Finanzkrise:Lehman-Pleite trifft Landesbanken schwer

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Zusammengenommen verlieren die deutschen Landesbanken durch den Konkurs des US-Investmenthauses Lehman offenbar mehr als eine Milliarde Euro.

Die Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers trifft mehrere der sieben noch selbstständigen deutschen Landesbanken offenbar hart.

Die Nettobelastung aus dem Zusammenbruch des Instituts betrage ingesamt deutlich mehr als eine Milliarde Euro, berichtete das Handelsblatt am Freitag unter Berufung auf Branchenkreise.

Entsprechende vorläufige Angaben hätten die Institute in dieser Woche dem Sparkassenverband DSGV übermittelt. Der DSGV wollte die Summe der Belastungen nicht bestätigten.

"Verkraftbarer Rahmen"

Ein DSGV-Sprecher sagte lediglich, die Belastungen für die Institute bewegten sich "in absolut verkraftbarem Rahmen".

Dem Bericht zufolge trifft die Pleite die einzelnen Landesbanken sehr unterschiedlich. "Relativ unauffällig" blieben die Dekabank, die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), die NordLB und die WestLB, berichtete das Handelsblatt aus Landesbankkreisen.

Deutlicher betroffen seien die HSH Nordbank, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die BayernLB. Wie es aus Finanzkreisen hieß, würden die Risiken für die BayernLB einen "niedrigen dreistelligen Millionenbetrag nicht überschreiten". Ein Sprecher der BayernLB sagte, die Belastungen durch die Lehman-Pleite seien "Gegenstand umfangreicher Prüfungen".

Die nordrhein-westfälische WestLB hatte in dieser Woche ihr Engagement bei dem US-Investment-Haus auf einen Betrag im "niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Bereich" beziffert.

Auch der landeseigenen Förderbank NRW-Bank drohen eigenen Angaben zufolge Verluste aus Engagements bei der insolventen US-Investmentbank Lehman Brothers.

Zur Erfüllung ihrer Förderaufgaben müsse sich die NRW-Bank am Kapitalmarkt refinanzieren und habe "in diesem Zusammenhang in einem für eine Bank ihrer Größe normalen Rahmen auch in Produkte der US-Investmentbank Lehman Brothers investiert", teilte die Förderbank mit. Angesichts der Turbulenzen auf den internationalen Kapitalmärkten könne "diese Investition zu einer Belastung führen".

Die mögliche Gesamtbelastung liege jedoch "in einem unproblematischen Rahmen", erklärte das Institut.

Der DSGV wollte zur Höhe der Belastungen für einzelne Landesbanken keine Stellungnahme abgeben. Die jeweilige Schadenshöhe hänge "von der Höhe des jeweiligen Engagements bei Lehman Brothers ab", sagte der DSGV-Sprecher.

"Seriöse Angaben" zu tatsächlichen Verlusten der Landesbanken durch die Bank-Pleite ließen sich jedoch erst dann machen, "wenn klar ist, wie es mit Lehman Brothers weiter geht".

Neue Rücktrittsforderungen

Die Sparkassenverbände und Länder sind in der Regel die Eigentümer der Landesbanken.

Angesichts der drohenden Verluste für die Landesbanken forderte die Linkspartei den Rücktritt der Finanzminister Baden-Württembergs und Bayerns, Willi Stächele (CDU) und Erwin Huber (CSU).

Die Minister "sollten sich ihrer Verantwortung bewusst werden und schnellstmöglich" ihre Posten räumen, forderte der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken, Ulrich Maurer.

Noch vor Jahren hätten sich die unionsgeführten Landesregierungen in Bayern und Baden-Württemberg ihrer finanzpolitischen Kompetenz gerühmt. Heute müssten die Huber und Stächele "kleinlaut zugeben, dass die von ihnen kontrollierten Landesbanken fahrlässig zig Millionen Steuergelder verbrannt haben", erklärte Maurer.

© sueddeutsche.de/AFP/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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