In der Kritik: Investmentbanking:Dresdner Bank frustriert Allianz

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Knapp eine Milliarde Abschreibungen innerhalb eines Quartals und noch kein Käufer in Sicht: Helmut Perlet, Finanzchef der Allianz AG, sucht nach Lösungen.

Thomas Fromm

Die Dresdner Bank wird wegen der Finanzmarktkrise zu einem immer größeren Problem für die Muttergesellschaft Allianz. Wie es in Finanzkreisen heißt, haben sich die Belastungen bei der Banktochter im ersten Quartal weiter erhöht. Beobachter schließen nun nicht mehr aus, dass sich der Abschreibungsbedarf auf Wertpapieranlagen zwischen Januar und März auf bis zu einer Milliarde Euro belaufen könnte.

Helmut Perlet, Finanzvorstand der Allianz AG. (Foto: Foto: ddp)

Im vergangenen Geschäftsjahr musste das Institut Bewertungskorrekturen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro vornehmen; allein in der kriselnden Investmentbanking-Sparte Dresdner Kleinwort entstand ein Minus von 659 Millionen Euro.

Die neuen Hiobsbotschaften wären daher nur wenig überraschend: Dass es weiter abwärts gehen könnte, hatte Allianz-Finanzchef Helmut Perlet bereits Mitte Februar nicht ausschließen wollen. Damals hatte er allein per Ende Januar weitere Wertberichtigungen von bis zu 400 Millionen Euro angekündigt. Seitdem hat sich die Abwärtsspirale bei riskanten Wertpapieren jedoch weiter beschleunigt und die Bilanzen der Finanzinstitute weiter belastet. Details zum ersten Quartal will die Dresdner Bank erst am 9. Mai veröffentlichen.

Details am 9. Mai 2008

Zuletzt war es die Bayerische Landesbank, die Belastungen von insgesamt 4,3 Milliarden Euro bekanntgegeben hatte - allein zwei Milliarden Euro davon seien wegen der katastrophalen Marktentwicklung im ersten Jahresquartal angefallen, hieß es. Für die Allianz, die vor allem über die Investmentbanking-Sparte ihrer Tochter der Krise ausgesetzt ist und ihren Jahresgewinn in 2007 noch auf acht Milliarden Euro steigern konnte, hat dies Folgen: Ursprünglich wollte der Versicherungskonzern seinen Jahresgewinn um durchschnittlich zehn Prozent bis 2009 steigern, Dies sei inzwischen deutlich schwieriger geworden, hieß es im kürzlich veröffentlichten Geschäftsbericht für 2007.

Käufer gesucht

Zuletzt hatte die Allianz die Aufspaltung der Dresdner in eine Investmentbank sowie eine Privat- und Firmenkundenbank beschlossen. Ziel der Operation ist es, sich alle Möglichkeiten für eventuelle Ver- oder Zukäufe bzw. Kooperationen offenzuhalten. Vor allem für das kritische Investmentbankinggeschäft braucht der Konzern eine schnelle Lösung - die aber ist wegen der anhaltenden Finanzkrise schwer zu finden. Zuletzt hieß es aus mit dem Vorgang vertrauten Kreisen, neben einem Joint-Venture mit anderen Investmentbanken werde selbst der Einstieg eines chinesischen Staatsfonds bei Dresdner Kleinwort nicht mehr ausgeschlossen.

Neben einem Verkauf der Dresdner Bank prüft die Allianz auch eine Übernahme der Postbank, um ihr Kundengeschäft zu verstärken. Selbst eine große Lösung mit Deutscher Bank und Commerzbank ist im Gespräch.

© SZ vom 08.04.2008/sme/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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