Hypo Real Estate:Funke unter Beschuss

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Die HRE muss den Rausschmiss ihres früheren Chefs Georg Funke nun vor Gericht begründen - und fährt schwere Geschütze auf.

Klaus Ott

Die Schriftsätze sind offenbar fast fertig, sie müssen nur noch bei der Justiz eingereicht werden. Bis Ende nächster Woche hat die Hypo Real Estate (HRE) Zeit, beim Münchner Landgericht den Rauswurf ihres früheren Vorstandschefs Georg Funke im Detail zu begründen. Die Kernvorwürfe liegen dem Gericht bereits vor.

Mangelhaftes Risikomanagement: Ex-HRE-Chef Georg Funke muss sich schwere Vorwürfe seines ehemaligen Arbeitgebers anhören. (Foto: Foto: dpa)

Nach Informationen der SZ werden Funke von den HRE-Anwälten gravierende Fehler und Versäumnisse angelastet. Im vergangenen Jahr habe der damalige Vorstandschef trotz der Krise an den Finanzmärkten nicht für genügend Geldvorräte und Sicherheiten bei der Immobilien- und Pfandbriefbank gesorgt.

Funke habe den "Liquiditätsbedarf in der Krise unzureichend festgelegt", außerdem sei das "Liquiditätsrisikomanagement" mangelhaft gewesen. Das habe zum Desaster der HRE beigetragen. Die Bank war im Herbst 2008 fast pleite gegangen und musste vom Bund und anderen Kreditinstituten gerettet werden, um eine Kettenreaktion an den Finanzmärkten zu verhindern. Die Bürgschaften belaufen sich inzwischen auf 102 Milliarden Euro.

Funke weist alle Vorwürfe zurück

Funke war nach den Stützungsaktionen im Oktober 2008 als Vorstandschef zurückgetreten. Sein mit 800.000 Euro im Jahr dotierter Dienstvertrag lief aber weiter, bis ihn die HRE Ende 2008 nachträglich fristlos kündigte, die Zahlungen stoppte und beschloss, das Funke ab dem 60. Lebensjahr zustehende Altersgeld in Höhe von jährlich 560.000 Euro zu streichen.

Der Ex-Vorstandschef, der alle Vorwürfe zurückweist, verklagte die Bank umgehend beim Landgericht München auf Vertragserfüllung. Dort will die HRE nun belegen, dass Funke versagt hat und so den Rauswurf rechtfertigen.

Bei Gericht trägt die HRE vor, zur fristlosen Kündigung habe auch der "Vertrauensverlust" beim Bankenkonsortium geführt, das die HRE zusammen mit dem Bund rettete. Die "Trennung von Funke sei Voraussetzung für existenzsichernde Stabilisierungsmaßnahmen" gewesen. Dem Konsortium gehört unter anderem die Deutsche Bank an. Auch deren Vorstandschef Josef Ackermann wollte also Funke ganz weghaben von der HRE.

© SZ vom 29.05.2009/kaf/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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