Finanzkonzern greift bei Banktochter durch:Allianz zerlegt Dresdner Bank

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Die Allianz bereitet mit einem umfassenden Umbau ihrer Tochter Dresdner Bank den Ausstieg aus dem angeschlagenen Investmentbanking-Geschäft und einen möglichen Kauf der Postbank vor. Dazu soll das Privat- und Firmenkundengeschäft rechtlich von der Investmentsparte Dresdner Kleinwort getrennt werden.

Thomas Fromm

Der Aufsichtsrat der Dresdner Bank billigte am Freitag die Entscheidung, zwei eigenständige Banken unter einem gemeinsamen Holding-Dach zu halten. Betroffen von der Umstrukturierung sind etwa 26000 Mitarbeiter. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hält sich die Finanzgruppe sowohl für das Kundengeschäft wie auch für ihre Investmentbank zurzeit ,,alle Optionen offen''. Denkbar sei Branchenkreisen zufolge neben einem Verkauf des Investmentgeschäfts auch, dass Allianz und Dresdner nach größeren Partnern für Dresdner Kleinwort suchen. So könnte das Haus mit dem Investmentbanking-Geschäft einer ausländischen Großbank zusammengelegt werden, um das Geschäft international breiter aufzustellen.

In Frage kämen nach Angaben aus Branchenkreisen unter anderem ausländische Wettbewerber wie die französischen Institute Société Générale und BNP Paribas. Möglich sei aber auch eine andere Lösung - etwa der Einstieg eines ausländischen Staatsfonds bei Dresdner Kleinwort. Ein Verkauf der Investmentbanking-Sparte gilt wegen der anhaltenden Finanzkrise als extrem schwierig. An der Frankfurter Börse kamen die Pläne der Dresdner Bank gut an.

Der Kurs der Allianz-Aktie zog nach Bekanntwerden der bevorstehenden Aufspaltung ins Plus und kletterte um bis zu 0,72 Prozent auf 111,74 Euro. Seit langem wird darüber spekuliert, die Allianz könnte die Dresdner Bank wieder verkaufen oder aber ihr Institut durch Zukäufe stärken. Mit der Abspaltung des krisenanfälligen Investmentbankings werde das verbleibende Bankgeschäft nun attraktiver für einen Verkauf, heißt es in Finanzkreisen.

Gleichzeitig werde es einfacher, selbst Zukäufe zu tätigen. ,,Damit haben wir die Voraussetzung geschaffen, aktiver am Konsolidierungsprozess im deutschen Bankenmarkt teilzunehmen'', räumte ein Sprecher der Dresdner Bank ein. Vor sieben Jahren hatte die Versicherung die Bank für 24 Milliarden Euro übernommen. Es war ihr seither nicht gelungen, das Institut auf Dauer erfolgreich zu machen.

Mit Postbank könnte Kundengeschäft stärken

Als Alternative zu einem Verkauf erwägt der Versicherer Branchenkreisen zufolge die Übernahme der Postbank. So könnte die Allianz die Dresdner Bank im Kundengeschäft stärken. Mit mehr als 15Millionen Kunden ist die Postbank das größte Institut in Deutschland. Durch eine Fusion von Dresdner und Postbank würde eine Privatkundenbank entstehen, die es im Filialgeschäft mit den Sparkassen und Genossenschaftsbanken aufnehmen könnte. Für die Postbank interessieren sich aber auch andere Banken, darunter offenbar auch die Commerzbank und die Deutsche Bank. Mit ihren neuen Plänen reagiert die Allianz vor allem auf die Milliardenbelastungen bei Dresdner Kleinwort.

Die weltweite Finanzkrise hatte die Tochter im vergangenen Jahr voll erwischt. Dies führte zu Milliardenabschreibungen. Das operative Ergebnis der Dresdner Bank sank auf 710 Millionen Euro von 1,35 Milliarden Euro im Vorjahr. Auch für das laufende Jahr hatte Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter weitere Belastungen wegen der US-Hypothekenkrise angekündigt. Im Investmentbanking sollen wegen der Krise bei Dresdner Kleinwort 450 der weltweit 6000 Stellen wegfallen, außerdem will sich das Institut schrittweise aus riskanten Kreditgeschäften zurückziehen.

Erst vor wenigen Wochen hatte Allianz-Vorstandschef Michael Diekmann nur vage auf die Frage nach einem möglichen Interesse an der Postbank geantwortet. Er sagte, man sei ,,Marktteilnehmer'' und werde sich ,,mit dem Thema auseinandersetzen''. Zurückhaltend war er auch beim Thema Dresdner Kleinwort. Das Management der Dresdner und ihrer Investmentbank hätten sein volles Vertrauen, sagte Diekmann. Vor der Finanzkrise betonte der Allianz-Chef noch, die Bank und ihr Investmentarm seien fester Bestandteil der Konzerngruppe.

© SZ vom 15./16.3.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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