Prepaid-Discounter locken mit billigen Tarifen:Ein Kampf um jeden Kunden

Mobil telefonieren für weniger als zehn Cent die Minute: vorausbezahlte Gespräche mit dem Handy werden noch billiger - dafür berechnen die Anbieter oft jede angefangene Minute voll

Andreas Grote

Wer bei den großen Mobilfunkunternehmen Vodafone, T-Mobile, E-Plus oder O2 einen Handy-Vertrag hat, telefoniert unnötig teuer. Je nach Tarif und Tageszeit liegen die Preise zum Teil sogar noch bei 39 bis 69 Cent pro Minute. Immer mehr Kunden wechseln daher zu einem Prepaid-Discounter.

Anstatt monatliche Grundgebühr oder Mindestumsatz zu zahlen, laden sie sich ein Guthaben auf ihre Handy-Karte und telefonieren fortan deutlich billiger und transparenter, denn die Preise für die Gesprächsminute gelten rund um die Uhr und in alle deutsche Fest- und Mobilfunknetze.

Mit 9,9 Cent pro Gesprächsminute ist nun auch die Zehn-Cent-Hürde bei den Prepaid-Discountern gefallen. Vorreiter sind blau.de, die O2- Billigmarke Fonic, Simyo sowie BILDmobil - bei letzterem kostet die Minute allerdings glatte zehn Cent.

Die Tarifsenkung ist allerdings nicht ohne Tücken. Wer billigst mobil telefonieren will, bezahlt das durch eine ungünstigere Taktung, wegfallende Vergünstigungen für Anbieter-interne Gespräche und die fehlende Möglichkeit, eine Flatrate hinzuzubuchen.

Eine Offerte für die Familie

Deutlich wird der Unterschied bei blau.de. Der Anbieter führt ab 04.12.2007 zwei Tarife. Den neuen Einheitstarif mit 9,9 Cent pro Gesprächsminute und den Klassiktarif auf dem bisherigen Niedrigpreisniveau von 15 Cent pro Minute. Doch während der Einheitstarif grundsätzlich jede angefangene Minute komplett abrechnet (60/60), zählt beim Klassiktarif nur die erste Minute voll, danach wird sekundengenau (60/1) gerechnet.

Auch die anderen Discounter mit den neuen Billigtarifen Fonic, Simyo und BILDmobil rechnen grundsätzlich im Minutentakt ab. Ein nur wenige Sekunden länger als eine Minute geführtes Gespräch kostet dann bei den günstigsten Anbietern knapp 20 Cent, im blau.de-Klassiktarif und anderen 60/1- Taktern hingegen nur rund 16 Cent.

Vor allem bei Personen, die häufig selbst anrufen, macht sich dieser Taktunterschied bemerkbar. Wer nur erreichbar sein will oder nur selten selbst anruft, merkt den Unterschied nicht. Für einen breiteren Kundenkreis dürfte die so genannte Community-Komponente relevant sein. Die etwas teureren Discounter mit einem Minutenpreis ab 14 Cent pro Minute bieten alle vergünstigte Gesprächsgebühren, wenn Anbieter-intern angerufen wird.

Ein Kampf um jeden Kunden

Besitzen beispielsweise Mutter und Tochter beide eine Prepaid-Karte von Penny und rufen sich gegenseitig an, dann kostet das pro Minute nur noch 4 Cent. Wer regelmäßig und häufig mit Familienmitgliedern oder Freunden telefoniert, kann daher kräftig sparen, wenn diese ihre Handykarte beim gleichen Prepaid- Anbieter haben.

Unbegrenzt ins Festnetz

Schließlich bieten nun auch die ersten Prepaid-Discounter die Möglichkeit einer Flatrate, und zwar ohne lange Laufzeit, sondern monatlich kündbar. Flatrates sind Angebote, zu einem Festpreis eine unbegrenzte Zeit telefonieren zu können. Sie waren bislang meist Vertragskunden vorbehalten. Für monatlich knapp 15 Euro beziehungsweise 12,95 Euro bei Tchibo, können dann unbegrenzt viele Gespräche ins deutsche Festnetz und ins Netz des eigenen Anbieters geführt werden.

Damit sich die Flatrate bezahlt macht, muss im blau.de-Klassiktarif im Monat mindestens hundert Minuten telefoniert werden, bei Simyo aufgrund des besseren Minutenpreises mindestens 150 Minuten. Bei Aldi, Penny und ja! rechnet sich die Flatrate bei monatlich 110 Minuten, bei Tchibo aufgrund des hohen Minutenpreises schon nach 70 Minuten. Allerdings gilt das nur für Anrufe ins deutsche Festnetz oder Anrufe ins Netz eines anderen Anbieters.

Wer hingegen besonders häufig Gebrauch macht von der Community-Komponente, muss das entsprechend berücksichtigen, denn hier kostet die Gesprächsminute ohnehin schon viel weniger. Wer überwiegend Anbieter-intern telefoniert, reizt die Flatrate daher möglicherweise nicht aus.

Wer mit dem Handy oft im Internet surft oder E-Mails abruft, sollte auf einen dafür geeigneten Tarif achten. Alle Prepaid-Discounter, die im E-Plus-Netz funken, berechnen nur 24 Cent pro Megabyte (MB) übertragene Daten, wobei bis auf Fonic auch in UMTS-Geschwindigkeit gesurft werden kann.

Wer nur gelegentlich surft und sich beeilt, für den ist auch noch die zeitbasierte Abrechnung mit 9 Cent pro Minute akzeptabel. Zur Kostenfalle wird die Internetnutzung hingegen bei Simply, Tchibo und Penny: alleine schon das Aufrufen manch aufwendiger Homepage auf dem Handy kostet gleich mehrere Euro.

Ein Kampf um jeden Kunden

Das beste Gesamtpaket bieten derzeit blau.de mit dem Klassiktarif und Aldi Talk: mit 15 beziehungsweise 14 Cent günstigen Gesprächsminuten in alle Netze, Community-Tarif von 5 respektive 4 Cent pro Minute, günstiger 60/1-Taktung, einer optional hinzubuchbare Flatrate ins deutsche Festnetz für 14,99 Euro, kostenlose Mailboxabfrage und günstigster Internetzugang.

Alte Nummer meist verloren

Wer hauptsächlich nur erreichbar sein will, kann hingegen zu einem der Billigsttarife von blau.de, Fonic, Simyo oder BILDmobil greifen, denn der Minutentakt stört hierbei kaum, die Mailboxabfrage ist kostenlos und es surft sich dabei noch günstig unterwegs im Internet.

Vor der Wahl ist es empfehlenswert, sich im Bekanntenkreis zu erkundigen, ob das Mobilfunknetz, das der favorisierte Prepaid-Discounter benutzt, am eigenen Wohnort gut empfangen wird. Wer großen Wert darauf legt, seine alte Rufnummer zum neuen Prepaid-Discounter mitzunehmen, schränkt seine Auswahl stark ein.

Nur klarmobil, callmobile und Simply bieten diese Option an. Sie bieten immerhin Community-Tarif und günstige Gesprächsminuten, allerdings im Minutentakt, die Mailboxabfrage ist kostenpflichtig und bei Simply ist der Internetzugang eine Kostenfalle. Nach Presseberichten planen jedoch blau.de, BILDmobil und simyo die Einführung der Rufnummernmitnahme.

Eine Alternative können Postpaid-Angebote ohne monatliche Grundgebühr und ohne Mindestumsatz sein wie von der Telekom-Billigmarke Congstar oder Genion S von O2. Im Gegensatz zu Prepaid buchen diese Anbieter erst am Ende des Monats den Rechnungsbetrag per Lastschrift vom Konto ab.

In Vorleistung zu treten lassen sich die Anbieter vom Kunden jedoch bezahlen. Die Gesprächspreise ins deutsche Festnetz und in andere Mobilfunknetze sind mit 19 Cent pro Minute um einige Cent höher als bei den meisten Prepaid-Anbietern.

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