Finanzkrise:Weber nimmt Banken in die Pflicht

Die internationale Finanzkrise ist nach Ansicht von Bundesbankpräsident Axel Weber noch nicht ausgestanden. Gefordert seien nun aber zuallererst die Banken selbst.

"Es ist noch zu früh, Entwarnung zu geben. Die Vertrauenskrise ist noch nicht überstanden", sagte Weber der Bild-Zeitung. Solange der Preisverfall am US-Immobilienmarkt anhalte, müsse mit weiteren Turbulenzen gerechnet werden.

Weber forderte die Vorstände der großen Banken auf, das verlorengegangene Vertrauen der Märkte wieder zurückzuerlangen. "Es ist leider viel Vertrauen verspielt worden. Das gilt es schnellstens zurückzugewinnen", betonte der Bundesbank-Präsident.

"Verluste offenlegen"

"Das wirksamste Rezept ist Offenlegung der Risiken und Transparenz an den Finanzmärkten." National wie international seien zuallererst die Banken selbst gefordert. "Banken, die hohe Risiken eingegangen sind, müssen ihre Verluste offenlegen. Die Eigentümer dieser Banken, egal ob staatlich oder privat, müssen diese Verluste tragen, sonst werden keine Lehren aus der Krise gezogen", sagte Weber.

Weber warnte zugleich vor einem übereilten Eingreifen des Staates: "Allgemein ist der Staat nur dann gefordert, wenn es darum geht, eine Krise des Gesamtsystems abzuwenden. Unser deutsches Finanzsystem ist im Kern jedoch robust."

Auch EU-Finanzkommissar Joaquín Almunia sieht den Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise noch nicht erreicht. "Wir haben noch immer keinen Überblick über das gesamte Ausmaß der Verluste und es fehlt immer noch an Vertrauen in die Banken", sagte der EU-Kommissar für Wirtschaft und Finanzen der Frankfurter Rundschau.

Klagen über den starken Euro weist Almunia zurück: Er helfe vielmehr, die gestiegenen Preise von Importgütern zu dämpfen. Der Kommissar räumt ein, dass einzelne exportorientierte Unternehmen durch den hohen Kurs der Gemeinschaftswährung große Probleme haben. "Aber die Mehrzahl der Branchen hat diese Schwierigkeiten nicht", sagte Almunia der Zeitung.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/AFP/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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