Ölpreis auf Rekordhoch:Hoher Eurokurs rettet die Autofahrer

Lesezeit: 1 min

Rohöl erklimmt Rekordmarken - doch an den Zapfsäulen bleibt der Preisschock aus. Dem Euro sei Dank.

Ansgar Siemens

Der Preisanstieg bei Rohöl hält die Weltwirtschaft in Atem. Am Mittwoch kostete ein Fass der Sorte West Texas Intermediate (159 Liter) 80 Dollar - im Januar waren es noch weniger als 55 Dollar.

Der starke Euro macht die Tankrechnung erträglich. (Foto: Foto: AP)

Die US-Kreditkrise ließ zwar die Preise für die meisten Wertpapiere schmelzen - doch Erdöl zeigte sich robust. So sehr, dass Notenbanker und Politiker sich jetzt ernste Sorgen machen um die Konjunktur.

Traditionell lässt ein Ölpreis auf Rekordhoch auch bei deutschen Autofahrern die Alarmglocken schrillen. Doch diesmal bleibt es erstaunlich ruhig. "Es gibt keinen klaren Trend in Richtung weiter steigender Benzinpreise", sagte ADAC-Verkehrsexperte Jürgen Albrecht der Nachrichtenagentur AFP.

Die Gelassenheit hat einen Grund: "Der starke Euro verhindert eine Preisexplosion an den Tankstellen", sagt Barbara Meyer-Bukow zu sueddeutsche.de. Meyer-Bukow ist Sprecherin beim Mineralölwirtschaftsverband in Hamburg (MWV).

Am Mittwoch war die europäische Einheitswährung, gerechnet in US-Dollar, so teuer wie nie: Ein Euro kostete mehr als 1,39 Dollar.

Im historischen Schnitt koste der Euro nur etwas mehr als 1,25 Dollar, sagt Meyer-Bukow. Doch der Euro steigt bereits seit Monaten - und im August sanken die Preise für Benzin im Schnitt sogar um vier Cent verglichen mit Juli.

Läge der Eurokurs auf dem Niveau des historischen Durchschnittspreises, müssten Autofahrer vier bis fünf Cent mehr pro Liter zahlen.

Eine Tonne Diesel so teuer wie nie

Für Diesel wären dann nicht 1,18 Euro fällig wie am Mittwoch - sondern knapp 1,23 Euro. Normalbenzin würde mehr als 1,40 Euro kosten. Die vom MWV berechneten Spritpreise sind Durchschnittsnotierungen an deutschen Markentankstellen.

Deutschen Autofahrern kommt zupass, dass Diesel und Benzin am Weltmarkt in Dollar gehandelt werden - und die Immobilienkrise sowie die erwarteten Zinssenkungen die US-Währung schwächen.

Am Weltmarkt für Benzin und Diesel indes geht es wegen des hohen Ölpreises und der hohen Nachfrage turbulent zu. Eine Tonne Diesel kostete am Donnerstag in Rotterdam 726 Dollar - ein historischer Rekord.

Ausgeschlossen ist ein böses Erwachen für deutsche Autofahrer nicht - wenn der Ölpreis weiter steigt und der Euro schwächelt. Expertin Meyer-Bukow vom MWV warnt: "Der Euro-Anstieg wird nicht ewig währen."

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: