Hauptsitz der Europäischen Zentralbank:Der neue Tempel des Geldes

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Frankfurt wird um eine architektonische Sehenswürdigkeit reicher: Die EZB erhält ein außergewöhnliches Hochhaus zu einem außergewöhnlich hohen Preis.

Die jahrelange Diskussion über den neuen Hauptsitz der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main ist beendet: Auf dem früheren Großmarktgelände im Ostend entstehen bis 2011 zwei knapp 180 Meter hohe, ineinander verschlungene Hochhäuser, wie die Bank bei der Präsentation ihrer endgültigen Pläne am Dienstag mitteilte.

Bis 2011 sollen die zwei knapp 180 Meter hohen, ineinander verschlungenen Hochhäuser am Mainufer erstellt sein. (Foto: Foto: ddp)

Ab 2012 tagen die obersten Bankers Europas in einem rundum gläsernen Saal in luftiger Höhe mit atemberaubendem Blick auf die Frankfurter Skyline. Baubeginn der beiden leicht geneigten Bankentürme ist im Frühjahr 2008. Die Zentralbank rechnet mit Baukosten in Höhe von einer halben Milliarde Euro.

Futuristisches Design aus Wien

Bis zu 2.300 Menschen sollen in der neuen Zentrale arbeiten, 1.300 von ihnen als Beschäftigte der EZB. An dem 2003 gestarteten Architekten-Wettbewerb hatten sich 80 Büros aus aller Welt beworben. Den Zuschlag erhielt schließlich das Wiener Büro "coop Himmelb(l)au" des Architekten Wolf Prix.

Zur Zeit ist die Europäische Zentralbank im Eurotower im Bankenviertel, aber auch in anderen Gebäuden in der Frankfurter Innenstadt untergebracht. Die Pläne hatten in der Stadt Frankfurt eine heftige Kontroverse über den Umgang mit der knapp 80 Jahre alten und denkmalgeschützten Großmarkthalle ausgelöst.

Prix' Entwurf sieht vor, das 220 Meter lange Denkmal am Mainufer aus dem Jahr 1928 im Zuge des Neubaus stark zu verändern. So ist der Abriss der zwei Annexgebäude im Osten und Westen der Halle geplant. Außerdem soll der neue Eingangsbereich das Denkmal an der Stelle durchschneiden, an der es im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

''Die Bank will sich zum Rest der Welt öffnen''

Im historischen Großmarkt sollen nun ein Besucherzentrum, eine Bibliothek, Konferenzräume und Büros untergebracht werden. ''Dies hat symbolische Bedeutung: Die Bank will sich zum Rest der Welt öffnen'', sagte Lorenzo Bini Smaghi, Mitglied im Direktorium der Europäischen Zentralbank.

So soll zwischen den Türmen ein Atrium mit hängenden Gärten entstehen, das visuellen Kontakt zum Frankfurter Stadtzentrum mit der Skyline des Bankenviertels herstellt. ''Unsere Zentrale wird nicht das höchste Gebäude in Frankfurt sein, aber ein sehr signifikante'', sagte Bini Smaghi. In dem extrem energieeffizienten Wolkenkratzer solle die Wärme aus dem Computerzentrum in die Heizungsanlage eingespeist werden.

Denkmalgeschützte Großmarkthalle

Die Erben von Großmarkt-Erbauer Martin Elsaesser hatten bis zuletzt scharf gegen die Umbau-Pläne protestiert und auf das Urheberrecht Elsaessers gepocht. Aus Sicherheitsgründen bestand die Europäische Zentralbank jedoch auf den Abriss der eigentlich geschützten Annexgebäude: ''Sie stehen sehr nah an der Straße und wären nur schwer gegen Autos zu schützen gewesen'', sagte EZB-Direktor Bini Smaghi.

Nicht mit Mauern, sondern mit Gräben und natürlichen Hindernissen will sich die Bank vor möglichen Attentaten schützen: ''Denn wir wollen nicht in einer Festung arbeiten.'' Das hessische Landesamt für Denkmalpflege folgte dieser Argumentation: Nach monatelangem Widerstand lenkte die Behörde am Montag ein und machte damit den Weg für den EZB-Neubau frei.

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