Verkaufspanik am Aktienmarkt:Kursbeben in Schanghai

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Chinas Leitbörse Schanghai hat die zweithöchsten Kursverluste der vergangenen zehn Jahre hinnehmen müssen. Analysten rechnen jetzt mit einem Einschreiten Pekings.

Verkaufspanik hat an Chinas Leitbörse Schanghai am Montag zu den zweithöchsten Kursverlusten der vergangenen zehn Jahre geführt. Der Index SSEC verlor 8,3 Prozent, womit sich die Abschläge der vergangenen Tage auf nun gut 15 Prozent summieren - was einem Börsenwert von 340 Milliarden Dollar entspricht. Vor allem Kleinanleger verkauften ihre Papiere.

Viele Fondsmanager und Analysten sahen nach den exorbitanten Zuwächsen von fast 200 Prozent in den vergangenen eineinhalb Jahren noch Spielraum für weiter fallende Kurse. An den anderen asiatischen Börsen sorgte die Entwicklung in China für Zurückhaltung, trübte die positive Grundstimmung aber nicht.

"Das sind offensichtlich Panikverkäufe und die Stimmung greift schnell auf den gesamten Markt über", sagte Wang Jing von Everbright Securities. "Mich würde es nicht wundern, wenn der SSEC in den kommenden Tagen auf 3.000 Punkte fällt - was dann einen Abschlag von jüngsten Allzeithoch von 30 Prozent bedeuten würde."

Die Regierung wirbt um Vertrauen in die Märkte

Am Montag schloss der Index bei 3.670 Punkten. Dabei verhinderten die Handelsbedingungen einen noch größeren Absturz, denn Aktien dürfen in China pro Tag nur um maximal zehn Prozent fallen.

Die Regierung warb am Montag um Vertrauen in die Märkte. Auf den Titelseiten großer staatlicher Zeitungen wurde versichert, der mittel- und langfristige Ausblick für China sei positiv.

Millionen Kleinanleger sind aber in den vergangenen Monaten mit der Hoffnung auf schnelle Gewinne in den Markt eingestiegen. Da dies nun fraglich scheint, steigen viele auch bei fallenden Kursen wieder aus.

Meinungen von Analysten

Sorgen macht Analysten dabei, dass inzwischen auch die bislang eher widerstandsfähigen Aktien großer Firmen in den Abwärtssog geraten. So fielen die Papiere des Öl-Produzenten Sinopec am Montag um zehn Prozent und die Titel der landesgrößten Bank ICBC um acht Prozent.

Gleichwohl gingen viele Analysten davon aus, dass die Regierung einen weiteren drastischen Kurseinbruch nicht einfach zulassen wird. In den vergangenen Tagen hatte es eine Berg- und Talfahrt an der Börse gegeben. Dabei hatten Sorgen vor einer Überhitzung des Marktes Hoffnungen auf weiteres Kurspotenzial gegenüber gestanden.

Die Kursentwicklung seit 2006 hatte in China ein wahres Aktienfieber ausgelöst: Inzwischen gibt es 100 Millionen Aktiendepots, täglich kamen zuletzt etwa 300.000 neue dazu.

Schätzungen zufolge halten 50 Millionen Chinesen Aktien. Das entspricht aber weniger als vier Prozent der Gesamtbevölkerung.

Beobachter sehen daher hohes Potenzial für weiteres Wachstum, weil viele von der boomenden Wirtschaft profitieren wollen.

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