Spezialanlagen:Altersvorsorge zum Trinken

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Investments in Wein und Kunst sind von der Kreditkrise kaum betroffen - entsprechende Fonds legen kräftig zu.

Einen echten Picasso an der Wand und eine Kiste 61-er Bordeaux im Weinkeller haben sich wohlhabende Liebhaber schon immer gerne einmal gegönnt.

Doch mit der Nervosität auf den internationalen Kapitalmärkten mausern sich solche exquisiten Leidenschaften zu einer gefragten Alternative für die Geldanlage. "Immer mehr Leute sehen Wein als ein Investment", sagt Andrew della Casa vom Wine Investment Fund. Und immer mehr Fonds wie der von della Casa entstehen, um den Genuss mit hohen Renditen zu verbinden.

Der Markt für Kunst, Wein und andere Sammlerobjekte steht derzeit hoch im Kurs bei Investoren - dabei erlahmt das Interesse an solchen Nebenanlagen normalerweise in Zeiten schwächelnder Konjunktur. Fonds-Manager della Casa wundert dies nicht: Anleger hätten die Vorzüge des Weins über dessen Gourmet-Qualitäten hinaus längst erkannt, sagt er. Schließlich könnten beim Handel mit edlen Tropfen die Gewinne durchaus überdurchschnittlich ausfallen.

Eine Kiste für 42.000 Euro

Der wichtigste Index für Weininvestments an der Liv-ex, einer unabhängigen Handelsplattform für Spitzenweine, brachte es im vergangenen Jahr auf satte 40 Prozent Gewinn - mehr als an vielen Aktienbörsen drin war.

Aus della Casas Mund hört sich denn auch die Beschreibung der Kreditkrise an, als sei sie ein einziger Glücksfall. Schließlich sei Wein ein Anlagebereich, in den die Turbulenzen des Anleihen- und Aktienmarktes nicht überschwappten, sagt der Manager, dessen Wine Investment Fund umgerechnet gut 45 Millionen Euro verwaltet. Und das sei für Profi-Anleger vielleicht der letzte Anstoß gewesen, dem Weinmarkt nach Jahren der Zurückhaltung eine Chance zu geben.

Die meisten Kunden bei Weinauktionen sind immer noch Kenner, die regelmäßig ihre eigenen Keller auffüllen und die Flaschen irgendwann leertrinken. Doch eine wachsende Minderheit setzt in erster Linie darauf, Gewinne aus den besten Jahrgängen zu schlagen. Und die Preise sind durchaus erlesen: Beim Londoner Auktionshaus Christie's erhielt unlängst ein Käufer den Zuschlag für eine Kiste 1982-er Chateau Petrus - für satte 42000 Euro.

Ansehnlich sind aber ebenfalls die 34 Millionen Euro, für die bei Christie's jüngst ein Triptychon des englischen Malers Francis Bacon den Besitzer wechselte. Es war der höchste Preis, der jemals in Europa für ein Kunstwerk der Nachkriegsepoche gezahlt wurde.

Hohes Risiko

Auch Kunst ist längst nicht mehr nur schmückendes Beiwerk oder Museumsinventar, sondern kann zugleich ein lohnendes Investment sein. "Der Kunstmarkt hat keinen Einbruch erlitten, als die Internetblase platzte, und es geht ihm heute extrem gut - sogar nach der Kreditkrise", sagt Robert Tomei, Chef der italienischen Fondsgesellschaft Advanced Capital, die gerade ihren dritten Kunstfonds eröffnet. Tomei hofft wie bei den Vorgängern wieder auf eine satte Rendite von jährlich 20 Prozent.

Doch natürlich können der Kunst- und Weinmarkt nicht völlig immun sein gegen drastische Abschwünge. "Das Investment in Wein ist kein Wundermittel", sagt James Miles von der Weinbörse Liv-ex. Doch selbst wenn es zu Preisrückgängen komme, blieben sie weit geringer als der Wertverfall auf dem Aktien-, Anleihen- und Immobilienmarkt.

Wie alle alternativen Anlagen bleiben Kunst und Wein trotzdem risikoreiche Investitionen auf einem Markt, der zumeist wenig liquide ist. Doch die Fondsmanager haben Strategien entwickelt, um die Risiken zu mindern: So investiert Kunstfonds-Manager Tomei nur in etablierte Maler, während sich der Weinfonds auf bereits in Flaschen abgefüllte Bordeaux-Top-Weine konzentriert - gegen die Tradition, die Tropfen bereits "en primeur" zu kaufen, also bevor sie abgefüllt sind.

© SZ vom 6.3.2008/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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