Island vor dem Staatsbankrott:Verzweifelte Rettungsversuche

Lesezeit: 1 min

Sichern, was noch zu retten ist: Während die zweite Bank in Island verstaatlicht wird, sorgen sich andere Länder um das Geld ihrer Bürger auf isländischen Konten.

Der drohende Staatsbankrott zeigt seine Wirkung: Islands Regierung hat die zweite große Bank in dieser Woche verstaatlicht. Die Behörden übernehmen die vollständige Kontrolle über die landesweit drittgrößte Bank Glitnir, wie die Finanzaufsicht in Reykjavik mitteilte. Zuvor war bereits die zweitgrößte Bank Landsbanki verstaatlicht worden.

Die Glitnir-Zentrale in Reykjavik. (Foto: Foto: AFP)

Außerdem bestätigte die schwedische Nationalbank in Stockholm einen Kredit über fünf Milliarden Kronen (500 Mio Euro) an Islands größte Bank Kaupthing. Sie wird noch in privater Regie geführt und hat auch in Deutschland Anleger mit Hochzins-Konten angelockt. Mit dem Kredit sollten nicht zuletzt schwedische Anleger geschützt werden, hieß es in Stockholm.

Darüber hinaus haben die niederländischen Behörden Guthaben der isländischen Online-Bank Icesave beschlagnahmt. Das staatliche Inkasso-Büro NIB forderte Icesave Nederland - die niederländische Sparte der zur isländischen Bank Landsbanki gehörenden Internet-Firma - zur Freistellung der Guthaben in den Niederlanden auf.

Nach Angaben von NIB-Direktor Maarten van der Donk hatte Icesave den Kunden in den Niederlanden, Großbritannien und anderen europäischen Ländern noch bis Dienstagnachmittag wider besseren Wissens auf der Website versichert, liquide und kreditwürdig zu sein. "Davon war längst kein Wort mehr wahr", erklärte van der Donk. Zu dem Zeitpunkt hätten Sparer bereits keinerlei Transaktionen mehr bei der Online-Bank vornehmen können.

Die Guthaben von Icesave in den Niederlanden sind allerdings nach Schätzungen von NIB mit rund 250.000 Euro nur ein geringer Teil der Verbindlichkeiten. Die weitaus meisten Kunden der Online-Bank in den Niederlanden sowie anderen Ländern könnten nur darauf hoffen, dass sie am Ende eines langwierigen Inkasso-Verfahrens durch den isländischen Staat wenigstens teilweise entschädigt werden.

Isländische Regierungsvertreter wollen außerdem in Moskau über einen in Aussicht gestellten russischen Kredit über vier Milliarden Euro verhandeln. Damit soll die Landeswährung stabilisiert werden. Sie hat in einem Jahr drei Viertel ihres Wertes gegenüber dem Euro verloren. Ministerpräsident Geir Haarde hatte Anfang der Woche einen "Staatsbankrott" als "sehr reelle" Gefahr für die Inselrepublik mit gut 300.000 Einwohnern eingestuft.

© sueddeutsche.de/dpa/kim - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: