Milliarden-Abschreibungen:Finanzkrise verdirbt Deutsche Bank erstes Quartal

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Die Folgen der weltweiten Finanzkrise treffen die Deutsche Bank deutlich härter als bislang erwartet. Deutschlands größtes Bankhaus muss wegen der anhaltenden Marktturbulenzen weitere 2,5 Milliarden Euro abschreiben.

Das ist mehr als im gesamten vergangenen Jahr, als die Krise mit gut 2,3 Milliarden Euro negativ zu Buche schlug. "In den letzten Wochen haben sich die Bedingungen weiter erheblich verschlechtert", teilte das Institut am Dienstag mit.

Die Wertberichtigungen fielen höher aus als von einigen Branchenexperten vorausgesagt. "Damit dürfte die Deutsche Bank im ersten Quartal einen Verlust ausweisen", sagte Olaf Kayser, Bankenanalyst bei der LBBW. Sein Kollege Georg Kanders von der WestLB sprach indes von temporären Faktoren, die die Ergebnisse belasteten. "Das tangiert das zugrundeliegende Geschäft nicht", sagte er. Nach den jüngsten Kursverlusten unter anderem bei US-Hypothekenpapieren seien weitere Abschreibungen auch nicht überraschend gewesen.

Vom Minus ins Plus

Die Aktie eröffnete zunächst mit deutlichen Kursverlusten, erholte sich dann aber mit dem Gesamtmarkt und zog um 0,3 Prozent an.

Bankchef Josef Ackermann hatte die Krise im vergangenen Jahr wiederholt für sein Institut weitgehend abgehakt. Bei Vorlage des Geschäftsberichts vor einer Woche schlug das Geldhaus aber bereits zurückhaltendere Töne an und war von seinem Gewinnziel für das laufende Jahr abgerückt. Einbußen im Investmentbanking könnten möglicherweise nicht durch Zuwächse in anderen Segmenten kompensiert werden, hatte es zur Begründung geheißen. Bislang peilt die Bank für 2008 einen Vorsteuergewinn von 8,4 Milliarden Euro an. Das Ziel halten Experten mittlerweile für Makulatur.

Im Vergleich zu vielen Konkurrenten ist die Deutsche Bank aber weiter glimpflich davon gekommen. So gab die Schweizer Großbank UBS weitere Wertberichtigungen von zwölf Milliarden Euro für das Auftaktquartal bekannt. UBS schrieb damit in etwa soviel ab wie im gesamten Jahr 2007.

Bei der Deutschen Bank fielen die neuen Belastungen unter anderem bei der gewerblichen Immobilienfinanzierung und bei verbrieften US-Wohnungsbaukrediten an. Dabei verwies das Institut besonders auf Wertverluste im Zusammenhang mit Hypotheken mittlerer Qualität, so genannter Alt-A-Papiere. Die Bonität der Schuldner ist zwar besser als bei Ramschhypotheken (Subprime), aber nicht erstklassig. Zuletzt mehrten sich die Anzeichen für ein Übergreifen der Krise auch auf diese Baukredite.

Wertberichtigen musste das Institut erneut auch Kredite und Kreditzusagen für Übernahmefinanzierungen, die sich derzeit nicht weiterverkaufen lassen. Die Deutsche Bank signalisierte, dass trotz der neuen Wertberichtigungen keine Kapitalerhöhung nötig sei. Die Kernkapitalquote - zentrale Größe zur Bewertung der Kapitalausstattung einer Bank - liege weiter im Zielkorridor von acht bis neun Prozent, erklärte das Institut. Ende 2007 betrug diese Kennziffer 8,6 Prozent.

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