HRE: Bund contra Großaktionär:Schluss mit gütlich

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Die Hypo Real Estate braucht noch mehr Milliarden und eine Verstaatlichung - Finanzminister Steinbrück macht Großaktionär J.C. Flowers wenig Hoffnung, dass er viel Geld bekommt.

Think big: 102 Milliarden Euro hat der Bund schon dem kriselnden Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate zur Verfügung gestellt, weitere 20 Milliarden sind offenbar schon bald nötig, um die Pleite abzuwehren.

Finanzminister Peer Steinbrück: "Herr Flowers hat ganz andere Preisvorstellungen." (Foto: Foto: dpa)

Die Bank darf nicht untergehen, weil sie mit anderen Banken eng vernetzt ist und etwa Pfandbriefe herausgibt - diese Erkenntnis ist common sense in der Bundesregierung. Und deshalb müsse der Großaktionär J.C. Flowers seine Anteile bald abgeben.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sieht wenig Chancen für eine gütliche Einigung. "Es gibt die Möglichkeit, auch ein Übernahmeangebot zu machen. Aber Herr Flowers wird Preisvorstellungen haben, die weit über das hinausgehen, was in einem Enteignungsverfahren zu zahlen wäre, gemessen an dem aktuellen Kurs", sagte der Sozialdmokrat dem WDR am Donnerstag.

An einen Verbleib von Flowers als Großaktionär in der HRE denkt Steinbrück lieber nicht. "Das ist sein nachvollziehbares Interesse, aber ich sehe nicht ein, warum ein Finanzinvestor, der genau weiß, dass er im guten Fall gutes Geld macht, aber im schlechten Fall auch Geld draufgibt, vom Bund quasi kompensiert werden soll", erklärte der SPD-Politiker. Flowers versuche, einen großen HRE-Anteil möglichst zu erhalten.

Steinbrück dagegen plädiert für eine Kontrollmehrheit des Bundes von mindestens 75 Prozent plus einer Aktie bei dem Institut. Das habe für die Bank nicht nur Vorteile bei der Refinanzierung, sondern sichere dem Bund Einfluss auf die Restrukturierung. Zudem seien die Kapitalanforderungen an die HRE niedriger, wenn der Bund einsteige.

Komme es zu einer Enteignung der Altaktionäre bei der HRE, müsste der Bund gemessen am derzeitigen Kurs der Aktie des Unternehmens rund 270 Millionen Euro Entschädigung zahlen, sagte Steinbrück. "Herr Flowers hat ganz andere Preisvorstellungen."

Sehr viel teurer als eine Enteignung

Die Frage, ob es dabei um die Größenordnung von acht bis zehn Euro je Aktie gehe, wie es in Medienberichten geheißen hatte, beantwortete Steinbrück: "Das ist Spekulation." Das könne er nicht bestätigen. Jedenfalls würde eine Einigung mit Flowers, gemessen an dessen Vorstellungen, "sehr viel teurer" als eine Enteignung.

Das Bundeskabinett hatte am Vortag ein Gesetz beschlossen, das als letzte Möglichkeit für eine Verstaatlichung von angeschlagenen Banken eine Enteignung vorsieht. Das Gesetz ist aber auf den Fall HRE ausgerichtet und daher zeitlich von nur kurzer Geltung. Die Wirtschaft hatte diesen Schritt dennoch heftig als Tabubruch kritisiert.

© sueddeutsche.de/Reuters/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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