Finanzbetrug:Der gefährliche Job als Finanzagent

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Immer wieder suchen Internetbetrüger Helfer für Geldwäsche. Es drohen hohe Schulden und Haftstrafen.

Andreas Kunze

Es klingt so verlockend, was per E-Mail als leichter Job für jedermann angeboten wird: Ein internationales Unternehmen suche "Finanzagenten" oder "Account-Manager" in Deutschland. Der neue Mitarbeiter müsse nur mit seinem Konto bei Transaktionen helfen - und werde dafür bestens bezahlt. Wer darauf eingeht, steht schon mit einem Bein im Gefängnis.

Auftraggeber sind in der Regel organisierte Banden, die ihr Geld mit Internet-Kriminalität verdienen. Sie verschaffen sich zum Beispiel Zugriff auf Onlinekonten von Bankkunden und überweisen hohe Beträge auf andere Konten. Natürlich fließt das ergaunerte Geld nicht direkt auf das eigene Konto irgendwo in Osteuropa. Dann wäre die Spur nachverfolgbar, und das Geld schnell rückbuchbar.

Vielmehr brauchen die Banden Helfer, um selbst unsichtbar zu bleiben. Sie überweisen zunächst an einen inländischen "Finanzagenten", der das Geld abhebt und dann - abzüglich seiner Provision von bis zu zehn Prozent - über eine Bargeld-Transferfirma an einen anonymen Empfänger in Osteuropa telegraphiert.

Hohes Risiko

Der Lohn ist hoch, aber das Risiko auch: Vom Landgericht Darmstadt und vom Amtsgericht Hamm wurden unlängst zwei Finanzagenten wegen Geldwäsche sowie Beihilfe zum Computerbetrug zu Geldstrafen verurteilt. Das Amtsgericht Berlin-Tiergarten ging sogar noch einen Schritt weiter und verurteilte einen Mann zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung, weil er Geld in die Ukraine transferiert hatte (Az: 233 Ds 735/05).

"Neben einer strafrechtlichen Verfolgung muss der Helfer damit rechnen, für den Schaden verantwortlich gemacht zu werden", sagt der auf Onlinerecht spezialisierte Rechtsanwalt Sascha Kremer aus Mönchengladbach. Der geschröpfte Bankkunde kann seinen Verlust beim Helfer einfordern, der selbst außer der Provision nichts mehr hat. Kremer: "Bei solchen Jobs kann niemand darauf pochen, er habe von nichts gewusst oder nichts geahnt."

Selbst absolut gutgläubige Menschen können wider Willen zu Helfern der Internet-Gangster werden, etwa Vermieter. Ausländische Geschäftsleute geben vor, für Mitarbeiter oder Veranstaltungen mehrere Wohnungen oder Räume mieten zu wollen. Kaution und Miete gehen im Voraus prompt auf dem Konto des Vermieters ein - allerdings überwiesen von einem der geplünderten Onlinekonten.

Kurz darauf melden sich die Geschäftsleute mit großem Bedauern: Sie müssten den Vertrag leider stornieren. Der Vermieter möge das bereits erhaltene Geld abzüglich der vereinbarten Vertragsstrafe bitte zurücküberweisen, und zwar auf ein Konto im Ausland.

Macht der Vermieter das mit, hat er bei einer Geldwäsche geholfen. Macht er das nicht und behält das Geld, so werden die Geschäftspartner böse. Experte Kremer: "Wer wider Willen da hineingeschlittert ist, sollte schnellstmöglich einen Anwalt aufsuchen oder die Polizei einschalten."

© SZ vom 11.04.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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