Die USA werden nach Angaben eines ranghohen Regierungsbeamten ihren früheren Vize-Außenminister Robert Zoellick als neuen Weltbankchef vorschlagen. Zoellicks Erfahrung und seine lange Karriere als Handels- und Finanzexperte sowie als Diplomat seien gute Voraussetzungen für den Posten als Nachfolger des bisherigen Weltbankchefs Paul Wolfowitz, sagte ein hoher Regierungsbeamter am späten Dienstagabend in Washington.
Präsident George Bush werde die Nominierung am Mittwoch offiziell bekanntgeben. Der Vorschlag Bushs muss anschließend noch vom Direktorium der Weltbank bestätigt werden.
Zoellick war in der Regierung von US-Präsident Bush von Anfang an dabei. In den ersten vier Jahren brachte er als Handelsbeauftragter die Verhandlungen mit China und Taiwan über deren Aufnahme in die Welthandelsorganisation WTO zum Abschluss. Er spielte auch eine maßgebliche Rolle beim Start der Doha-Handelsrunde der WTO.
Offizielle Bekanntgabe am Mittwoch
Zoellick folgte dann zu Beginn von Bushs zweiter Amtzeit der früheren Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice ins Außenministerium. Die Berufung des ausgewiesenen Europa-Experten ins State Department wurde damals von vielen Beobachtern als Signal für die Bemühungen des Präsidenten gesehen, die durch den Streit um den Irak-Krieg schwer belasteten transatlantischen Beziehungen wieder zu stärken.
Im Außenministerium kümmerte sich Zoellick schwerpunktmäßig auch um die Beziehungen zu China. Ferner widmete er sich der Beilegung der Krise in der sudanesischen Provinz Darfur. Zoellick, der seit den 80er Jahren in Washington in unterschiedlichen Regierungsämtern gedient hat, wurde in Deutschland bereits durch seine Rolle in den Verhandlungen über die deutsche Einheit bekannt. Aus dieser Zeit rühren auch seine engen persönlichen Bande zur heutigen Außenministerin Rice. Vor einem Jahr war Zoellick aus dem Außenministerium ausgeschieden und zur Investmentbank Goldman Sachs gewechselt.
Am Dienstag hatte ein Regierungssprecher bereits gesagt, noch in dieser Woche werde einen Nachfolger für den zurückgetretenen Weltbankchef Paul Wolfowitz benannt.
Wolfowitz hat Mitte Mai seinen Rücktritt zum 30. Juni erklärt. Er zog damit die Konsequenzen aus der wachsenden Kritik an einer Gehaltserhöhung für seine Freundin, die nach seinem Amtsantritt von der Weltbank zum US-Außenministerium versetzt wurde. Traditionell steht ein Amerikaner an der Spitze des Weltfinanzinstituts.
Bei der Nominierung von Wolfowitz im Jahr 2005 hatte Bush viele europäische Regierungen vor den Kopf gestoßen, weil der damalige stellvertretende US-Verteidigungsminister bis dahin nur als Architekt des Irak-Kriegs bekannt war.