Investieren in Unternehmer:Familiengeld ganz anderer Art

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Familiengesellschaften haben an der Börse einen guten Ruf. Nun kann man gezielt darin anlegen.

Thomas Öchsner

Familienunternehmen haben an der Börse einen guten Ruf. Aktien von Gesellschaften, an denen die Familie mindestens 25 Prozent der Anteile hält und in denen Gründer oder Nachkommen die Unternehmensführung beeinflussen, schneiden im Durchschnitt besser ab als die Papiere von reinen Kapitalgesellschaften.

Das zeigen diverse Studien - und auch der deutsche Familienindex Gex. Dieses Börsenbarometer, das die Kursentwicklung von 106 Familienfirmen widerspiegelt, legte seit seiner Einführung am 3. Januar 2005 um 104 Prozent zu. Das Plus beim Dax und beim Mittelwerte-Index MDax betrug dagegen lediglich 62 und 88 Prozent. Die Idee von Friedrich Diel, Direktor des Fondsmanagements der Fondsgesellschaft Frankfurt-Trust (FT), lag deshalb nahe: einen Aktienfonds zu kreieren, der ausschließlich in Familiengesellschaften investiert.

Mindestens 300 Millionen Euro

In Frankreich gibt es solche Fonds bereits. In Deutschland ist mit dem "FT Unternehmerwerte" nun erstmals ein solches Produkt auf den Markt gekommen. Dabei dürfte es nicht bleiben: Die Idee ist so gut, dass andere Fondsgesellschaften bald ähnliche Familienfonds auf den Markt bringen dürften.

Für inhabergeführte Aktiengesellschaften spricht vor allem das "unternehmerische Denken", sagt Fondsmanager Diel. Die Entscheidungswege sind kürzer, neue Ideen werden schneller umgesetzt. Und sie legen mehr Wert auf den langfristigen Erfolg als auf das kurzfristige Erfüllen von Quartalsprognosen. "Wenn ein Familienunternehmer eine falsche Entscheidung trifft, spürt er dies in seinem eigenen Geldbeutel", sagt Diel.

Bei Familiengesellschaften überlappten sich eher die Interessen der Familien, der Eigentümer und des Managements. Ähnlich sieht es Werner Hedrich, Direktor beim unabhängigen Fondsanalysehaus Morningstar Deutschland: "Angestellte Manager verfolgen auch eigene Interessen und denken etwa an ihr Geld oder ihre Karriere." Hedrich hält die neue Fondsidee deshalb für "wirklich spannend". Zwei Monate nach dem Start des FT Unternehmerwerte sei es aber noch viel zu früh, ein Urteil über den Fonds zu fällen.

Bisher läuft der FT Unternehmerwerte jedenfalls gut: Seit seiner Auflegung am 15. Dezember 2006 legte der Fonds etwa sieben Prozent zu. Der Stoxx 600, der die Kursentwicklung der 600 wichtigsten europäischen Aktien abbildet, gewann dagegen nur etwa vier Prozent.

Das spricht zumindest bisher für die Aktienauswahl von Diel: In dem Fonds befinden sich nur Titel, in denen die Familie mindestens 25 Prozent der Stimmrechte besitzt und im Vorstand oder Aufsichtsrat tätig ist.

Der Börsenwert der Unternehmen muss mindestens 300 Millionen Euro betragen. Kein Land und keine Branche darf mit mehr als 25 Prozent in dem Fonds gewichtet sein. Knapp 100 Aktien aus Europa stecken derzeit in dem FT Unternehmerwerte, darunter viele bekannte Titel wie Hennes & Mauritz, BMW, Swatch, oder L'Oréal. Jeder Titel ist dabei gleich gewichtet.

Fondsmanager Diel hält dies für einen großen Vorteil im Vergleich zum Gex-Index, der aus seiner Sicht einige Schwächen in der Konstruktion hat: Im Gex sind nur deutsche Unternehmen, Fachleute sprechen deshalb von einem "Klumpenrisiko". Wer zehn Jahre Mitglied des Index ist, fliegt automatisch heraus. Die gute Wertentwicklung des Gex wird nur von wenigen Aktien getragen. "Im Gex finden sich viele übriggebliebene Firmen aus dem Neuen Markt", sagt Diel. Und solche Titel, von Ausnahmen wie der Beteiligungsfirma United Internet abgesehen, will er in seinem Fonds nicht haben.

© SZ vom 17.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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