Verkauf der Burg Bran:Blutsauger kämpfen um das Dracula-Schloss

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Der russische Magnat Abramowitsch und andere ausländische Interessenten treiben den Preis für die Festung in Transsylvanien in die Höhe.

Kathrin Lauer

Bukarest - Um den Verkauf der als "Dracula-Schloss" bekannten Burg Bran in den Südkarpaten ist ein Preispoker entbrannt. Ihr Besitzer Dominik von Habsburg, der die Burg nach ihrer Enteignung durch die Kommunisten im Sommer 2006 zurückbekommen hatte, will sie veräußern.

Festung von Bran (Foto: Foto: AP)

Eigentlich hat der rumänische Staat ein Vorkaufsrecht. Durch ungeschicktes Taktieren könnte er das nun verspielen.

Rumänische Patrioten befürchten, dass sich dort der russische Magnat Roman Abramowitsch, Besitzer des Londoner Fußballclubs Chelsea niederlassen könnte - womit sich für viele der Mythos vom blutsaugenden Kapitalisten erfüllen würde.

Dominik von Habsburg, Enkel der rumänischen Königin Maria, will die zugige Burg verkaufen, denn sie ist nur als touristisches Objekt interessant - und auch dies nur, falls ein Profi die bisher schwache Vermarktung übernimmt. Habsburg hatte das Gebäude Ende vergangenen Jahres dem Kreisrat in der nahe gelegenen Stadt Brasov (Kronstadt) für 60 Millionen Euro angeboten.

Der Kreisratsvorsitzende Aristotel Cancescu signalisierte Zustimmung. "Ich will weder Abramowitsch noch sonst jemanden als Nachbarn haben", drängte er.

Gegen diese Pläne allerdings wandte sich der Kulturminister in Bukarest, Adrian Iorgulescu. Der von Habsburg verlangte Preis sei "unanständig hoch". Überhaupt sei der Kreisrat nicht zuständig, Habsburg habe sein Verkaufsangebot an das Ministerium richten müssen.

Habsburgs Anwälte argumentieren aber jetzt, sie hätten den Vorkaufsansprüchen durch das Angebot an den Kreis Genüge getan. Weil der nicht verbindlich zugesagt habe, verhandle man mit anderen Interessenten. Je nachdem, wie viel Geld diese böten, wolle man dem Staat ein neues Angebot unterbreiten. Noch habe niemand mehr als 100 Millionen Euro geboten, sagte Habsburg-Anwalt Corin Trandafir, wohl aber mehr als 60 Millionen.

Die Schuld daran, dass Rumänien nun womöglich mit den Reichsten dieser Welt um die Burg kämpfen muss, schieben sich jetzt der Kreisratschef und der Minister gegenseitig in die Schuhe.

Der Minister "versteht nichts von Marktwirtschaft", schimpfte Cancescu. Er selbst muss sich vorhalten lassen, zur Unzeit Kaufbereitschaft signalisiert zu haben. Jedenfalls will der Minister die Burg nicht kampflos einem Ausländer überlassen. Er werde Habsburg notfalls verklagen" sagte Iorgulescu. "Er riskiert, sowohl das Geld als auch das Schloss zu verlieren", führte er entschlossen weiter aus.

Für die Rumänen gilt die 1377 erstmals erwähnte Burg Bran ohnehin eher als Gemeinschaftsgut: Sie war ein Werk der freien siebenbürgisch-sächsischen Bürger von Kronstadt, erbaut zur Abwehr gegen die Türken. Nach dem ersten Weltkrieg schenkte Kronstadt die Burg der Königin Maria, Dominiks Großmutter, zum Dank dafür, dass diese sich während des Krieges um Verwundete gekümmert hatte. Ob das historische Vorbild des Romanhelden Dracula, der grausame rumänische Fürst Vlad Tepes ("der Pfähler"), jemals in Bran gewohnt hat, weiß indes niemand.

© SZ vom 26.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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