Zugleich soll die wirtschaftliche Basis der Klubs verbessert werden.

Bayern-Spieler Franck Ribéry. Deutsche Klubs wollen mehr Geld für Spieler ausgeben. (Foto: Foto: ddp)

Wurde in der Vergangenheit im Profifußball mancherorts noch wie in einem Hühnerzuchtverein gehandelt, hat sich in den Fußball-Unternehmen inzwischen das Profitum auch im Management der Klubs durchgesetzt.

Vergleichsweise solide Finanzen

Die Folge: Die deutschen Bundesligisten gelten mittlerweile als die wirtschaftlich gesündesten im weltweiten Kicker-Geschäft. Die finanzielle Stabilität belegt auch die jüngste Studie der Beratungs- und Prüfgesellschaft Ernst & Young. Ihr zufolge bezeichnen 97 Prozent der Manager die wirtschaftliche Lage ihrer Klubs als gut oder eher gut.

Zudem steigt die Zahl jener Klubs, die einen Gewinn ausweisen können. Diejenigen, die Verluste erzielen, sind Ausnahmefälle - nur noch sieben (Vorjahr: 13) Prozent schlossen die vergangene Saison mit einem Minus ab.

Für die neue Spielzeit 2008/09 erwarten fast drei Viertel der Klubs eine weiter verbesserte ökonomische Lage. 80 Prozent der Fußball-Firmen kalkulieren mit Mehreinnahmen. Allerdings rechnen die Bundesligisten auch mit höheren Aufwendungen.

Ihr Geld stecken die Vereine und Kapitalgesellschaften neuerdings wieder mehr in Beine statt in Steine. Es wird also mehr in den Spielerkader und nicht mehr so stark in Sachanlagen investiert. Nur ein Drittel der Manager gab an, Schulden verringern zu wollen.

Dies ist erstaunlich, denn nach Zahlen der Deutschen Fußball-Liga, der Dachorganisation der 36 Bundesligisten, schleppen die Profifußballer fast 600 Millionen Euro an Verbindlichkeiten mit sich herum. Allerdings haben sie auch mehr Eigenkapital angehäuft.

International kaum konkurrenzfähig

Der wirtschaftlichen Stabilität steht allerdings auf internationalem Parkett eine sportliche Labilität gegenüber. Finanziell starke Vereine wie Bayern München und Werder Bremen haben in der Champions League, die als "Königsklasse" des Fußballs gilt, allenfalls Außenseiterchancen.

Laut Ernst & Young wird sich daran auch in der neuen Saison kaum etwas ändern. Denn die sportliche Ausgeglichenheit in der Champions League habe "deutlich abgenommen", sagt Berater und Studienautor Arnd Hovemannn.

Das hat Gründe. Für Hovemann resultiert diese Entwicklung "in erster Linie" aus den immer größer werdenden Einnahmeunterschieden zwischen den Top- und den kleineren Fußball-Ligen in Europa. Während der Umsatz der englischen Premier League auf 2,5 Milliarden Euro geschätzt wird, kommen die deutsche, die spanische und die italienische Liga "nur" auf je 1,5 Milliarden Euro.

Umsatzstarke Klubs wie Arsenal London, FCChelsea, Manchester United und FCLiverpool werden laut Hovemann "immer erfolgreicher". Hinzu kämen Steuervorteile für ausländische Stars in England und Spanien im Vergleich zu Deutschland.

In Italien und Spanien würden zudem die Medienrechte dezentral, also in Eigenregie der Klubs, und nicht zentral wie hierzulande vermarktet, was vor allem Spitzenvereine wie Real Madrid und FC Barcelona finanziell stärkt.

Hovemann glaubt: Deutsche Klubs können kurz- bis mittelfristig nicht in die Phalanx der internationalen Top-Klubs in der "Königsklasse" einbrechen. Für die Fans hat das auch eine gute Seite: Im Vergleich zu England kommen sie in den Genuss deutlich niedrigerer Stadion-Eintrittspreise und günstigerer Gebühren für das Bezahlfernsehen.

© SZ vom 13.08.2008/jpm/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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