Ferien-Immobilie:Günter Grass und sein Sommerhaus

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Seit 1991 hat der Literatur-Nobelpreisträger ein Haus in Dänemark gemietet. Nun fragt sich die rechtspopulistische Dänische Volkspartei, ob Vertrag und Miete überhaupt dem Gesetz entsprechen.

Dem Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass (79) droht Ärger wegen seines Sommerhauses in Dänemark. Die rechtspopulistische Dänische Volkspartei (DVP) hat das Domizil auf der Ostseeinsel Møn als "wahrscheinlich bewusste Umgehung von Gesetzen" ins Visier genommen. Wie Parteisprecher Morten Messerschmidt bestätigte, hat er vom Umweltministerium Auskunft über die Hintergründe für den 1991 mit Grass abgeschlossenen und 2002 um 15 Jahre verlängerten Mietvertrag verlangt, den er für eine bewusste Umgehung der in Dänemark geltenden gesetzlichen Regeln hält.

Sommer 2006: Schriftsteller Günter Grass vor seinem Ferienhaus auf der dänischen Insel Møn. (Foto: Foto: dpa)

In dem skandinavischen Land ist der Verkauf von Ferienhäuser an Ausländer ohne permanenten Wohnsitz in Dänemark verboten. Unter das Verbot fällt auch die Verlängerung eines langfristigen Mitverhältnisses. Aus dem Kopenhagener Justizministerium verlautete nach Bekanntwerden von Messerschmidts Initiative, dass die Verlängerung des Mietvertrages mit Grass 2002 "ein Fehler" gewesen sei, weil dies "eigentumsähnliche Verhältnisse" geschaffen habe. Die zweimalige Vermietung über insgesamt 25 Jahre bezeichneten auch mehrere Wohnrechtsexperten als nach dänischem Recht nicht zulässige Umgehung des Verkaufsverbotes.

Aus dem Büro von Grass in Lübeck hieß es, der Schriftsteller wolle sich zu der "innerdänischen Angelegenheit" nicht äußern. Der Literat hatte das strohgedeckte Haus auf Møn zunächst für zehn Jahre vom staatlichen Wald- und Naturamt gemietet und den Vertrag 2002 dann um 15 Jahre verlängert.

Die DVP profiliert sich immer wieder mit Forderungen nach schärferen Ausländergesetzen. Messerschmidt sagte: "Ich habe weder etwas gegen Grass noch gegen Deutsche, die dänische Sommerhäuser mieten. Aber das Verkaufsverbot gibt es mit gutem Grund, und es muss eingehalten werden."

Seine Kritik richte sich auch gegen die "doch ungewöhnlich niedrige Miete" für das Haus auf Møn. Er sei im Besitz des Mietvertrages und komme auch bei Einrechnung von Instandhaltungsaufwendungen auf eine "völlig marktunübliche" Monatsmiete von 2200 Kronen (300 Euro) für den Schriftsteller. Vom Umweltministerium wolle er nun auch wissen, wer die Verantwortung dafür trage und ob der bei Vertragsabschluss amtierende Umweltminister und derzeitige Außenminister Per Stig Møller davon gewusst habe.

In den 90er Jahren hatte das dänische Sommerhaus-Kaufverbot für Ausländer schon den Schriftsteller Siegfried Lenz (80) vertrieben.

Lenz hatte sein vor Erlass des Verbotes erstandenes Häuschen nach fast 30 Jahren in Unkenntnis der neuen Regeln verkauft. Der angestrebte Kauf eines neuen wurde ihm verweigert.

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