Mietpreise:München wird sieben Prozent teurer

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Es bleibt dabei: Die Mieten steigen weiter. Eine Altbauwohnung in der Landeshauptstadt kostet nun 11,30 Euro pro Quadratmeter.

Marko Belser

Überraschend nennt man wahrlich etwas anderes: Nachdem der Immobilienverband Deutschland (IVD) Süd im November schon bei den Kaufobjekten eine Preissteigerung konstatierte, bestätigt der nun vorgelegte Herbstmarktbericht "Wohnimmobilien - Mietobjekte" auch bei den Mitpreisen die ansteigende Tendenz.

(Foto: N/A)

"Der Bayern-Trend im Herbst 2006 ist immer noch im Ansteigen, wenn auch gemäßigter als im Frühjahr," sagt der IVD-Vorsitzende Johannes Schneider. Bei den Preissteigerungen ist die Landeshauptstadt mal wieder der Vorreiter.

Während sich in den bayerischen Großstädten die Wohnungsmieten gegenüber 2005 durchschnittlich um 3,10 Prozent verteuerten, stiegen sie in München sogar um 7,00 Prozent an. Den größten Preisanstieg verzeichneten dabei die Mieten der Altbauwohnungen (Baujahr vor 1950). Im Vergleich zum Vorjahr müssen die Mieter in diesem Segment 7,60Prozent mehr bezahlen. Das bedeutet einen Quadratmeterpreis von stolzen 11,30 Euro (gute Wohnlage).

Für Neubauwohnungen (Baujahr 2006) müssen die Mieten in München sogar 11,80 Euro pro Quadratmeter berappen.

Nebenkosten als Bremseffekt

Grundsätzlich sind die Mietpreise bei allen Objekttypen gestiegen. Einzige Ausnahme bilden die Reihenmittelhäuser aus dem Bestand. Hier sind die durchschnittlichen Monatsmieten mit 1375 Euro (Kaltmiete für 125 Quadratmeter in guter Wohnlage) seit dem Frühjahr 2005 konstant geblieben.

Dagegen liegen die Mieten für neugebaute Doppelhaushälften mit 1940 Euro um 4,90 Prozent höher als vor einem Jahr.

Nach Jahren von rückläufigen Preisen hat sich der im Vorjahr einsetzende Anstieg, laut Schneider, nun endgültig gefestigt.

Allerdings gibt Stephan Kippes vom IVD-Marktforschungsinstitut zu bedenken, dass die Rückläufigkeit der Mietpreise zuvor auch kaum spürbar gewesen wären. Grund hierfür: Die ständig steigenden Nebenkosten.

Mittlerweile liegen die Nebenkosten bei mindestens zehn Prozent, was Schneider "schon bedenklich findet". Einziger Trost für Mieter: "Die weiter ansteigenden Nebenkosten werden als Bremseffekt auf die Nettomiete wirken," sagt der IVD-Vorsitzende.

Doch von diesen Bremseffekten ist vorläufig nichts zu spüren. Besonders nicht in der Landeshauptstadt.

Als Ursachen für die Festigung des Preisanstiegs sieht Stephan Kippes vom IVD-Marktforschungsinstitut, den wirtschaftlichen Aufschwung, der die ansteigende Tendenz weiter anheizte.

Aber vor allem ist das Niveau der Baufertigstellungen immer noch viel zu niedrig, was zu einer gesteigerten Nachfrage und damit zu höheren Preisen führt.

Singlehauptstadt München

Dennoch sind die Zeiten von Wohnungsnot und langen Schlangen bei Besichtigungen laut IVD vorbei. Außer bei absoluten Topadressen: So ist das Angebot von Luxusobjekten mit mehr als 500 Quadratmeter deutlich zu gering für die steigende Nachfrage in diesem Bereich.

Doch solche Objekte sind natürlich die große Ausnahme. Generell läßt sich insbesondere in München ein Trend zu Einpersonenhaushalten beobachten. Mittlerweile leben 53,8 Prozent der Münchner alleine (Zahlen von 2004). Noch vor Frankfurt (51,7 Prozent) ist München damit die Singlehauptstadt Deutschlands.

Hingegen scheinen die steigenden Preise Familien mit Kindern aus der Landeshauptstadt zu verteiben. Minderjährige Kinder wohnen in nur noch 16 Prozent der Münchner Haushalte. Dies bedeutet weniger als die Hälfte des bayerischen Landesdurchschnitt von 34,5 Prozent.

Die Aussichten für das kommende Jahr sind auch nicht gerade kinder- bzw. mieterfreundlich. "Bei den meisten Objekten rechne ich damit, dass die Rekordpreise aus den Jahren 2001, 2002 im Jahr 2007 angekratzt werden," prognostiziert Kippes.

Quelle: IVD Institut

Die teuersten Orte in Bayern

70 qm Wohnungen, guter Wohnwert, Baujahr vor 1950, Preise ohne Nebenkosten:

Feldkirchen: 13,50 Euro/ qm München: 11,30 Euro/qm Planegg, Starnberg: 11,00 Euro/ qm Gräfelfing: 10,80 Euro/ qm Grafrath, Neuried, Gauting, Krailling, Tutzing: 9,50 Euro/ qm

Die günstigsten Orte in Bayern

70 qm Wohnungen, guter Wohnwert, Baujahr vor 1950, Preise ohne Nebenkosten:

Dietfurt a.d. Altmühl: 3,20 Euro/ qm Burkardroth, Dillingen: 3,50 Euro/ qm Gundelfingen: 3,60 Euro/ qm Wiesentthal, Tann: 4,00 Euro/ qm Hammelburg, Sennfeld: 4,00 Euro/ qm

Andere Methoden über Mietpreise

Es gibt verschiedene Methoden, wie Mietpreise gemessen werden. Der IVD Süd erhebt jedes Frühjahr und jeden Herbst die Mieten (ohne Nebenkosten), die in neuen Verträgen abgeschlossen werden.

Der Mietspiegel hingegen berücksichtigt nicht nur Neuvertragsmieten, sondern auch Preisänderungen der letzten vier Jahre in bestehenden Mietverträge.

Die statistischen Ämter wiederum werten ihre eigenen Umfragen "Wie hoch ist derzeit Ihre Miete?" aus.

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