Opec drosselt Förderung:Ölpreis fällt unter 40 Dollar

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Die Opec wird zum Januar die Öl-Fördermenge drastisch reduzieren, um den Preisverfall zu stoppen. Doch an der Börse bricht der Ölpreis weiter ein.

Das Ölkartell Opec will mit der stärksten Drosselung der Fördermenge in ihrer Geschichte den massiven Ölpreisverfall stoppen. Mit der dritten Kürzung in diesem Jahr um weitere 2,2 Millionen Fass pro Tag reagiert das Kartell auf die sinkende Nachfrage in der weltweiten Konjunkturkrise. "Ich hoffe, wir haben sie damit überrascht", sagte Opec-Präsident Chakib Khelil am Mittwoch nach der Entscheidung der zwölf Mitglieder im algerischen Oran.

Nachdem der Ölpreis massiv eingebrochen ist, reduziert die Opec nun die Fördermenge. (Foto: Foto: dpa)

Die Märkte blieben aber unbeeindruckt: Der Preis nahm seine Talfahrt wieder auf und der Preis für Öl zur Lieferung im Januar brach auf 40,20 Dollar pro Fass ein. Damit war der Rohstoff so billig wie seit Sommer 2004 nicht mehr. US-Leichtöl wurde mit einem Abschlag von gut fünf Prozent bei 41,45 Dollar gehandelt. Gegen 20.30 Uhr fielen die Bid-Kurse sogar kurzzeitig auf 39,88 Dollar.

"Wir haben keine Wahl"

Mit dem neuerlichen Einschnitt um 2,2 Millionen Fass beträgt die Kürzung nunmehr 4,2 Millionen Fass (1 Fass = 159 Liter) gegenüber der Fördermenge von Anfang September. Ab 1. Januar 2009 werden nun 24,845 Millionen Fass pro Tag gefördert nach 29,045 Millionen Anfang September. Dies entspricht einer Senkung der weltweiten Produktion um etwa fünf Prozent. Erwartet worden war eine Kürzung von etwa zwei Millionen Barrel, nachdem die Opec im Oktober bereits rund zwei Millionen Fass gekappt hatte.

Khelil kündigte eine strikte Umsetzung der Beschlüsse an. "Wir haben keine Wahl", betonte er. "Wenn das nicht gelingt, wird die Lage noch schlechter." Der Einbruch beim Ölpreis hat den Opec-Staaten drastische Einnahmeverluste beschert. Noch im Juli wurde das Fass für einen Rekordpreis von 147 Dollar gehandelt. Einige Förderländer wie Iran oder Venezuela sind nach eigenen Angaben dringend auf mehr Einnahmen aus dem Ölgeschäft angewiesen, um ihre Ausgaben zu bestreiten. Für die Industriestaaten bedeuten höhere Ölpreise dagegen größere Produktionskosten und steigende Benzinpreise.

Die USA kritisierten die Politik der Opec als kurzsichtig. Das Kartell habe die Aufgabe, den Markt ausreichend zu versorgen und dabei die Gesundheit der Weltwirtschaft zu bedenken, sagte der Sprecher des Präsidialamtes, Tony Fratto. Im übrigen sei fraglich, ob die Kürzung wegen der veränderten Nachfrage Wirkung zeigen werde und von den Opec-Staaten überhaupt eingehalten werden könne. Jüngsten Daten zufolge haben die Lagerbestände in den USA trotz der bisherigen Einschnitte zuletzt zugenommen.

Nach Einschätzung von Experten wird das Öl-Angebot bei einer konsequenten Umsetzung der Förderziele deutlich schneller und stärker zurückgehen als die Nachfrage. Damit sei die Zeit der tiefen Preise voraussichtlich vorbei, sagte Frank Schallenberger von der LBBW, die im kommenden Jahr mit einem Preis von 65 Dollar je Fass rechnet.

Karin Retzlaff vom deutschen Mineralölwirtschaftsverband sagte, dass derzeit große Mengen nicht nachgefragtes Rohöl in Tankern auf See oder an Land gelagert seien. Diese Bestände könnten dafür sorgen, dass die Ölmärkte auch nach einer Kürzung noch für Wochen gut versorgt blieben. Ob angesichts der Welt-Rezession möglicherweise die Ölnachfrage schneller fällt als die Opec kürzt, bleibt zudem eine offenen Frage.

Die Opec zeichnet für etwa ein Drittel der weltweiten Ölproduktion verantwortlich. Das Kartell geht davon aus, dass auch Ölförderländer außerhalb der Organisation wie Russland ihre Fördermengen einschränken werden. Die Organisation kommt am 15. März zu ihrem nächsten Treffen zusammen.

© sueddeutsche.de/Reuters/AP/tob/mel/woja/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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