Interview mit Diplom-Ingenieurin:Klimaschutz: Was kann der Mieter tun?

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In der Heizung steckt das größte Sparpotential. Interview: Doris Näger

Das Potential für ein gutes Gewissen in puncto Klima ist gerade im Wohnbereich besonders hoch. Und nicht nur der Hauseigentümer kann seine Immobilie energetisch sanieren, auch derjenige, der nur zur Miete wohnt, hat Spielräume. Die Diplom-Ingenieurin Gesa Lenhardt, die ehrenamtlich am Bauzentrum in Riem berät, gibt Tipps zum Kohlendioxidsparen für den gewöhnlichen Stadtbewohner.

SZ: Was können Mieter machen, um dem Klima etwas Gutes zu tun?

Lenhardt: Am meisten kann man mit der Senkung der Heizkosten beitragen. Die Energie, die zum Heizen draufgeht, macht beim Einfamilienhaus 75 Prozent des Gesamtbedarfs aus. 15 Prozent braucht die Warmwasserherstellung, zehn Prozent die Elektrizität.

SZ: Welche einfachen Möglichkeiten hat dabei der Mieter?

Lenhardt: Entweder verbessert er die sogenannte Hüllfläche, also Wände, Dach, Kellerdecke, und / oder die Heizanlagentechnik.

SZ: Schon bei der Hüllfläche ist der Mieter aber eingeschränkt. Er kann ja nicht die Außenwände dämmen.

Lenhardt: Ja, aber er könnte die Innendämmung vornehmen. Das kann er selbst machen, da muss er nur zwei, drei Zentimeter aufbringen, und er kann da dämmen, wo er es braucht, also zum Beispiel in Heizungsnischen.

SZ: Hat diese Innendämmung auch Nachteile?

Lenhardt: Der Mieter muss damit rechnen, dass der Eigentümer beim Auszug auf Rückbau besteht. Und er muss den Wärmebrücken besondere Beachtung schenken. Da sollte er sich vorher technisch beraten lassen.

SZ: Wie zum Beispiel würde man eine solche Wärmebrücke vermeiden?

Lenhardt: Wenn eine innenliegende Wand senkrecht auf die Außenwand zuläuft, sollte man bei ihr den ersten Meter mitdämmen. Sonst verstärkt man den Effekt, dass über diese Wand Wärme nach außen abgegeben wird.

SZ: Und was kann der Mieter an der Heizanlage machen?

Lenhardt: Er kann zusammen mit dem Eigentümer technische Beratung einholen, zum Beispiel im Bauzentrum oder beim Fachingenieur. Ob es vielleicht eine sinnvolle Ergänzung der Anlage gibt, zum Beispiel mit Solarenergie. Oder ob eine dezentrale Ergänzung möglich ist, zum Beispiel ein Ofen im Wohnraum, der über die Übergangszeiten hilft. Oder er kann prüfen lassen, wie effektiv die Anlage ist, zum Beispiel, wie gut die Pumpen und die Thermostatventile sind. Ein Anlass dafür kann es sein, wenn der Kessel ausgetauscht werden muss, weil er älter ist als aus dem Jahr 1975. Von dieser gesetzlichen Regelung sind ja viele Immobilien betroffen. Man kann dem Eigentümer auch direkt konkrete und kreative Vorschläge machen.

SZ: Was bringen funkgesteuerte elektronische Thermostatventile, mit denen man die Zeiten, zu denen die Heizung läuft, bestimmen kann?

Lenhardt: Das kann mehr oder weniger bringen, je nach dem, wie die gesamte Anlage eingestellt ist. Auch dafür muss man sich mit dem Eigentümer in Verbindung setzen. Aber es gibt ja genügend Argumente, dass man den Vermieter mit ins Boot holt.

SZ: Welche Argumente etwa?

Lenhardt: Zum Beispiel der Energiepass. Der soll dazu führen, dass die Vermieter motiviert sind, die energetische Bilanz ihres Hauses zu verbessern, um in dem Pass gut dazustehen. Wer neu kauft oder mietet, sollte ab nächsten Sommer diesen Pass verlangen. Der Eigentümer ist nicht von sich aus verpflichtet, ihn vorzulegen. Der Mieter sieht daran, mit welchen Nebenkosten er rechnen muss. Das kann neben der Lage künftig ein Entscheidungskriterium werden.

SZ: Aber in München, bei diesem Wohnungsmarkt, wohl eher nicht.

Lenhardt: Ja, München hat so hohe Mieten, dass die Nebenkosten nicht so sehr ins Gewicht fallen. Das ist vielleicht in Mettmann etwas anders.

SZ: Was kann der Mieter selbständig machen?

Lenhardt: Dass er nur die Räume beheizt, die er braucht. Dass er nur stoßlüftet. Um das Luftvolumen in einem Raum komplett auszutauschen, reichen bei 20 bis 25 Quadratmetern zwei bis drei Minuten. Die gängigen 15 Minuten sind viel zu lang, damit kann ich eine ganze Turnhalle belüften. Mit dem Stoßlüften will man verhindern, dass Wände und Decke auskühlen. So wärmen sie sich nachher schneller wieder auf. Wesentlich ist auch, die Thermostatventile nicht mit Vorhängen oder Möbeln zu verdecken.

SZ: Was ist mit dem Verbrauch durch Heißwasser oder Licht?

Lenhardt: Da ist das Sparpotential einfach nicht so groß. Die Erstinvestition bei Energiesparlampen ist sehr hoch. Sie amortisiert sich erst nach einem Jahr, und das in viel benutzten Räumen. Was sich sehr lohnt, beim Kauf neuer Geräte, Geschirrspüler oder Kühlschrank, auf das Label A++ zu achten. In manchen Läden stehen nur Geräte mit A. Nach den anderen muss man fragen.

© SZ vom 30. 7. 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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