HypoVereinsbank verschwindet von der Börse:Zweimal Dax und zurück

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Die italienischen Konzernherren der Hypovereinsbank beseitigen den letzten Rest, der auf Selbständigkeit hindeutet: die Börsennotiz.

Helmut Maier-Mannhart

Es ist noch keine zehn Jahre her, da verkündeten zwei Vorstandschefs, deren Institute zuvor heftig konkurriert hatten, eine neue Ära - in der bayerischen, ja in der deutschen, wenn nicht gar in der europäischen Bankenwelt.

Eine Filiale der HypoVereinsbank in München. (Foto: Foto: dpa)

Es ging um den Zusammenschluss von Bayerischer Vereinsbank und Bayerischer Hypotheken- und Wechsel-Bank zum zweitgrößten deutschen Finanzinstitut - der HypoVereinsbank (HVB).

Was Albrecht Schmidt (Vereinsbank) und Eberhard Martini (Hypo-Bank) 1998 vortrugen, berechtigte zu den kühnsten Hoffungen. Die Institute konnten zudem auf eine ruhmreiche Geschichte zurückblicken - auch an der Börse.

Von Anfang an im Dax

Beide Papiere standen seit mehr als einem Jahrhundert auf den Kurszetteln und gehörten dem Dax seit dessen Einführung im Jahr 1988 an.

Die Hoffnungen zerstoben schon vor zwei Jahren, als die italienische Unicredit den angeschlagenen Bankkonzern übernahm.

Und jetzt wird, wie die Mutter in Mailand erklärt, auch der letzte Rest beseitigt, der auf Selbstständigkeit hindeutet: die Börsennotiz des einstigen weiß-blauen Vorzeigekonzerns HVB wird in absehbarer Zeit gestrichen. Fortan wird die HVB nur noch ein Teil im weiten Unicredit-Konzern sein.

Wurzeln bis ins 18. Jahrhundert

Damit geht nun unwiderruflich die Historie eines Instituts zu Ende, dessen Wurzeln bis ins 18. Jahrhundert reichen.

Damals, im Jahr 1780, gründete der letzte Marktgraf von Ansbach mit Namen Karl Alexander die ,,Hochfürstliche brandenburg-anspach-bayerische Hof Banco'', die älteste Keimzelle der heutigen HypoVereinsbank.

Über mehrere Stationen entwickelte sich daraus die ,,Königl. Bayerische Banco'' und schließlich die ,,Bayerische Staatsbank'', die 1920 nach München in die heutige Kardinal-Faulhaber-Straße zog, seit einigen Jahren und nach der Sanierung des neubarocken Gebäudes wieder Zentrale des Instituts.

Dieser Bankenzweig lässt sich insofern zu den Vorfahren der HVB rechnen, als im Jahr 1971 die Vereinsbank die Bayerische Staatsbank übernahm.

Eng verknüpft mit der Industrialisierung

Die eigentliche Entstehungsgeschichte der beiden Finanzhäuser hängt eng mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert zusammen.

König Ludwig I. persönlich hat 1835 die Gründung der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank angeordnet, nachdem die damalige Finanzelite sich nicht so richtig einigen konnte.

Fürst Oettingen-Wallerstein war es dann zu verdanken, dass mit der Bayerischen Hypo ein privates Institut auf Aktienbasis entstand, das erste auf deutschem Boden. Die erste Börsennotiz für die Aktie stammt aus dem Jahr 1837.

Etwas später, 1869, entstand mit der Bayerischen Vereinsbank das zweite Glied der HVB, deren Papiere noch im gleichen Jahr auf dem Kurszettel erschienen.

Nahezu deckungsgleiche Geschäftszweige...

Die Geschäftszweige der beiden Institute, nämlich die Hypotheken- und Kreditvergabe sowie das Versicherungsgeschäft, waren nahezu deckungsgleich, lediglich die Hypo hatte noch das Privileg der Banknoten-Ausgabe, das sie freilich 1875 unter dem Druck der jungen Reichsregierung aufgeben musste.

Erst viel später, nämlich 1905, wurde den Banken das Versicherungsgeschäft verboten, womit indes für beide Institute der Weg frei war für die Entwicklung zur Universalbank heutiger Prägung.

...aber unterschiedliche Schwerpunkte

Allerdings kristallisierten sich anschließend unterschiedliche Geschäftsschwerpunkte heraus. Während die Hypo mehr auf Industriebeteiligungen setzte und unter der Ägide eines ihrer Chefs, nämlich Anton Ernstberger, zeitweise das größte Brauerei-Imperium innehatte, konzentrierte sich die Vereinsbank mehr auf ihr originäres Geldgeschäft, womit sie letztlich besser fuhr.

Prekär wurde es für die Hypo nach der Wiedervereinigung, als der Vorstandschef Eberhard Martini den Ehrgeiz entwickelte, der größte Finanzier von Gewerbeimmobilien zu werden.

Wie sich später herausstellte, war dann der Zusammenschluss der beiden Häuser im Jahr 1998 eine Notoperation, mit der die Hypo vor einem Desaster bewahrt werden konnte.

Hypothek des ungezügelten Mengenwachstums

Die Hypothek aus diesen Jahren des ungezügelten Mengenwachstums war jedoch, wie sich herausstellen sollte, auch für das vereinigte, vermeintlich so starke Institut zu groß.

Immer wieder mussten Milliarden-Beträge abgeschrieben werden, die die Substanz aushöhlten. Der Rest ist bekannt: so geschwächt, blieb letztlich keine andere Wahl, als sich in Arme von Unicredit zu flüchten.

© SZ vom 25.01.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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