Interview:Renditefresser

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Die Inflation schmälert Gewinne deutlich - und sollte bei der Altersvorsorge deshalb entsprechend berücksichtigt werden.

Winfried Walter ist Vorstand des Kölner Vermögensverwalters Albrech & Cie. Er gilt in der Investmentbranche als Querdenker und Langfristanleger, der auf Aktien substanzstarker Unternehmen setzt. Im Interview spricht er über seine Anlagestrategie.

(Foto: Foto: digitalstock)

SZ: Herr Walter, warum ist Inflation, also die allmähliche Einbuße an Kaufkraft, gerade bei dem langfristigen Vermögensaufbau wie bei der privaten Altersvorsorge ein wichtiges Thema?

Walter: Schon eine ganz einfache Rechnung verdeutlicht das: Nehmen wir an, ein heute 30-Jähriger will mit 65 eine vergleichbare Kaufkraft von derzeit netto 2500 Euro im Monat haben. Dies entspricht in 35 Jahren bei zwei Prozent Inflation im Schnitt nominal 5000 Euro, bei drei Prozent Inflation schon 7000 Euro netto. Dadurch entsteht ihm eine Versorgungslücke, also die Differenz zwischen gewünschtem Haushaltseinkommen abzüglich gesetzlicher Rente, von nominal 4000 Euro im Monat. Setzt man nun einen Anlagezins von fünf Prozent im Jahr voraus, benötigt man zum 65. Lebensjahr rund eine Million Euro Vermögen, um daraus bei recht hoher Sicherheit die Lücke zu schließen.

SZ: Welche Anlageformen scheiden von vorne herein aus, wenn man das Risiko einer Inflation vermeiden will und auch den zu Jahresbeginn gesenkten Sparerfreibetrag und die Besteuerung der Kapitalerträge berücksichtigt?

Walter: Wenn man sich nur für Festverzinsliche Sparformen entscheidet, zum Beispiel Anleihen oder Festgelder, dann wird man den Wettlauf gegen die Inflation wohl niemals gewinnen können. Die wichtigste Erkenntnis beim Vermögensaufbau: Der Faktor Zeit kann Ihr größter Gegner, aber auch über einen positiven Zinseszins-Effekt der beste Partner sein. Entscheidend ist also die Gesamtrendite nach Steuer und Inflation.

SZ: Wo sollten langfristig orientierte Sparer investieren?

Walter: Am besten in jegliche Form von Produktivkapital. Deshalb gehören in jede Vorsorgestrategie ein, eher zwei hervorragend gemanagte internationale Aktienfonds. Denn mit ihnen hat der Anleger langfristig eine Ertragschance nach Steuern und Inflation von vier bis fünf Prozent im Jahr. Als Beimischung eignet sich ein professionell gemanagter internationaler Offener Immobilienfonds. Je weniger Risiko der Anleger eingehen will, desto höher muss dagegen der Anteil an Euro-Rentenfonds und internationalen Anleihenfonds sein. Angesichts der angesprochenen Inflationsängste halte ich auch einen Goldanteil von fünf bis zehn Prozent für sinnvoll.

SZ: Und wie lässt sich selbst genutztes Wohneigentum in die eigene Vorsorgestrategie einordnen?

Walter: Ich habe drei Argumente gegen die Immobilie, weshalb ich zur Miete wohne: Ein Eigenheim bindet den überwältigenden Teil des Vermögens eines Durchschnittsverdieners. Er erhält weder Zinsen noch Dividenden, stattdessen zahlt er ein Leben lang viel Geld dafür. Und schließlich ist man fast immer hochgradig immobil, was in einer globalen Welt nicht gerade die Karriere fördert.

© SZ vom 24.02.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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