Nach Gerüchten um Bankenpleite:Letten stürmen Geldautomaten

Lettland erlebt einen Banken-Run: Twitter verbreitete das Gerücht, die Swedbank habe Probleme - schon stürmten Tausende Letten die Geldautomaten des Landes aus Angst vor einer Bankenpleite. Denn das haben sie ähnlich schon einmal erlebt.

Die Nervosität ist gewaltig: Ein paar Meldungen über den Kurznachrichten-Dienst Twitter reichten aus, um Tausende Letten an diesem Wochenende auf die Straße zu treiben - und an die Geldautomaten. Gerüchte über Probleme bei der Swedbank und anderen in Lettland aktiven schwedischen Banken verursachten einen Sturm auf die Geldautomaten und panikartige Abhebungen, aus Angst vor einer Bankenpleite - ein sogenannter Bank Run.

Nach Gerüchten um Bankenpleite: Menschen stehen am Montag Schlange vor einer Filiale der Swedbank in der Hauptstadt Riga, um aus Angst vor einer Pleite der Bank ihre Guthaben abzuheben.

Menschen stehen am Montag Schlange vor einer Filiale der Swedbank in der Hauptstadt Riga, um aus Angst vor einer Pleite der Bank ihre Guthaben abzuheben.

(Foto: AFP)

In vielen lettischen Städten bildeten sich seit Sonntagabend Schlangen vor den Automaten des landesweit größten Geldinstituts. Etwa 10.000 Letten hoben am Sonntag nach Angaben des Institutes mehr als zehn Millionen Lats (etwa 15 Millionen Euro) von ihren Konten bei der Swedbank ab. An 126 der 298 Geldautomaten der Swedbank war kein Geld mehr zu bekommen. Über Twitter war zuvor verbreitet worden, dass die schwedischen Geldhäuser in Schieflage geraten seien.

Diese Reaktion belegt, dass nicht nur die Märkte wegen der europäischen Schuldenkrise nervös sind, sondern auch die Menschen. Die inzwischen beinahe täglichen Meldungen von Ratingagenturen, die die Kreditwürdigkeit von Ländern und Banken herabstufen, sorgen mit dafür, dass schon bei solchen Gerüchten die Verunsicherung groß ist.

Die Swedbank wies die Gerüchte umgehend zurück. Ein Unternehmenssprecher betonte, die Position der Bank sei mehr als solide. Lettlands Bankenaufsicht erklärte, die Gerüchte seien grundlos. Es sei nicht nötig, sich um die finanzielle Situation der Swedbank zu sorgen. Der lettische Wirtschaftsminister Daniels Pavluts twitterte sogar, die schwedische Bank sei stabil.

Swedbank-Chef Maris Macinskis führte die Panik-Reaktion der Kunden auch auf die überraschende Pleite der Krajbanka im vergangenen Monat zurück. Krajbanka ist eine Tochter der litauischen Bank Snoras. Litauens Zentralbank hatte das Geldinstitut für pleite erklären müssen, ihm die Lizenz entzogen und es anschließend verstaatlicht. Den beiden Eigentümern, dem Russen Wladimir Antonow und seinem litauischen Partner Raimondas Baranauskas, wirft die Justiz massiven Betrug vor.

Der lettische Bankensektor wird von Banken mit schwedischen Eignern dominiert. Nach der Lehman-Pleite hat auch die Swedbank stark mit den Folgen der Finanzkrise zu kämpfen.

Nach dem Zusammenbruch der Parex Bank 2008 war Lettland gezwungen, Hilfen des Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Union zu beantragen.

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