Folgen der Finanzkrise:London plant neue Bankenhilfe

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Milliarden gegen die Kreditklemme: Die britische Regierung plant offenbar weitere Finanzhilfen für angeschlagene Banken, noch im Januar will Premierminister Gordon Brown konkrete Vorschläge entwickeln.

A. Oldag

Brown hatte sich in den vergangenen Wochen wiederholt unzufrieden geäußert, dass die Banken ihre Kreditvergabe an Unternehmen und Privatkunden zu restriktiv handhaben und dadurch die Wirtschaft noch tiefer in eine Rezession getrieben werde. Außerdem will die Regierung mit einem milliardenschweren Beschäftigungsprogramm 100.000 neue Jobs schaffen. Als Beispiele nannte Brown Schul- und Krankenhausprojekte, die Elektroauto-Industrie, schnelle Internetverbindungen sowie erneuerbare Energien.

Gordon Brown überlegt offenbar, einige Kreditinstitute komplett zu verstaatlichen. (Foto: Foto: AP)

Zu den Elementen eines neuen Banken-Hilfspakets zählen nach britischen Medienberichten neben Finanzspritzen auch günstigere Staatsgarantien für Banken. Dabei zieht die Regierung offenbar sogar eine vollständige Verstaatlichung einiger Kreditinstitute in Erwägung. Gegen eine solche Zwangsmaßnahme wehrt sich jedoch die Bankenbranche. Finanzanalysten halten eine Verstaatlichung auch deshalb für unwahrscheinlich, weil dies das Image des Finanzplatzes London schädigen könnte. Für realistischer wird dagegen die Schaffung einer staatlich kontrollierten "bad bank" (wörtlich: schlechten Bank) gehalten, die faule Kredite der privaten Institute sammelt.

Häuser immer weniger wert

Aufgeschreckt ist die Regierung durch eine Studie der Notenbank: Danach ist die Kreditvergabe in den letzten drei Monaten des Jahres 2008 weiter gesunken. Vor allem Kredite an private Haushalte seien weiter eingeschränkt worden, heißt es in dem vierteljährlichen Bericht der Bank of England. "In den kommenden drei Monaten wird ein weitere Rückgang erwartet", warnen die Notenbanker.

Bislang hatten sich die drei britischen Großbanken Royal Bank of Scotland (RBS), HBOS und Lloyds TSB im Tausch gegen Aktien mit 37 Milliarden Pfund (38,5 Milliarden Euro) aus dem ersten staatlichen Rettungspaket bedient. RBS ist damit zu 58 Prozent in Staatsbesitz. Die Regierung mischt sich bislang jedoch kaum in das operative Tagesgeschäft ein.

Das steuerfinanzierte Paket hatte ein Volumen von insgesamt 500 Milliarden Pfund. Für eine Teilprivatisierung der Kreditinstitute hatte die Regierung 50 Milliarden Pfund zur Verfügung gestellt. Neben einer Geldspritze von 200 Milliarden Pfund der Notenbank verpflichtete sich der Staat zudem, mit 250 Milliarden Pfund Leihgeschäfte zwischen den Banken zu garantieren.

Der Immobilienpreisverfall setzt sich derweil in Großbritannien und den USA ungebremst fort. In den USA sind die Häuserpreise nach Branchenberichten im Oktober um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen. Die Novemberzahlen aus Großbritannien zeigen ebenfalls nach unten: In England und Wales sackten sie nach Regierungszahlen im Jahresvergleich um 12,2 Prozent ab - der stärkste Rückgang seit 2000.

© SZ vom 05.01.2009/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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