Leitwährung Euro:Am liebsten bar

Lesezeit: 2 min

Mittlerweile sind mehr Euro-Banknoten im Umlauf als Dollar-Scheine. Zum besseren Schutz gegen Fälschugen werden die Scheine überarbeitet.

Helga Einecke

Es sind mehr Euro-Banknoten im Umlauf als je zuvor: In diesem Jahr dürfte der Wert aller ausgegebenen Scheine 700 Milliarden Euro überschreiten. Zum Vergleich: 2002 waren es keine 250 Milliarden Euro. Die Gemeinschaftswährung gewinnt weltweit als Zahlungsmittel und als eiserne Devisenreserve an Bedeutung. Nicht einmal von der Weltwährung Dollar sind Scheine in dieser Größenordnung im Umlauf.

Gerfragte Geldscheine: Immer mehr Menschen halten Euro-Bargeld. (Foto: Foto: dpa)

Der Griff zum baren Euro erstaunt Fachleute, weil im Computerzeitalter eher den Überweisungen und Kreditkarten eine große Zukunft vorhergesagt wurde. Die Notenbanken im Euroraum müssen erhebliche Kosten aufwenden, um die zirkulierenden Banknoten sicher und sauber zu halten. Hans Reckers, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, bezeichnet das Bargeld als wichtiges öffentliches Gut. "Der Wert der Währung und die Qualität des Geldes sind von großer Bedeutung", sagte er. Um die Qualität der Banknoten sicherzustellen, läuft das in Deutschland zirkulierende Bargeld im Schnitt drei- bis viermal durch die Maschinen der Bundesbank, bevor es aus dem Verkehr gezogen wird. Die Maschinen prüfen nicht nur die Qualität, sondern auch die Echtheit der Scheine. Künftig sollen private Firmen die Hälfte des Bargeldes bearbeiten.

Ein sensibles Geschäft

Diese Verlagerung des Geld-Recyclings von der Notenbank zu privaten Anbietern gilt als ehrgeiziges und auch schwieriges Ziel. Noch fehlen die rechtlichen Rahmenbedingungen. Banken und Unternehmen, die in dieses Geschäft einsteigen wollen, müssen kontrolliert werden und sich strengen Regeln unterwerfen. Gesetzeslücken wurden zum Beispiel bei Geldtransportern sichtbar, etwa im Fall Heros, wo das Transportgut Bargeld in die eigenen Taschen wanderte. In der Bundesbank ist davon die Rede, dass die Branche der Geldverarbeiter nicht in gutem Zustand sei.

Gleichzeitig sorgt die rückläufige Verbreitung von Falschgeld für Erleichterung. "In einer Stadt mit zehntausend Einwohnern tauchen pro Jahr im Schnitt nur fünf falsche Scheine auf", sagt Reckers. Nach Finnland sei das die zweitbeste Bilanz im Euro-Währungsraum. Allerdings hält nicht nur die gute Qualität der Scheine die Betrüger im Zaum. Vielmehr wurden zuletzt im Ausland mehrere Fälscherringe ausgehoben. Denn alles in Deutschland verbreitete Falschgeld kommt inzwischen aus dem Ausland. Udo Bühler vom hessischen Landeskriminalamt bestätigt dies. Sichergestellt wurden mehrere Serien falscher 200-Euro-Scheine aus dem Balkan-Raum sowie 100-Euro-Scheine einer italienischen Fälschergruppe. "Leider überprüfen die wenigsten Bürger und Einzelhändler die großen Banknoten auf Sicherheit", erklärt er den Erfolg der Betrüger.

"Super-Euros" kommen

Um den Fälschern das Handwerk zu erschweren, ist die zweite Generation der Euro-Banknoten in Arbeit. Antti Heinonen, bei der Europäischen Zentralbank für Bargeld zuständig, will in diesem Jahr ein Pilotprojekt starten. 2011 sollen die neuen Scheine in Umlauf kommen, die sich äußerlich nicht grundlegend von den derzeitigen unterscheiden. Für Heinonen haben die Fälscher dem Euro nicht besonders zusetzen können. Bisher habe er noch keine "Super-Euros" gesehen, also perfekte Nachahmungen.

Für den EZB-Manager kam die hohe Nachfrage nach Euro-Bargeld überraschend. Der Wert der Scheine und Münzen hat seit dem Start vor gut sechs Jahren um 180 Prozent zugenommen. Er sieht in den jahrelangen niedrigen Zinsen bei geringer Inflation den Hauptgrund der Bargeldhaltung, weil Sparer wenig Schwund befürchten mussten. Reckers führt neben der Wertaufbewahrung auch Gewohnheiten ins Feld. Bargeld sei zuverlässig, koste nichts, verspreche Freiheit. Bargeld-Geschenke würden immer beliebter, Großeltern geben ihren Enkeln am liebsten Scheine oder Münzen. Ganze Branchen, wie der Handel mit neuen und gebrauchten Autos, würden Bargeld bevorzugen. Außerdem hinterlasse der Transfer bei den Scheinen keine Spuren.

Spekulationen, der bare Euro sei deshalb so beliebt, weil er dunklen Geschäften diene und große Scheine dies begünstigen, weist Reckers als zu einseitig zurück. Die Scheine und Münzen würden im Euroraum meist legal gebraucht. "Nur in einem kleineren Umfang kann die Verwendung des Euro in Schattenwirtschaft und Kriminalität nicht ausgeschlossen werden", meinte der Bundesbankvorstand.

© SZ vom 31.03.2008/jkf/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: