Produkttest:Sparkonto "Börsensieger" der Postbank

Lesezeit: 2 min

Mitnaschen an internationalen Börsengewinnen, mit einem einfachen Sparkonto? Das Versprechen kann die Postbank nicht in vollem Umfang einlösen.

Udo Keßler

"Jede Woche bis zu 6 % p.a. Rendite!" und "Das neue Sparkonto mit internationaler Börsenpower!" - so wirbt die Postbank für ihr neues Anlageprodukt "Börsensieger".

Mitnaschen an internationalen Börsengewinnen verspricht der "Börsenstar". (Foto: Foto: dpa)

Dabei handelt es sich zunächst um ein ganz normales Sparbuch mit dreimonatiger Kündigungsfrist, für das zur Zeit der für solche Anlagen übliche Magerzins von jährlich einem Prozent gezahlt wird. Von Ende November an will das Geldhaus diesen Zins auf zwei Prozent aufpeppen, allerdings ist die "Einführungsaktion" bis Ende März 2007 befristet.

Der Börsen-Bonus

Zum "Börsensieger" soll den Sparer ab einem Mindestguthaben von 2500 Euro ein zusätzlicher Bonus machen, der so ermittelt wird: Aus einer Auswahl von drei internationalen Börsenindizes der Dow-Jones-Familie (derzeit USA Industrial Average, Euro Stoxx 50 und Japan Titans 100) pickt die Postbank jeweils mittwochs denjenigen heraus, der in der Woche davor den höchsten prozentualen Anstieg verzeichnet hat.

Dieser Wert wird rückwirkend als Bonus zusätzlich zum derzeit einprozentigen Basiszins vergütet. Allerdings nur anteilig für eine Woche, denn bei dem ermittelten Bonuswert handelt es sich um einen Jahreszinssatz.

Außerdem ist die Zusatzvergütung auf fünf Prozent gedeckelt. Weist keines der Börsenbarometer eine positive Entwicklung auf, fällt der Bonus für eine Woche komplett flach.

Wenig realistische Maximalrendite

Was die Postbank vollmundig als Maximalrendite verspricht, dürfte aufs Jahr gesehen wohl kaum jemals auf einem Kundenkonto landen. Denn die Tücke beim "Börsensieger" liegt im Detail bei den Zinsen.

Da der Bonus im Wochenrhythmus ermittelt und vergütet wird, beträgt die tatsächliche Zinsgutschrift immer nur ein Zweiundfünfzigstel des prozentualen Indexanstiegs.

Legt der Index um fünf Prozent zu, wird für ein 10.000-Euro-Guthaben nur der Wochenanteil von 9,62 Euro (500 Euro geteilt durch 52) gutgeschrieben. Um den maximalen Jahresbonus von fünf Prozent zu erreichen, muss deshalb Woche für Woche mindestens einer der ausgewählten Börsenindizes um fünf Prozent steigen.

Hätte ein Index diese Last allein zu tragen, müsste er - bei Annahme eines gleichmäßigen Anstiegs - binnen Jahresfrist um 1164 Prozent zulegen. Der Euro Stoxx 50 müsste beispielsweise von heutigen etwa 4100 Punkten auf astronomische 51.835 Punkte nach oben schießen!

Selbst wenn alle drei Indizes sich die gleichmäßige Wertentwicklung teilten, müssten sie nach einem Jahr alle um rund 130 Prozent über dem Anfangswert notieren.

Erreichen ließe sich das maximale Ergebnis alternativ auch mit einem ständigen starken Auf und Ab der Börsenindizes - aber nur auf dem Papier. Denn keines der beiden Szenarien dürfte auf Dauer realistisch sein.

Rendite auf Tagesgeldniveau

Für die Postbank-Kunden bedeutet das, dass sie sich selbst in guten Börsenphasen mit einer Rendite auf mittlerem Tagesgeldniveau zufriedengeben müssen. So beträgt beispielsweise der Gesamtertrag für die von einer positiven Börsenentwicklung geprägten abgelaufenen Woche lediglich 1,86 Prozent.

Neben der Börse sollten Anleger, die auf das Produkt "Börsensieger" setzen, allerdings auch den Preisaushang der Postbank im Auge behalten: Das Geldinstitut kann nicht nur den Basiszins jederzeit ändern.

Das Kleingedruckte

Auch die Auswahl der Börsenindizes kann wechseln. Im Angebot sind dabei so exotische Produkte wie der Dow Jones Brazil Titans 20 oder der Hongkong Titans 100.

Noch gefährlicher für die Rendite: Die Postbank kann auch die sogenannte Teilnahmerate nachträglich ändern. Diese regelt, mit welchem Prozentsatz der Kunde an der Entwicklung der Börsenindizes teilnimmt und beträgt derzeit 100 Prozent.

Das heißt: Steigt der beste der drei Indizes um beispielsweise zwei Prozent, erhält der Sparer diese zu 100 Prozent. Beim ähnlich gestrickten Dax-Sparbuch der Postbank liegt die Teilnahmerate dagegen aktuell bei nur noch 50 Prozent. Hier gibt es folglich nur noch die Hälfte der Dax-Entwicklung als Bonus.

Fazit: Zum "Börsensieger" wird der Anleger mit dem Angebot der Postbank sicher nicht. Er kann aber sehr schnell zum Zinsverlierer werden.

© SZ vom 18.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: