Kreditkartengebühren:Bargeldlos zahlen - und draufzahlen

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Kredit- und EC-Karten: oft versteckte Gebühren für Kunden (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Mehr Transparenz beim Bezahlen mit Plastikgeld: Brüssel will die Kosten von EC- und Kreditkarten begrenzen. Doch am Ende könnte es für die Verbraucher dennoch teurer werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum EU-Vorstoß.

Von Javier Cáceres, Brüssel, und Harald Freiberger

Es scheint alles ganz einfach: EC- oder Kreditkarte zücken, PIN eingeben oder unterschreiben, schon ist im Laden alles bezahlt, der Kunde braucht kein Bargeld, für ihn fallen keine Kosten an. In Wirklichkeit ist alles viel komplizierter. Im Hintergrund fließen beim bargeldlosen Bezahlen sehr wohl Gebühren, nur bekommt der Verbraucher nichts davon mit. An dieser Intransparenz stört sich die EU. Am Mittwoch machte sie einen Vorstoß, um die Kosten künftig zu begrenzen. Verbraucherschützer befürchten allerdings, dass der Schuss nach hinten losgehen könnte.

Um welche Karten geht es?

Um Debitkarten, die in Deutschland früher EC-Karten hießen, und um Kreditkarten, wie sie etwa Visa und Mastercard herausgeben. Beide Kartenarten bekommen Verbraucher in Deutschland über ihre Bank, die Nutzung der Debitkarten ist meist kostenlos, für Kreditkarten ist eine Jahresgebühr von 20 bis 40 Euro fällig. Die einzelne Zahlvorgang an der Ladenkasse kostet für Verbraucher nichts.

Welche Gebühren gibt es im Hintergrund?

Es gibt stets mehrere Beteiligte: Den Kunden, seine Bank, den Einzelhändler, dessen Bank - und die Kreditkartenfirma, die die Karte herausgegeben hat. Zwischen ihnen gibt es ein kompliziertes Geflecht von Geldströmen. Zunächst stellt die Bank des Kunden der Bank des Einzelhändlers einen bestimmten Prozentbetrag der Kaufsumme in Rechnung. Die Bank des Einzelhändlers holt sich den vom Händler zurück. Derzeit zahlt also der Händler die Gebühr. Zudem gibt es Vereinbarungen zwischen Banken und Kreditkartenfirmen darüber, welcher Anteil an diese fließt.

Welche Gebühr soll gedeckelt werden?

Die EU hat es auf die Gebühr abgesehen, die zwischen den Banken fließt. Sie soll für Debitkarten maximal 0,2 Prozent und für Kreditkarten 0,3 Prozent betragen. Zum einen geht es der EU um Wettbewerbsgleichheit zwischen den Staaten, da die Gebühren oft sehr unterschiedlich sind. So kosten Debitkarten in Polen 1,6 Prozent, in Dänemark nur 0,1 Prozent. In Deutschland liegt die Gebühr für Kreditkarten bei 1,8 Prozent, in Frankreich bei nur 0,6 Prozent. Darüber hinaus ist es der EU ein Dorn im Auge, dass Einzelhändler ihre Kosten für bargeldloses Zahlen oft auf die Preise draufschlagen. "Die höheren Preise werden also von allen Verbrauchern getragen - auch denen, die bar bezahlen", sagte Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia. Und: Manche Händler lehnen Karten wegen der Kosten ab, dadurch werde die Einführung bargeldloser, sicherer Bezahlmethoden verzögert, argumentiert die EU.

Wann wird das Gesetz kommen?

Parlament und Regierungen müssen erst zustimmen, wann die Regelung in Kraft tritt, ist noch unklar. Sie soll jedenfalls in zwei Stufen kommen: Erst bei länderübergreifenden Zahlungen, zwei Jahre später auch bei Inlandstransaktionen.

Was bedeutet das für die Kartenfirmen?

Sie verlieren viel Geld. Für Debitkarten würden die Gebühren von 4,8 Milliarden Euro auf 2,5 Milliarden Euro zurückgehen, für Kreditkarten von 5,7 Milliarden auf 3,5 Milliarden Euro, schätzt die EU.

Und welche Folgen hat das für Kunden?

Deutsche EC-Karten wären von der Deckelung kaum betroffen, da die Gebühren da schon günstig sind. Anders Kreditkarten: Die Firmen würden einen großen Teil ihrer Einnahmen verlieren. Mastercard hat für Großbritannien schon einmal ausgerechnet, dass man bei der Jahresgebühr von Kreditkarten für Kunden 29 Euro draufschlagen müsste. Binnenmarktkommissar Michel Barnier sprach von einer "beispiellosen Kampagne", in der es unlautere Machenschaften und Fehlinformationen gegeben habe. Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sagt: "Die Gefahr ist groß, dass sich die Unternehmen das verlorene Geld von Kunden zurückholen." Damit würde genau das Gegenteil von dem passieren, was die EU beabsichtige: Statt die Kunden zu schützen, würden sie zusätzlich belastet.

Was könnten die Vorteile sein?

Kommissar Almunia argumentiert mit Transparenz: Statt Kosten zu verbergen und Verbrauchern höhere Preise abzupressen, müssten Kartenunternehmen Gebühren offenzulegen. Auch Verbraucherschützer erhoffen sich mehr Wettbewerb. "Es ist eine gute Nachricht, dass ungerechte Zusatzgebühren der Vergangenheit angehören sollen. Die Firmen haben sie schamlos ausgenutzt, um von Leuten, die mit Karte zahlen, einen Extraprofit zu raffen", hieß es beim Verbraucherschutzverband BEUC.

© SZ vom 25.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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