Finanzhilfe für Fannie und Freddie:US-Regierung stützt Krisenbanken

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Die Hypothekerfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac stehen am Abgrund. Nun schnürt die US-Regierung ein Finanzpaket - um den Kollaps des Immobilienmarktes zu verhindern.

Es geht um fünf Billionen Dollar - mehr als ein Drittel des US-Bruttoinlandsprodukts. So groß ist das Volumen der Schuldverschreibungen, das derzeit in den Büchern der angeschlagenen US-Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac schlummert.

Besorgte Blicke an den US-Börsen: Die Krisenbanken Fannie Mae und Freddie Mac stehen am Abgrund. (Foto: Foto: AFP)

Das Risiko, dass die beiden Finanzinsitute unter dieser Last zusammenbrechen, ist der US-Regierung offenbar zu groß. Zusammen mit der Notenbank will Finanzminister Henry Paulson die beiden Finanzierer stützen und hat Fannie und Freddie daher umfangreiche Hilfe angeboten.

Ziel sei es, das Vertrauen in die Stabilität des Finanzsystems und der Finanzmärkte inmitten der Kreditkrise zu stärken, erklärte Paulson in der Nacht auf Montag. Sein Ministerium kündigte an, vorübergehend den staatlichen Kreditrahmen für die beiden Branchenführer von derzeit 2,25 Milliarden Dollar anzuheben. Zudem wolle die Regierung auch erstmals Anteile der staatlich geförderten Unternehmen kaufen, falls dies zur Stärkung der Kapitalbasis nötig sei.

Versteigerung als Vertrauenstest

Auch die US-Notenbank Fed schließt sich der Hilfsaktion an und bot Fannie und Freddie für eine Notfall-Finanzspritze Zugang zu ihrem Diskont-Kreditprogramm für Finanzinstitute an.

Mit dem Hilfsangebot versuchen Regierung und Notenbank die Märkte nach den neusten Turbulenzen im Zuge der Kreditkrise zu beruhigen, die am Wochenende mit dem Zusammenbruch der Hypothekenbank Indymac zur größten Bankenpleite in den USA seit mehr als 20 Jahren geführt hatte.

Als wichtiger Vertrauenstest am Markt gilt nun eine Versteigerung kurzfristiger Anleihen von Freddie Mac am Montag im Volumen von drei Milliarden Dollar. Fannie und Freddie begrüßten die Hilfsangebote. Zwar seien beide Unternehmen ausreichend mit Kapital versorgt, doch würde dies Vertrauen schaffen.

Die Regierungspläne bedürfen noch der Zustimmung des Kongresses. Ein Vertreter des Finanzministeriums zeigte sich aber zuversichtlich, dass diese noch in dieser Woche vorliegen werde. Die Regierung betonte die Bedeutung der beiden Hypothekenfinanzierer für den US-Immobilienmarkt und erteilte zugleich Spekulationen über eine Verstaatlichung eine Absage. "Fannie Mae und Freddie Mac spielen eine wichtige Rolle in unserem Immobilienmarkt und sollten diese Rolle in ihrer derzeitigen Form als börsennotierte Unternehmen fortsetzen", sagte Präsidialamtssprecherin Dana Perino.

Drohender Kollaps

Die Notenbank erklärte, sie wolle mit ihrem Diskontkredit-Angebot die Hilfszusagen der Regierung unterstützen und Fannie Mae und Freddie Mac in die Lage versetzen, ihr Hypothekengeschäft in einer Zeit angespannter Finanzmärkte fortzuführen.

Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im März hatte die Fed zusätzliche Kreditlinien für die großen Banken bereitgestellt, damit sich diese leichter bei der Notenbank refinanzieren können. Nach dem Debakel um die US-Investmentbank Bear Stearns, die mit Hilfe der Fed zunächst gerettet und dann an den Konkurrenten JPMorgan verkauft worden war, hatte die Fed ihre Diskontkredite auch auf Investmentbanken ausgeweitet. Diese Form der Refinanzierung hatte bis dahin nur normalen Geschäftsbanken zur Verfügung gestanden.

Im Falle einer Pleite von Fannie und Freddie würde ein völliger Kollaps des US-Immobilienmarktes drohen, weil die beiden Firmen den Markt für Hypotheken nach dem Rückzug vieler Banken derzeit fast allein am Laufen halten. Die Aktien beider Unternehmen hatten wegen Sorgen um die Finanzsituation vergangene Woche massiv an Wert verloren.

© sueddeutsche.de/Reuters/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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