US-Börsen nach dem Übernahmeangebot für Yahoo:Yahoo top, Microsoft flop

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Aufregung auf dem New Yorker Börsenparkett: Das Übernahmeangebot von Microsoft an Yahoo hat beide Titeln gehörig in Bewegung gebracht - jubeln konnten aber nur die Yahoo-Anleger.

Die Ankündigung von Microsoft, den Suchmaschinenbetreiber Yahoo für knapp 45 Milliarden Dollar kaufen zu wollen, sorgten für gehöriges Aufsehen an den US-Börsen.

Zugewinn: Die Microsoft-Ankündigung und gute Konjukturdaten sorgten in New York für gute Stimmung. (Foto: Foto: AFP)

Die Yahoo-Titel sprangen um 47,29 Prozent auf 28,25 Dollar und waren damit mit großem Vorsprung bester Wert im Nasdaq 100. Microsoft-Aktien fielen mit einem Abschlag von 4,94 Prozent auf 30,99 US-Dollar mit weitem Abstand ans Ende des Dow Jones.

Die Aktien von Yahoo-Konkurrent Google gaben etwa acht Prozent nach. Das Unternehmen hatte mit Gewinn und Umsatz die Erwartungen der Experten enttäuscht. Die Nachricht verhalf Technologiewerten insgesamt zu Kursgewinnen. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 0,92 Prozent auf 2411 Punkte.

Seit Sommer waren wegen der Kreditkrise kaum Fusionen zu verzeichnen. "Gerade in einem angespannten Markt fesselt eine Übernahme in der Finanzbranche oder bei Technologiefirmen die Investoren ganz besonders, und genau das passiert hier", sagte Tim Smalls von dem Handelshaus Execution.

Gute Stimmung durch positive Konjunkturdaten

Microsoft bietet je Yahoo-Aktie 31 Dollar, das entspricht einem Aufpreis von 62 Prozent auf den Schlusskurs vom Donnerstag. Yahoo kündigte an, das Angebot zu prüfen.

Insgesamt haben überraschend positive Konjunkturdaten die US-Börsen am Freitag kurz nach Handelsbeginn beflügelt. Der an den Finanzmärkten viel beachtete Konjunkturindex der US-Einkaufsmanager kletterte im Januar auf 50,7 Zähler von 48,4 Punkten im Vormonat, wie das Institute for Supply Management (ISM) mitteilte. Experten hatten im Schnitt mit einem Rückgang gerechnet.

Zuvor hatte ein überraschender Rückgang der Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft die Stimmung am Markt zunächst getrübt und dazu geführt, dass die Börsen nahezu unverändert in den Handel starteten.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte etwa eine Stunde nach Handelsbeginn 0,63 Prozent im Plus bei 12.730 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 legte 0,89 Prozent zu auf 1390 Zähler.

Zugewinne auch im Dax

Der Dax hat am Freitag seine Gewinne nach dem Übernahmeangebot von Microsoft für Yahoo ausgeweitet. Der Leitindex kletterte um bis zu zwei Prozent auf 6999 Punkte. "Die Anleger stürzen sich auf positive Nachrichten und nehmen diese zum Anlass, Aktien zu kaufen", sagte ein Händler.

Auch die US-Aktienfuture weiteten ihre Gewinne aus. Der US-Softwarehersteller Microsoft hatte zuvor 31 Dollar je Yahoo-Aktie angeboten. Die Aktie der amerikanischen Suchmaschinen-Firma stieg daraufhin vorbörslich um fast 54 Prozent.

Im Dax zogen sich die Kursgewinne quer durch alle Branchen, wobei besonders Industriewerte gefragt waren. "Bis jetzt ist das eine reine Finanzkrise. Diejenigen, die sich verzockt haben, müssen bluten, aber aus den anderen Sektoren ist noch nichts Negatives zu hören", sagte ein Händler mit Blick auf die schwelende Hypotheken- und Kreditkrise.

Zu den größten Gewinnern im deutschen Leitindex gehörten auch die Anteilsscheine des Pharma- und Spezialchemiekonzerns Merck. "Das ist die Aktie des Tages nach der Hochstufung durch Merrill Lynch", sagte ein Börsianer. Händlern zufolge hat die US-Investmentbank die Titel mit einem Kursziel von 100 Euro zum Kauf empfohlen. Die Aktien des Darmstädter Unternehmens stiegen um 3,2 Prozent auf 85,60 Euro.

Singulus größter Gewinner

Aus den zahlreichen Gewinnern ragten die Singulus-Aktien mit einem Aufschlag von bis zu 15 Prozent heraus, nachdem der Spezialmaschinenhersteller sich durch einen Zukauf im zukunftsträchtigen Blu-ray-Geschäft verstärkt hatte.

Nach der Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms durch Thyssen-Krupp griffen Investoren bei der zuletzt schwachen Aktie zu. Sie setzte sich mit einem Plus von gut fünf Prozent an die Spitze des Dax. Der Konzern will bis Mitte Juli 2009 bis zu rund 15,8 Millionen eigene Aktien zurückkaufen und damit seine Position im Übernahmewettlauf der Stahlbranche stärken.

Gefragt waren auch die Titel der beiden Oberklasse-Autobauer Daimler und BMW. Börsianer begründeten dies damit, dass beide Titel sich seit Jahresbeginn schwächer als der Markt entwickelt hätten und deshalb Nachholpotenzial besäßen. Melms sieht dabei Daimler im Vorteil gegenüber dem Münchener Erzrivalen. "Daimler bringt in diesem Jahr eine größere Zahl neuer Modelle auf den Markt und hat damit einen leichten Favoritenstatus." Daimler-Aktien gewannen drei Prozent, die BMW-Titel 1,4 Prozent.

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