Lebensmittel Wasser:Verschwendung im Olivenhain

Lesezeit: 2 min

Amerikaner verbrauchen besonders viel Wasser, doch auch im Mittelmeerraum versickern große Mengen einfach auf Ackerflächen und Golfplätzen.

Silvia Liebrich

Auf den Golfplätzen an der spanischen Küste herrscht in den Sommermonaten Hochbetrieb. Erholungssuchende aus aller Welt vertreiben sich in den kühlen Morgen- und Abendstunden gern die Zeit bei einem gepflegten Spiel auf grünem Rasen. Dass dieser Luxus in einer der wasserärmsten Regionen Europas zu Lasten der Umwelt geht, darüber machen sich die wenigsten Gedanken.

Olivenhain beim andalusischen Cordoba. (Foto: Foto: dpa)

Wasserschlucker Golfplatz

Dabei wäre der Bedarf an kühlem Nass, der für die Bewässerung einer Golfanlage notwendig ist, ausreichend, um eine Kleinstadt mit 15.000 Einwohnern zu versorgen. Bei mehr als 300 Golfplätzen in ganz Spanien kommen große Mengen zusammen. In anderen Mittelmeerländern sieht es nicht besser aus. Der Tourismus boomt. Beispiel Türkei: Allein hier sind 100 neue Golfanlagen in Planung.

In der Rangliste der größten Wasserverbraucher liegen die Mittelmeerländer Spanien, Italien und Portugal gleich hinter Australien, Kanada und dem Spitzenreiter USA, wo jeder Bürger im Schnitt 1.730.000 Liter Wasser im Jahr beansprucht. Der Pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen erweist sich dazu im Vergleich mit 460.000 Litern pro Jahr noch als relativ gering.

Die reichen Länder verbrauchen mehr

Im internationalen Vergleich liegt die Bundesrepublik damit nach Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im hinteren Mittelfeld unter den Industrienationen. Allerdings ändert das nichts an der Tatsache, dass es nach wie vor die reichen Länder dieser Erde sind, die weitaus mehr Trinkwasser verbrauchen als viele Schwellen- und Drittweltländer.

Der Großteil an Frischwasser verschwindet jedoch nicht etwa in den Touristenhochburgen. Es ist die Landwirtschaft, die mit Abstand am meisten benötigt. Nach Berechnungen der Umweltstiftung WWF Deutschland versickern 70 bis 80 Prozent der kostbare Ressource auf Ackerböden. Weitere 10 bis 15 Prozent landen in der Industrie, der Rest in den Privathaushalten. "Vor allem die Bewässerungslandwirtschaft hat stark zugenommen ", sagt Martin Geiger, Wasserexperte des WWF.

Unschlagbar sind die Amerikaner

In Frankreich, Griechenland und Spanien sei die bewässerte Agrarfläche innerhalb von zehn Jahren um ein Drittel auf 7,5 Millionen Hektar angewachsen. Schuld daran ist auch die Subventionspolitik der EU, die Wasserverschwendung nicht bestraft, sondern durch die Förderung einer höheren Produktion sogar noch begünstigt. So kommt es, dass Olivenhaine unter brennend heißer Sonne mit Wasser geflutet werden. Der größte Teil davon findet erst gar nicht den Weg zu den Wurzeln, sondern verdunstet noch an der Oberfläche.

Unschlagbar in Sachen Wasserverbrauch sind die US-Amerikaner. Neben der Landwirtschaft tragen dort auch die Privathaushalte zum hohen Verbrauch bei. Metropolen wie Las Vegas und Los Angeles liegen in extremen Trockengebieten. Trotzdem zählt hier ein eigener Swimmingpool zur Grundausstattung eines Haushalts. Das Wasser dafür muss über Tausende Kilometer herangeschafft werden. Der chronische Mangel gilt deshalb seit Jahren als größtes Problem dieser stark wachsenden Städte.

© SZ vom 19.8.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: