Private Rentenversicherungen:Mehrere tausend Euro Unterschied

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Ein Branchendienst hat private Rentenversicherungen verglichen. Dabei sind deutliche Unterschiede in den Leistungen zu beobachten gewesen. Allianz und Debeka zahlten am meisten.

Thomas Öchsner

Was für eine Karriere: 1980 spielten private Rentenversicherungen bei der Altersvorsorge kaum eine Rolle, heute sind sie in Deutschland ein Verkaufsschlager: Mehr als 50 Prozent der neu abgeschlossenen Verträge bei den Lebensversicherern sind private Rentenpolicen.

Eine private Rentenversicherung liefert im Alter eine monatliche Rente. (Foto: Foto: ddp)

Um so wichtiger ist es für Verbraucher zu wissen, welche Anbieter mit ihrem Geld am besten umgehen. Das Branchenfachorgan Map-Report hat deshalb jetzt seine erste empirische Analyse für private Rentenversicherungen vorgelegt.

Das Ergebnis: Auffallend gute Leistungen zeigen bei den Testreihen vor allem die drei Gesellschaften Allianz, Debeka und LV 1871.

Bislang hat der Map-Report stets Kapital-Lebensversicherungen unter die Lupe genommen - aus guten Gründen. Dafür stehen Daten der vergangenen 30 Jahre zur Verfügung. Ganz anders bei der privaten Rentenversicherung (RV): Die Masse der Anbieter hat erst 1990 begonnen, diese Policen zu verkaufen.

Außerdem ist das Produkt viel komplizierter. Es gibt zwei Grundtypen: Bei der aufgeschobenen RV zahlt der Versicherte regelmäßig einen Beitrag ein. Das Geld wird gespart, in der Entnahmephase wird eine Rente ausgezahlt. Bei der sofort beginnenden RV überweist der Kunde dagegen eine Summe auf einen Schlag. Daraus zahlt der Versicherer eine Rente.

Die Rente wird mit zunehmendem Alter geringer

Der Map-Report hat nun die sofort beginnende Rente gegen Einmalzahlung untersucht. Die Experten des Analysehauses gehen dabei von einem 65-jährigen Mann aus, der 50.000 Euro investieren will und sich für eine Produktvariante entscheidet, die ihm zu Beginn die höchste Leistung bietet. Die Rente wird mit zunehmenden Alter also eher geringer.

Dahinter steckt die Überlegung, "dass im weiteren Verlauf des Ruhestandes der Aktivitätsdrang Stück um Stück abnehmen wird'', heißt es in der Studie. Das hat vor allem zwei Nachteile: Fallende Renten bieten keinen Inflationsausgleich. Wird der Versicherte zum Pflegefall, fehlt ihm womöglich Geld.

Außerdem vereinbart der Kunde eine zehnjährige Rentengarantiezeit. In diesem Zeitraum wird die Rente auf jeden Fall gezahlt. Stirbt der Kunde vorher, wird sie an einen Angehörigen bis zum Ende der Garantie weiter überwiesen. Diese Garantie kostet allerdings Geld. Je länger sie vereinbart ist, desto geringer fällt die anfangs gezahlte Rente aus.

Anhand dieses Musterfalles hat der Map-Report die Rentenleistungen für jedes Jahr der Laufzeit abgefragt. Dabei gaben die Tester drei Startjahre vor: 1990, 1995 und 2000. Die Auswahl der Anbieter ist bei diesem Vergleich aber begrenzt: Dem Map-Report lagen gerade einmal für 21 Gesellschaften die Jahreszahlungen von 1990 bis 2007 vor.

Auffällig sind trotzdem die großen Unterschiede in den Leistungen: In der Summe der 17 Jahre hat der Marktführer Allianz die höchsten Rentenzahlung mit insgesamt 90406 Euro zu bieten. Der Marktdurchschnitt liegt um knapp 5000 Euro darunter.

Fünf Jahre später sieht es schon anders: Die Debeka, die bei Vergleichen von Lebensversicherungen stets im Spitzenfeld zu finden ist und 1990 das abgefragte Produkt noch nicht im Angebot hatte, liegt bei dem Zeitraum von 1995 bis 2007 an der Spitze, noch vor der Allianz aus München (Tabelle).

Auch bei dem Sieben-Jahrestest von 2000 bis 2007 ist die Debeka die Nummer eins. Die vom Map-Report gelobte LV 1871 kann bei den Rentensummen nicht mit den besten mithalten.

Die Testvorgabe, dem Kunden zu Beginn die höchste Monatsrente auszuzahlen, erfüllt die Lebensversicherung von 1871 aus München aber am besten.

Sie liegt hier bei allen drei Laufzeiten auf Platz eins. Für den Zeitraum von 1990 bis 2007 zahlt die LV 1871 zum Beispiel eine Monatsrente von zunächst 472,14 Euro aus, gefolgt von der Allianz mit 432,35 Euro.

Der Haken bei diesem Vergleich: Viele Anbieter sind dabei nicht berücksichtigt, weil sie private Rentenversicherungen noch nicht so lange anbieten. Für diese Gesellschaften haben die Tester - anhand der Nettorenditen der Kapitalanlagen der Unternehmen - die sogenannte risikobereinigte Rendite errechnet. Dadurch verändert sich das Ergebnis.

Die besten Fünf

In allen drei Zeiträume sind dann unter den ersten fünf immer dieselben Gesellschaften zu finden: Asstel, Debeka, Europa, Continentale und DEVK. Der Volkswohl Bund belegt jeweils Platz sechs, die Allianz Rang sieben.

Manfred Poweleit, Chef des Map-Reports, sieht den Boom der Rentenversicherungen mit gemischten Gefühlen. "Die Produkte haben den Vorteil, dass im Ruhestand immer Geld kommt, auch wenn man selbst handlungsunfähig wird.'' Wer in jungen Jahren mit dem Sparen beginne, habe aber eine extrem lange Laufzeit von teilweise 60 Jahren.

Solange könne weder ein Kunde vorausplanen, noch ein Versicherer vernünftig kalkulieren, weshalb Anbieter in der Vergangenheit bereits laufende Renten kürzen mussten. Angehenden Rentnern rät Poweleit, nicht ihr gesamtes Kapital in eine Rentenversicherung gegen Einmalzahlung zu stecken, sondern auch andere Anlagen zu berücksichtigen.

© SZ vom 17.07.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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