Nicht einmal zwei Wochen ist es her, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins auf ein Rekordtief von 1,5 Prozent senkte - und schon nährt die Notenbank Gerüchte, der Zins könnte noch tiefer fallen. "Wir haben noch etwas Spielraum, die Zinsen weiter zurückzunehmen", sagte das Direktoriumsmitglied Jürgen Stark dem Handelsblatt.
"Einen Schwellenwert festzulegen, bei dem wir stoppen, macht aus heutiger Sicht keinen Sinn. Für mich selbst ist der Schwellenwert allerdings nicht weit von dem entfernt, was wir im Augenblick haben", fügte er hinzu.
Kritik an Banken
Zu tief könne der Zins jedoch nicht fallen. "Klar dürfte sein, dass es mit einem zu niedrigen Zins nicht gelingen wird, den Interbankenmarkt zu reaktivieren", sagte Stark. Die Geschäftsbanken würden dann ihre Geschäfte nur über die Zentralbank abwickeln. Zudem bestünde die Gefahr, dass es zu Investitionen kommt, die unter normalen Bedingungen nicht profitabel seien. "So kann die Basis für neue Übertreibungen gelegt werden", sagte Stark.
Kritik äußerte der Volkswirt an der Reaktion der Banken auf die EZB-Entscheidung. Die Kreditwirtschaft müsse ihrer Verantwortung gerecht werden, die Zinssenkung an ihre Kunden weitergeben und bessere Finanzierungskonditionen bieten, forderte Stark in dem Interview.